Am Donnerstag erhielt Musk die noch ausstehenden Genehmigungen für den Flug. Nach dem missglückten ersten Versuch wurden zahlreiche Umbauten an der Rakete und der Startrampe getätigt, um alle Auflagen der Behörden zu erfüllen. Eigentlich hätte das Starship bereits am Freitag abheben sollen, aufgrund gröberer technischer Probleme mit einem Teil der Steuerung (dem Aktuator) musste der Start allerdings verschoben werden.
Heute kurz nach 14 Uhr MEZ startete "Booster 9" mit dreiminütiger Verspätung erfolgreich, der oben aufgesetzte Starship-Prototyp "Ship 25" schwenkte danach allerdings nicht in die geplante Erdumlaufbahn ein - und musste erneut gesprengt werden statt die Erde zu umrunden. Zumindest hatte es erstmals das Weltall erreicht und die Triebwerke funktionieren zunächst einwandfrei. Auch die Startrampe dürfte diesmal trotz einer gewaltigen Detonation einigermaßen heil geblieben sein.
Immerhin flog die Rakete rund acht Minuten und erreichte eine Höhe von knapp 150 Kilometern. Musks kurzer Kommentar auf Twitter dazu lautete: "Wow, wow, wow". Eine offizielle Begründung für die Explosion gibt es nicht, laut Golem.de dürften aber erneut (vier) Triebwerke nach der Trennung der beiden Komponenten ausgefallen sein. Auch von einem möglichen Leck in einem Sauerstofftank ist die Rede.
Musks Starship mit Triebwerksproblemen
Eigentlich hätten demnächst bereits bemannte Flüge um den Mond stattfinden sollen, doch im Frühjahr musste Musks Rakete ebenfalls rund drei Minuten nach dem Start händisch gesprengt werden, wobei nicht einmal das Startabbruchssystem einwandfrei funktionierte und erst nach einer Minute detonierte. Hauptursache für alles sind massive Triebwerksprobleme, denn SpaceX schafft es bisher nicht, die 33 Raptor-Aggregate gleichzeitig am Laufen zu halten. Auch die Abkopplung des Starships funktionierte bis zum heutigen Start nicht einwandfrei.
Dazu wurden beim ersten Start Betonbrocken bis zu zehn zehn Kilometer durch die Luft geschleudert, wobei ein Großbrand in einem benachbarten Naturschutzgebiet ausgelöst wurde. Auch die Startrampe und umliegende Gebäude wurden schwer beschädigt. Musk selbst sprach dennoch von einem erfolgreichen ersten Versuch.
Vorsprung zu China schmilzt
Macht das umgebaute Triebwerkssystem wieder Probleme, dann wird der aktuell geplante Starttermin im Jahr 2025 endgültig platzen und der Vorsprung auf China (geplante Landung 2029) gefährlich dünn. Beide Länder werden mit zwei Raketen zum Erdtrabanten fliegen - eine für die Crew, eine für die Landefähre. Während das asiatische Land bei beiden Flügen auf das gleiche System (Langer Marsch-10) vertraut, setzt die NASA auf Musks Starship für den Transport der Landefähre sowie die hauseigene SLS-Rakete für die Astronauten-Crew. Diese fliegt zwar einwandfrei, wie die Mission Artemis-1 im Vorjahr gezeigt hat, doch ein einziger Start kostet unglaubliche rund vier Milliarden Euro.
Artemis-2 (geplant für 2024) beinhaltet lediglich eine Umrundung des Mondes, doch danach benötigt die NASA dringend Musks Landefähre "Ship 25" für Artemis-3 und Artemis-4. In gewisser Weise arbeiten die USA allerdings schon an einem Plan B, denn für Artemis-5 und 6 wurde Amazon-Gründer Jeff Bezos mit dem Bau einer weiteren Landefähre beauftragt. Diese soll aber frühestens im September 2029 einsatzbereit sein - also vermutlich zeitgleich mit den chinesischen Raumschiffen. Es gibt sogar Spekulationen, dass die Missionen 5 und 6 vorgezogen werden könnten, falls Musk weiterhin erfolglos bleibt.
Konkurrenz aus Indien, Japan oder Russland
Statt dem gigantischen Erfolg für Trump rennt der NASA nun langsam die Zeit davon. Denn anders als in den 60er- und 70er-Jahren gibt es nicht nur die zunehmend marode Sowjetunion als Gegner. Rund um den Mond (und seine gewaltigen Ressourcen) herrscht eine nie dagewesene Goldgräberstimmung.
China, die USA, Russland und Indien arbeiten an bemannten Landungen, rund ein Dutzend weitere Länder und Privatfirmen wollen in den kommenden zwei Jahren Sonden oder Rover schicken. Wegen des regen Verkehrs planen die USA und China bereits an einem eigenen Navigationssystem für den Erdtrabanten.
Aktuelle Studien gehen jedenfalls davon aus, dass bestimmte Rohstoffe in Zukunft so selten und teuer werden, dass sich der außerirdische Abbau tatsächlich lohnt. Durch gleichzeitig immer günstigere Raketen könnte in 30 Jahren sogar der Rohstoffabbau auf Asteroiden lukrativ werden.
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