Rassismus in Österreich erreicht neues Level
Der Rassismus in Österreich hat ein neues Level erreicht. Diese Bilanz zieht die Geschäftsführerin der Anti-Diskriminierungs-Stelle ZARA, Claudia Schäfer, anlässlich der Vorlage des "Rassismus-Report 2015". Waren im Jahr 2013 731 Fälle und 2014 794 Fälle registriert worden, wurden 2015 schon 927 Fälle vermerkt. Besonders negativ ist der Trend im Internet.
20 Prozent der Fälle und damit merkbar mehr als im Vorjahr (17 Prozent) spielten sich im Online-Bereich ab, der größte Teil über soziale Medien wie Facebook oder Google+. Zwei Drittel aller Vorkommnisse stehen im Zusammenhang mit dem Thema Flucht und richten sich gegen Asylsuchende und Helfer.
Erfundene Geschichten
Drohungen gegen Flüchtlinge
Das Internet wurde auch vielfach genutzt, um üble Hassparolen oder Drohungen gegen Flüchtlinge kundzutun. Dies geht vom Wunsch nach Wieder-Eröffnung von Konzentrationslagern bis hin zur Gutheißung antisemitischer Parolen durch die Nationalratsabgeordnete Susanne Winter, die ihr die Mitgliedschaft in der freiheitlichen Partei kostete. Insgesamt hält ZARA fest, es sei alarmierend, wie offen von politischen Repräsentanten mittlerweile Rassismus forciert werde, auch etwa mit der Unterstützung von Besuchsverboten für Flüchtlinge in Bars oder ein Badeverbot für Asylwerber in Schwimmbädern.
Auffällig ist, dass besonders viele der im heurigen Report aufgelisteten Fälle öffentlich schon bekannt waren, das Thema Rassismus derzeit also öffentlich besonders präsent ist. Angeführt werden etwa die viel beachtete FPÖ-Demonstration gegen ein Flüchtlingsheim in Erdberg, die Initiativen in der oberösterreichischen Politik, Deutschpflicht in Schulpausen zu etablieren, (Softgun-)Schüsse auf Asylwerber in Wiener Neustadt oder die Plünderung eines Wiener Supermarkts durch Flüchtlinge, die frei erfunden war.
Alltagsrassismus
Ansonsten dominieren im Report seit Jahren ähnliche Fälle. So werden etwa Diskriminierungen aufgrund von Hautfarbe oder wegen des Tragens eines Kopftuchs sowohl bei der Vergabe von Jobs als auch von Wohnungen verzeichnet. Dazu kommt jede Menge Alltagsrassismus, etwa wenn ein Wiener U-Bahn-Fahrer eine Verzögerung durch das Aufhalten einer Tür durch Männer mit schwarzer Hautfarbe per Lautsprecher-Ansage damit entschuldigt, dass man "auf unsere Drogen-Dealer Rücksicht nehmen müsse". Ein Wiener Arzt will keine Asylwerber behandeln und eine Frau weigert sich, in einer Wohnung eine Heizung abzulesen, weil die Mieterin einen Schleier trägt.
8 Wege, ein weltoffener Mensch zu werden:
Die Zahl der Fälle im ZARA-Report ist wie immer nicht repräsentativ. Sie umfasst im Wesentlichen nur jene Vorkommnisse, die dem Verein gemeldet werden. Dass man selbst kein umfassenderes Monitoring machen kann, ist mit dem engen Finanzkorsett von ZARA begründet. Einmal mehr wurde am Montag auf die "dramatische Situation" des Vereins hingewiesen und an die Politik appelliert, eine Finanzierung der Anti-Rassismus-Arbeit sicherzustellen.
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