Große Städte haben etwas Faszinierendes an sich, finden viele. Im Gegensatz zum Dorf kann man in einer Metropole – sofern kein Promi – in der Anonymität verschwinden, muss nicht jeden grüßen und selten Leuten unerwünscht über den Weg laufen.
Dazu kommt eine große Palette an Möglichkeiten: Jobs, Kultur, Gastronomie, Events. Geschichtsträchtige, bedeutende Sehenswürdigkeiten treffen oftmals auf moderne Wolkenkratzer, über deren Aussicht auf nächtliche Lichtermeere man nur staunen kann.
Doch viele Menschen bringen in der Regel auch viele Probleme. So klagen Bewohner in den größten Städten der Welt über Umweltprobleme wie giftigen Smog. Auch Infrastrukturprobleme, etwa Verkehrschaos oder Stromausfälle, kommen vor.
Zu wenig Platz
Für Mittel- und Niedrigverdiener ist der teure Wohnraum zudem oft kaum leistbar. Daher leben sie in kleinsten Wohnungen eng zusammen. Oder in Slums – einer der größten befindet sich in Indien, das derzeit sowieso ein gewaltiges Bevölkerungswachstum vorweist und seit April als bevölkerungsreichstes Land der Welt gilt. Kein Wunder also, dass sich in den Top 10 der größten Metropolen der Welt auch die eine oder andere indische Megastadt befindet.
Die Liste ist diverser, als man vielleicht denkt: Der Mega-Staat China ist nur zweimal vertreten, die USA mit ihren bekannten Großstädten, etwa New York, gar nicht. Wie viele Menschen in Megacitys leben, ist nicht immer eindeutig – oft ist auch nicht klar, welche angrenzenden Gegenden dazuzählen. Die Zahlen in dieser Liste basieren daher vor allem auf Staats- und UN-Schätzungen, geben aber einen Überblick, wo die Weltbevölkerung am Explodieren ist:
Platz 10: Osaka, Japan
In den Straßen herrscht Festtagsstimmung und man isst sich nach dem Motto „kuidaore“ auch mal selbst Bankrott: Während den Einwohnern von Japans Hauptstadt Tokio gute Manieren zugeschrieben werden, soll die Bevölkerung von Osaka vor allem gute Laune haben und entspannt den Alltag genießen.
Das offenbar besonders lustige Manzai (japanische Stand-up-Comedy), ein lebendiges Nachtleben und die vielen verschiedenen Essensmöglichkeiten sind vermutlich alles Gründe, warum derzeit mehr als 19 Millionen Menschen in der 223 Quadratkilometer großen, südlich gelegenen Hafenstadt leben.
Das Wirtschaftszentrum wurde in den vergangenen Jahren in großem Ausmaß saniert – 2025 wird hier die Weltausstellung Expo stattfinden. Laut Economist zählt Osaka zu den lebenswertesten Städten der Welt, doch auf noch einer Liste sichert es sich immer mal wieder einen Platz: Die jener Städte, in denen das Leben am teuersten ist.
Bis 2030 soll die Bevölkerung hier leicht schrumpfen und somit aus der Liste der Top Ten wegfallen. Laut UN-Einschätzung nimmt die rasant wachsende Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, Kinshasa, mit dann fast 22 Millionen Menschen Osakas Platz ein - aktuell wohnen dort etwas über 16 Millionen Menschen.
Platz 9: Mumbai, Indien
Seit Mitte April gilt Indien als das bevölkerungsreichste Land der Welt. Kein Wunder also, dass sich in diesem Ranking auch die ein oder andere indische Megastadt befindet. Mumbai zählt etwa 21,3 Millionen Einwohner und gilt als Wirtschaftszentrum – hier ist beispielsweise die Fluggesellschaft Air India angesiedelt. Die Megacity, die bis 1995 übrigens Bombay hieß und in der vergleichsweise viele Milliardäre leben, liegt an der Westküste und überzeugt mit ihren Stränden.
Doch Reichtum und Armut liegen in Metropolen bekanntlich nah beieinander, das wird auch in Mumbai deutlich. Zwischen Finanzviertel, Eisenbahntrassen und Flughafen befindet sich hier auch der Slum Dharavi. Er gilt als der größte in ganz Asien, etwa die Hälfte der Mumbaier Bevölkerung dürfte hier dicht gedrängt leben.
Prognosen sehen die Population bis 2030 auf rund 24,6 Millionen Menschen - und damit Platz 6 - ansteigen.
Platz 8: Peking, China
Tempel, Paläste, einen Teil der Chinesischen Mauer, die „Verbotene Stadt“ – in Chinas politischem Machtzentrum Peking gibt es viel zu entdecken. Kein Wunder, geht seine Geschichte doch fast 3.000 Jahre zurück. Mit Stand 2023 leben hier ungefähr 21,8 Millionen Menschen, 2030 sollen es 24,3 sein - die Stadt wäre dann auf Platz 7.
Insgesamt wächst Chinas Bevölkerung jedoch nicht mehr so schnell wie früher, 2022 war die Bevölkerungsentwicklung erstmals rückläufig. Und das, obwohl die Ein-Kind-Politik 2015 aufgehoben wurde und seit 2021 sogar drei Kinder pro Paar erlaubt sind. Doch die Umstellung funktioniert noch nicht so, wie die Politik sich das vorgestellt hat. Experten sehen auch die hohen Kosten für Wohnraum, Bildung und Gesundheitsversorgung - etwa auch in Peking - sowie die schwindende Bereitschaft zum Heiraten als Gründe für diese Entwicklung. Jeder fünfte Chinese ist schon jetzt älter als 60 Jahre.
