Debatte um Naschmarkt-Parkplatz: Das neue Unwort „Markthalle“
Ganz schlau wird man aus Ulli Sima dieser Tage nicht. Die für die Märkte zuständige und gemeinhin nicht um klare Ansagen verlegene SPÖ-Stadträtin sorgt mit Aussagen zur Zukunft des Naschmarkt-Parkplatzes für Verwirrung.
Vor fast genau einem Jahr, kurz vor der Wien-Wahl, waren Simas Aussagen recht eindeutig: Auf der Fläche an der Linken Wienzeile solle eine seitlich offene Markthalle mit Platz für rund 300 Lebensmittel- und Gastrostände nach Vorbild der Londoner Borough Markets entstehen, hieß es damals.
Geplant sei eine rund 4.800 Quadratmeter große, begrünte Glas-Stahl-Konstruktion samt Fotovoltaik-Anlage.
Sowohl über die Pflanzen als auch über die Fotovoltaik-Anlage redet Sima auch heute noch gerne. Über die Markthalle weniger: Nicht einmal das Wort will sie in den Mund nehmen.
Ist die Stadträtin angesichts der massiven Proteste gegen das Projekt – allen voran aus der Mariahilfer Bezirkspolitik und vonseiten einer sehr aktiven Bürgerinitiative – eingeknickt?
Platz für regionale Ware
„Es sind weiterhin ein Grätzelzentrum mit Begrünung und ein überdachter Platz für regionale Produkte geplant“, sagt eine Sima-Sprecherin auf KURIER-Anfrage. Die Intentionen der Stadträtin hätten sich „nicht geändert“.
Ob das bedeute, dass eine Markthalle komme? Geplant sei eine „Überdachung, in welcher Form auch immer“, so die Sprecherin.
Derzeit werte man die Tausenden Rückmeldungen aus dem Bürgerbeteiligungsverfahren aus, das im April gestartet wurde. Das Ergebnis soll noch „im Herbst“ präsentiert werden – wann genau, könne man aber nicht sagen: „Wir bitten noch um etwas Geduld.“
Freimütiger Stadtrat
Freimütiger – um nicht zu sagen unvorsichtiger – in der Wortwahl ist Simas Parteikollege, Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky. Das Ziel des Naschmarktprojekts sei, „zumindest im Bereich der kommenden Markthalle – wo durchwurzelbarer Raum vorhanden – Baumpflanzungen vorzusehen“, schreibt er in einer Stellungnahme an den Petitionsausschuss des Gemeinderats.
Czernohorszky nimmt das Wort also noch in den Mund. Anlass für seine Stellungnahme war die Petition „Freier Naschmarkt statt offener Markthalle“, die von der Bürgerinitiative „Freier Naschmarkt“ ins Leben gerufen worden war.
In Simas Stellungnahme an den Ausschuss ist lediglich von einer „neuen Drehscheibe für das Angebot regionaler Produkte“ die Rede. Ob unter einer Überdachung oder in einer Markthalle, darauf wird nicht eingegangen.
Enttäuschte Initiative
Für die Bürgerinitiative ist die Sache unabhängig von Wortklaubereien klar. „Die Stadt will auf dem Platz eine Architektur hinbauen, die vermietet wird – egal, wie man das nennt. Gewünscht ist Gastronomie und Bespaßung“, sagt Sprecher Bernhard Cella.
Der Initiative geht das gegen den Strich: Sie will den Parkplatz lieber zu einem Naherholungsgebiet ohne Konsumzwang machen.
Vom Petitionsausschuss fühlt sich die Gruppe mit ihrem Anliegen ignoriert: Vergangenen Freitag waren Cella und eine Mitstreiterin ins Rathaus geladen, um den Abgeordneten ihre Vorstellungen für den Parkplatz zu präsentieren. „Es war enttäuschend“, sagt Cella.
Die einzige Wortmeldung der Regierungsparteien SPÖ und Neos zur Causa habe aus Eigenlob zum Bürgerbeteiligungsverfahren bestanden. Die Petition sei „ergebnislos“ abgeschlossen worden.
Proteste geplant
Die Initiative will nicht aufgeben: Noch an einem Samstag im September ist eine Protestveranstaltung am Naschmarkt geplant. Im Oktober soll eine weitere Aktion stattfinden.
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