Als sich Herbert Leitgeb Freitagmittag seinem Grundstück in Gosdorf in der Südoststeiermark näherte, war das Wasser schon überall: „Für uns ist eine Welt untergangen“.
Der 47-Jährige kletterte zwar noch über das Fenster ins Haus, konnte aber nicht mal mehr alle wichtigen Dokumente der Familie retten: „Es ist alles kaputt, Böden, Möbel, Türen, zum Teil der Kanal, einfach alles. Meine Frau, unsere beiden Söhne und ich haben seitdem kaum geschlafen und sehr viel geweint.“
Direkt am Tag nach dem Hochwasser begann der Steirer mit den Aufräumarbeiten, „mit dem Radlader habe ich gleich die ganzen kaputten Sachen in den Container gebracht.“
Video von den Wassermassen
Jener Schutzwall, der im Zuge des Jahrhundert-Hochwassers 2009 nahe Leitgebs Haus gebaut worden war, half in diesem Fall nichts: „Der Bach ist nicht bei uns, sondern weiter oben über die Ufer getreten. Die Wassermassen sind dann alle zu uns runtergekommen. Es ging so schnell.“
Im Zuge der Aufräumarbeiten muss nun festgestellt werden, ob und was im Haus noch zu retten ist. Herbert Leitgeb ist derzeit mitsamt seiner Familie bei den Schwiegereltern untergebracht, auch sonst gibt es weitere Wohnmöglichkeiten bei Verwandten und Bekannten: „Zum Glück haben wir so viele hilfsbereite Menschen um uns. Sonst wäre es psychisch noch belastender.“
2002 haben die Leitgebs ihr Haus gekauft und saniert, „dann haben wir gespart“ und 2010 wurde dazu gebaut. Von den Möbeln im neuen Wohnzimmer, der Outdoor-Küche, die erst vergangenes Jahr errichtet worden war und den Badezimmern konnte nichts gerettet werden. „Wir schlafen derzeit alle sehr schlecht, weil wir uns so viele Gedanken machen, wie es denn weitergehen wird. Wenn es früher geregnet hat, haben meine Frau und ich gut geschlafen. Wenn es jetzt zu regnen beginnt, stehe ich im Bett.“
Mureck: "Alle sind am Limit"
Auch der Bürgermeister Klaus Strein der steirischen Stadtgemeinde Mureck, zu der Gosdorf gehört, schildert: „Bei uns stehen viele Familien vor dem Nichts, ihre Häuser sind nicht mehr bewohnbar. Die Feuerwehren sind seit Tagen durchgehend im Einsatz. Wir sind alle am Limit. Und trotzdem gibt es so viel Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft.“ Alle hoffen nun, dass sich die Lage vor Ort beruhigt und Normalität einkehrt – damit das große Aufräumen beginnen kann.
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