Berlin: Warum der Verhaftete wieder freigelassen wurde

Der zerstörte Weihnachtsmarkt.
Der nach dem Anschlag festgenommene Naved B. ist wieder auf freiem Fuß. Der Anfangsverdacht muss massiv gewesen sein - bestätigt hat er sich jedoch gleich aus einer Reihe von Gründen nicht.

Bereits wenige Stunden nach der Tat hieß es aus Berlin: ein dringend Tatverdächtiger wurde festgenommen. Zwölf Menschen sollte der 23-Jährige getötet haben, 45 verletzt. Es war offensichtlich nur ein Anfangsverdacht, am Dienstagabend wurde Naved B. wieder freigelassen.

"Die bisherigen Ermittlungsergebnisse ergaben keinen dringenden Tatverdacht gegen den Beschuldigten", hieß es von der Generalbundesanwalt. Eine Anwesenheit des Beschuldigten während des Tatgeschehens im Führerhaus des bei der Tat eingesetzten Lkw könne bislang nicht belegt werden, wurde im Juristendeutsch erklärt. Der Verdächtige selbst habe die Tat stets bestritten.

Der Anfangsverdacht muss massiv gewesen sein - ansonsten wäre die Bestätigung der Festnahme des Verdächtigen durch die Berliner Polizei als grober Schnitzer zu bewerten. Bestätigt hat er sich jedoch gleich aus einer Reihe von Gründen nicht.

  • Keine Schmauchspuren: Natürlich wurde Naved B. auch auf etwaige Spuren untersucht. Dabei wurden keine Schmauchspuren - das sind Rückstände, die nach dem Abfeuern einer Waffe zurückbleiben und nicht einfach abgewaschen werden können - gefunden. Damit ist es relativ unwahrscheinlich, dass er den auf dem Beifahrersitz gefunden Polen erschossen hat. Dieser wurde durch laut Informationen von Spiegel Online einen einzelnen Kopfschuss mit einer kleinkalibrigen Waffe getötet.
  • Kein Blut an der Kleidung: Laut Angaben aus Sicherheitskreisen wurde im Führerhaus des Lkw blutverschmierte Kleidung gefunden. Bei dem am Montag Festgenommenem sei hingegen keine Spur von Blut gefunden worden. Ob er noch im Lkw seine Kleidung habe wechseln können, ist unklar.
  • Augenzeuge: Zwar hatte ein Augenzeuge beobachtet, wie der Fahrer aus der Führerkabine gesprungen und geflohen ist, jedoch verlor er ihn rasch aus den Augen. Dennoch wurde ein Mann an der Siegessäule festgenommen. Allerdings nur auf Grundlage einer vagen Personenbeschreibung.

B. ist wegen kleinerer Delikte polizeibekannt. Er habe sich nicht wirklich um sein Asylverfahren kümmerte - er erschien zu mehreren Anhörungen nicht - und soll mehrere Namen benutzt haben, heißt es aus der Polizei. Für die Schreckenstat von Berlin ist er wohl nicht verantwortlich.

Das bedeutet allerdings: Der Attentäter des Anschlags ist noch auf der Flucht, sehr wahrscheinlich bewaffnet. Die Suche nach ihm läuft fieberhaft. Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Andre Schulz, zeigte sich am Dienstagabend jedoch zuversichtlich, "dass wir vielleicht schon morgen oder in naher Zukunft einen neuen Tatverdächtigen präsentieren können."

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