Für Gastronomen wird es eng: Durststrecke am Donaukanal
Während Sportler und Lokalbesucher dieser Tage am Donaukanal noch kräftig Sonne tanken, bereiten die ansässigen Gastronomen das Saisonende vor. An den Wochenenden finden Abschluss-Feste statt, in spätestens zwei Wochen machen viele Bars dicht. Ob sie im Frühling wieder aufsperren, ist bei einigen ungewiss.
Denn nach wie vor ist offen, wer den Zuschlag für die sechs ausgeschriebenen Lokalflächen erhält. Wie berichtet, laufen im Oktober die Pachtverträge von Tel Aviv Beach, Feuerdorf, Hafenkneipe, Central Garden, Adria Wien und Badeschiff-Vorkaifläche aus. Die Donauhochwasserschutz-Konkurrenz (DHK), Eigentümerin des Ufers, sucht seit November nach Interessenten.
Von 40 zugelassenen Bewerbern haben Ende Juni 25 konkrete Nutzungskonzepte für die Flächen abgegeben. Wer den Zuschlag bekommt, solle noch im Sommer verkündet werden, hieß es unlängst. Eine Personenkommission bewerte derzeit die Einreichungen, teilt ein Sprecher der Via Donau (geschäftsführende Stelle der DHK, Anm.) auf Anfrage mit. Sie unterbreite den DHK-Kurien dann einen Vergabevorschlag: „Mit einer Entscheidung ist in den kommenden Wochen zu rechnen.“
Sich weiter zu gedulden, fällt den Flächen-Inhabern schwer. „Die Nerven liegen blank“, erzählt Karin Guttmann von der Hafenkneipe. Sie hat sich – wie die meisten von der Ausschreibung betroffenen Gastronomen – um einen weiteren Pachtvertrag beworben. Sollte sie ihn nicht bekommen, müsse sie ihre Holz-Bude verkaufen – am besten noch bevor sie demnächst zum Überwintern nach Niederösterreich transportiert werde. Aber: „Solange es keine Entscheidung gibt, kann ich nicht handeln“, sagt Guttmann. „Wir stehen vor einem großen Fragezeichen“, erzählt ihr Nachbar Florian Schmeiser vom Central Garden. „Wir können nicht vernünftig planen.“ Geht Schmeiser leer aus, will er die Kunst-, Kultur- und Sport-Location an einen Platz in der Nähe übersiedeln.
Die Familie Molcho buhlt mit einem Konzept für einen „komplett neuen“ Tel Aviv Beach um einen Ufer-Abschnitt. „Wir legen los, sobald es das Go gibt“, sagt Geschäftsführer Nuriel.
Klagswelle
Vor Gericht gezogen ist dagegen Gerold Ecker. Der Inhaber von Adria und Badeschiff-Vorkaifläche ringt in mittlerweile vier Verfahren mit der Ufer-Eigentümerin. Er bekämpft die Ausschreibung und den Übergabeauftrag, den die DHK ihm und den anderen Lokalbesitzern schickte. Während das Vergabeverfahren noch läuft, geht die DHK nämlich bereits die Retournierung der betroffenen Uferabschnitte an.
Dies sei nötig, um die Flächen zu Vertragsende ordnungsgemäß rückgestellt zu bekommen und einen nahtlosen Übergang zu ermöglichen, erklärt der Via-Donau-Sprecher. Über laufende Gerichtsverfahren könne man aber keine Auskunft geben.
Donaukanal entzweit Stadtregierung
Die DHK besteht aus den drei Kurien Bund, Land Niederösterreich und Stadt Wien. Gegner der Ausschreibung – darunter Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) – fürchten, dass aufgrund der Vergabekriterien (u. a. umsatzabhängiger Zins) große Betriebe und Gastro-Ketten bevorzugt werden. Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) rechtfertigt die Ausschreibung mit einem Bericht des Rechnungshofs aus 2016, der fehlende Umsatzbeteiligungen und Untervermietungen beanstandete.
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