Auf dem Naschmarkt-Parkplatz soll eine Markthalle entstehen
Amsterdam hat eine. Kopenhagen hat eine. Berlin hat eine. Nur Wien hat keine. Oder besser gesagt: keine mehr.
Aus der letzten – wunderschönen und denkmalgeschützten – überdachten Markthalle in der Nußdorfer Straße ist 2002 ein Supermarkt geworden.
Dass Wien zwar tolle Märkte, aber keine Markthalle hat, soll sich nun ändern.
Auf dem 10.000 Quadratmeter großen Naschmarkt-Parkplatz in Mariahilf soll schon nächstes Jahr Platz für eine Markthalle gemacht werden. Auf der Fläche des Parkplatzes soll – wie bisher – der samstägliche Flohmarkt stattfinden.
Zusätzlich sollendort – auf Höhe der Wienzeile 48-76 – aber auch neue Markt- und Gastro-Stände aufgebaut werden. Und zwar fixe wie mobile.
Außerdem ist geplant, dort Platz für eine größere konsumfreie Zone zu schaffen. Die Marktstände sollen mit einer 4.800 Quadratmeter großen Glas-Stahl-Konstruktion überdacht und beschattet werden, die Halle soll seitlich offen bleiben.
„Stadtmarkt“
„Wir gehen stadtplanerisch einen neuen Weg“, sagt die für Märkte und Umwelt zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Man wolle ein „modernes Stadtmarktgefühl“ vermitteln und habe sich dabei an anderen europäischen Metropolen orientiert.
Vorbild für die Wiener Markthalle ist der Londoner Borough Market.
Der Markt südlich der London Bridge ist einer der ältesten Lebensmittelmärkte Londons. Und besticht nicht nur durch die große Auswahl an Lebensmittel-, Gastro- und Designer-Ständen, sondern auch durch seine imposante Dachkonstruktion (die ein bisschen an jene der Marx-Halle erinnert).
Wie der Borough Market soll auch die neue Markthalle am Naschmarkt an den Seiten nicht geschlossen sein. Sima geht es um ein „luftiges und helles“ Raumgefühl. Rund 300 Stände – auch jene des Flohmarkts – sollen unter dem Dach Platz haben. Windgeschützt und wetterfest.
Weil sich der Naschmarkt-Parkplatz durch seine große versiegelte Fläche im Sommer schnell aufheizt, soll die Dachkonstruktion begrünt werden – samt Sprühnebelduschen und Kletterpflanzen an den Seiten.
Eine 1.200 Quadratmeter große Pergola soll begrünt, 1.000 Quadratmeter Pflanzenbeete – mit Sitzgelegenheit – sollen geschaffen werden. Dort Bäume zu pflanzen ist – weil es sich ja um eine Überplattung des Wienflusses handelt – nämlich nicht möglich.
Ganz will man der Hitze dort aber nicht den Kampf ansagen. Man will die Sonne, die dort ja regelrecht hinklescht, nämlich auch nutzen.
Geplant ist deshalb, auf dem Dach eine Fotovoltaikanlage zu installieren. Laut Sima und Markus Rumelhart, Bezirksvorsteher von Mariahilf (SPÖ), wäre das die flächenmäßig größte in den Wiener Innenstadt-Bezirken.
Grätzel-Aufwertung
„Das wird den Naschmarkt noch beliebter machen“, sagt Rumelhart. Das sei ein „notwendiger Schritt für die Zukunft“, denn der Naschmarkt soll künftig das Zentrum – und der Beginn – einer Grätzel-Aufwertung sein. Nach seinem Vorbild soll auch die Gegend rund um den Naschmarkt abgekühlt werden.
Dabei will Rumelhart auf Bürgerbeteiligung setzen. „Alle Anrainerinnen und Anrainer sind gefragt, nächstes Jahr ihre Ideen einzubringen und sich zu beteiligen“, sagt er.
Der neue Stadtmarkt sei der „Ausgangspunkt des ersten partizipativen klimaresilienten Grätzels“. Rund um den Markt will man Häuser begrünen und die Hitze drosseln.
Mit diesem neuen SPÖ-Vorstoß bekommt der Naschmarkt-Parkplatz auch eine neue politische Dimension im Wahlkampf. Erst vor knapp fünf Wochen gingen die Grünen in Mariahilf mit ihrem Vorschlag an die Öffentlichkeit, den Parkplatz zu einer „Grünoase“ zu machen.
Statt der 200 bis 300 Autos, die dort jetzt täglich parken, sollte dort ein Park mit Wasserflächen entstehen. Park statt Parkplatz also. Auch die Grünen argumentierten, dass Begrünung und Schatten das Leben der Flohmarkt-Händler erleichtern würden.
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... Marktstände gibt es am Wiener
Naschmarkt. Dazu kommen 35 Plätze für Landparteien und Marktfahrer
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... Marktstände setzen samstags auf Bio-Ware. Erkennbar sind sie an kleinen Bio-Eck-Tischfahnen
2,3...
...Hektar ist der Naschmarkt groß – er ist damit
der größte innerstädtische Markt
Barrierefrei
ist der Naschmarkt seit 2015. Davor wurde er fünf Jahre lang generalsaniert
Einen konkreten Zeit- oder Kostenplan gibt es bei beiden Vorschlägen übrigens noch nicht. Sima um Rumelhart wollen ihr Projekt aber jedenfalls schon nächstes Jahr angehen.
Der Radweg an der Linken Wienzeile, der bei seinem Bau ja für so viel Aufregung gesorgt hat – bleibt von den Planungen übrigens unangetastet.
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