Ein großes Problem hat Peking auch, was seine Feinstaubbelastung angeht. Die Stadt ist bekannt für ihren Smog, nun kommen auch immer mehr Sandstürme dazu - bereits vor der Corona-Pandemie war es hier normal, Masken zu tragen.
Platz 7: Kairo, Ägypten
Die Pyramiden von Gizeh befinden sich am südwestlichen Rand, im Nordosten studierte einst Platon - und dazwischen? Moderne Wolkenkratzer, Kaufhäuser, Kinos und Hotels, wie man sie aus westlichen Ländern kennt. In Ägyptens Hauptstadt Kairo treffen Antike und Moderne, Ost und West aufeinander.
Ein großes Problem in Kairo ist die Wohnungsnot – enge, oft baufällige Räumlichkeiten lassen das Leben auf der Straße stattfinden.
Bis 2030 soll die Megacity, in der aktuell etwa 22,2 Millionen Menschen leben, mit 25,5 Millionen Einwohnern auf Platz 5 hochklettern.
Platz 6: Mexico City, Mexiko
In Mexico City bleibt einem die Luft weg, erzählen Reisende. Einerseits wegen den atemberaubenden Sehenswürdigkeiten - etwa das historische Zentrum oder die Wassergärten von Xochimilco, die 2007 zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Gleichzeitig aber auch wegen der enormen Hitze sowie der Umweltverschmutzung, die eine Herausforderung für Bewohner der einstigen Azthekenhauptstadt - 2023 sind es etwa 22,3 Millionen - darstellen.
Bis 2030 sollen 24,1 Millionen Menschen dort leben, demnach würde Mexico City auf Platz 8 abrutschen.
Platz 5: Sao Paulo, Brasilien
„Das New York Südamerikas“, so werben Reiseagenturen für die Megastadt Sao Paulo und schreiben ihr eine pulsierende und aufregende Atmosphäre zu. Bei anderen Quellen hingegen ist die Rede von einem „Moloch“ mit hoher Arbeitslosigkeit und Kriminalität.
Sao Paulo ist eine multi-kulturelle Stadt, in der sich durch die starke Migration eine große Vielfalt an Lokalen mit Küchen aus aller Welt gebildet hat. Derzeit leben dort 22,6 Millionen Menschen, bis 2030 dürfte sich das nur verglichsweise leicht erhöhen und die Stadt auf Platz 8 landen.
Platz 4: Dhaka, Bangladesch
Dhaka ist nicht nur das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum von Bangladesch, sondern auch eine der bedeutendsten Städte Südasiens.
Im vergangenen Jahrzehnt ist die Bevölkerung hier stark gewachsen: 2013 wurde sie noch auf 16,4 geschätzt, 2023 sind es 23,2 Millionen. Doch die Infrastruktur konnte damit nicht mithalten, Strom und Wasser fallen ständig aus. Die Stadt ist vom dichten Verkehr überfordert und die Luftverschmutzung ist hoch. Um dem entgegenzuwirken, wurde Ende 2022 die erste U-Bahn-Linie in Betrieb genommen.
Eine weitere Herauforderung sind die Monsune, die im Sommer immer wieder für heftige Überschwemmungen sorgen.
Bis 2030 soll die Bevölkerng auf etwa 28,1 Millionen wachsen - Dhaka wäre dann voraussichtlich auf Platz 4.
Platz 3: Shanghai, China
International, weltoffen und luxuriös – alles Eigenschaften, die viele nicht unbedingt sofort mit China in Verbindung setzen würden. In der gigantischen Küstenstadt Shanghai zeigt die autokratisch regierte Volksrepublik sich aber so.
Die Überbevölkerung bereitet Sorgen: So schön die Uferpromenaden auch sind, das Stadtbild ist von verschmutzten Flüssen, Smog und Lärmbelastung geprägt.
Aktuell leben ungefähr 29,2 Millionen Menschen in Shanghai, Prognosen sehen weiteres Wachstum auf 32,9 Millionen und Shanghai auch 2030 noch auf Platz 3.
Platz 2: Delhi, Indien
Die indische Hauptstadt ist ein Schmelztiegel, was Kulturen betrifft. Auch im Stadtbild lassen sich Gegensätze erkennen: Es gibt viel Grün, gleichzeitig auch Grau.
Die Luft ist hier so schlecht, dass Bewohner von Schwierigkeiten beim Atmen berichten. Der giftige Smog ist eine Mischung aus Abgasen sowie Rauch, denn Bauern verbrennen ihre Ernte-Reste. Nicht wenige in Delhi dürften daran auch sterben.
Etwa 32,9 Millionen Menschen leben aktuell hier, bis 2030 soll es Tokio mit dann 38,9 Millionen als einwohnerstärkste Stadt der Welt ablösen.
Platz 1: Tokio, Japan
Noch hat diesen Titel Tokio inne. In der schnelllebigen Metropole gibt es viel zu sehen: Quirlige Einkaufsstraßen und mächtige Wolkenkratzer treffen auf historische Tempel und Fischmärkte. Die Metropole zählt regelmäßig nicht nur zu den größten, sondern auch beliebtesten Städten der Welt und ist für ihre Skurrilität bekannt - etwa die vielen, schrägen Verkaufsautomaten oder Anime-Cafés.
Doch der Wohnraum ist begrenzt, die Menschen zahlen viel und leben eng zusammen. Das Problem der hohen Luftverschmutzung ist durch Katalysatoren etwas besser geworden.
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