Die FPÖ will den Wiener Naschmarkt retten
Die FPÖ macht sich Sorgen um den Naschmarkt. Dieser sei in einem "katastrophalen Zustand", meint der Mariahilfer Bezirksparteichef Leo Kohlbauer. Zwecks Rettung des bei Touristen wie Einheimischen beliebten Marktes legt er einen Sechs-Punkte-Plan vor.
Darin fordern die Freiheitlichen die Generalsanierung des Landparteienplatzes, auf dem aktuell der wöchentliche Bauernmarkt stattfindet. Dieser sei desolat, sagt Kohlbauer. Zahlreiche Unebenheiten würden eine Stolpergefahr darstellen. Zudem wünscht sich die FPÖ eine Begenungszone auf der Kettenbrücke - ein entsprechender Antrag, der in der Bezirksvertretung von den anderen Parteien angenommen worden sei, würde aber von der Stadt verschleppt.
Bettelverbot & "Österreich Kulinarium"
Weiters sprechen sich die Blauen für ein generelles Bettelverbot sowie für die Ausweitung der Naschmarkt-Flohmarkt-Öffnungszeiten auf 16 Uhr aus. Wie berichtet, fand auch Letzteres im Bezirksparlament eine Zustimmung. Bezirkschef Markus Rumelhart (SPÖ) wurde damit gebeten, mit der zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) eine entsprechende Änderung der Marktordnung zu verhandeln.
Und auch über den Angebotsmix am Naschmarkt macht sich die FPÖ Gedanken. Da das aktuelle Warenspektrum keinen Mehrwert punkto Nahversorgung darstelle, regt Kohlbauer einmal mehr die Errichtung einer zusätzlichen Marktzeile auf dem Naschmarkt an.
Auf einem freien Areal hinter dem Marktamt solle ein "Österreich Kulinarium" entstehen - zehn Stände, die ausschließlich regionale Produkte aus Österreich verkaufen. Neun Stände könnten je einem Bundesland gewidmet sein und der zehnte Südtirol, meint man bei der FPÖ.
"Grünes Hirngespinst"
Darüber hinaus sei eine Naschmarkt-Garage in den Katakomben zwischen Secession und Kettenbrücke wünschenswert, um dem immensen Parkplatzdruck entgegenzuwirken. Der Vorschlag der Grünen, auf dem asphaltierten Parkplatz zwischen der U-Bahn-Station Kettenbrückengasse und dem Café Rüdigerhof einen Park mit Bäumen und Wasserflächen zu errichten, ist für die FPÖ ein Hirngespinst.
"Zum einen würde das statisch nicht funktionieren und zum anderen würde es das Platzangebot für die Flohmarkt-Standler beeinträchtigen", meint Kohlbauer. Die Maskenpflicht auf Märkten ist für ihn "reine Schikane".
FPÖ-Märkte-Sprecher Udo Guggenbichler fordert zudem eine Subvention für die lokalen Landwirte, die auf den Wiener Märkten ihre Produkte verkaufen. "Das würde zur CO2-Reduktion beitragen und die lokale Wirtschaft fördern."
Die Kernarbeitszeit für Markt-Standler müsse aus Rücksicht auf bäuerliche Direktvermarkter in Corona-Zeiten aufgehoben werden, appelliert er.
"Begegnungszone war SPÖ-Idee"
Im Büro des Mariahilfer Bezirkschefs Markus Rumelhart (SPÖ) und seitens des Marktamts wird die blaue Wunschliste allerdings relativiert.
Die Beschreibung des Landparteienplatzes sei "übertrieben", heißt es seitens der Bezirksvorstehung. Die Oberfläche sei "zwar nicht gerade hübsch", man stolpere aber nicht von Schlagloch zu Schlagloch. Eine Sanierung sei zwar Thema - wäre aber "in einem Aufwaschen" mit der Etablierung der Begegnungszone auf der Kettenbrücke - die eine Idee von Bezirkschef Rumelhart sei - wünschenswert. Dafür fehle dem Bezirk bis dato aber das Geld.
"Für die Kettenbrücke, für den neuen Landparteienplatz und für den Parkplatz am Naschmarkt inklusive Flohmarkt braucht es ein neues Konzept", meint Rumelhart. Ein Konzept, das auf das Thema Hitzeinsel Rücksicht nehme. "Ein gutes Beispiel dafür findet man am Schlingermarkt."
Eine Garage unterhalb des Naschmarktes könnte man sich bei der SPÖ ebenfalls vorstellen - "sofern dieses Projekt realisierbar ist", so Rumelhart. "Mit der Realisierung der Garage könnten Parkplätze an der Oberfläche entfallen. Diese Flächen wären dann anderwärtig zu gestalten und zu nützen."
Absage für Österreicher-Markt
Ein Bettelverbot sei ebenso wenig ein Thema wie das von der FPÖ gewünschte "Österreich Kulinarium", heißt es bei der SPÖ. Regionale Produkte würden ohnedies auf dem wöchentlichen Bauernmarkt verkauft.
Zudem lasse die Marktordnung keinen Einfluss auf die angebotene Ware zu, erklärt Alexander Hengl vom Marktamt. Das sei 2006 von der EU verfügt worden, weil jede Lenkung den freien Warenverkauf beeinträchtige.
Davon abgesehen wäre es auf einen Österreich-Markt für die Konsumenten schwierig, zu überprüfen, woher die angebotenen Produkte tatsächlich stammen, meint Hengl.
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