So wird die Maskenpflicht nun verschärft
Tag 1 der Maskenpflicht in den heimischen Supermärkten: In Wien-Leopoldstadt betritt kurz nach 8 Uhr früh eine ältere Dame den Penny-Markt in der Ausstellungsstraße. Sie hat keine der obligatorischen Masken dabei. Ob sie denn eine haben kann, fragt sie einen Angestellten freundlich.
„Wir haben in der letzten Woche gratis verteilt, nun müssen sie eine kaufen“, sagt der Supermarkt-Mitarbeiter.
Drei Stück kosten nun drei Euro. Keine Rede ist mehr von den Gratismasken, die von der Regierung versprochen wurden. Deshalb ist die Verärgerung bei vielen Kunden groß. Doch vorerst verlangt nur der Rewe-Konzern (Billa, Merkur, Bipa) Geld: „Der Kostenbeitrag liegt unter unserem Selbstkostenpreis, wir verdienen daran selbstverständlich keinen Cent“, betont Rewe-Vorstand Marcel Haraszti.
„Bei uns gratis“
Die anderen Märkte wollen dennoch am kostenlosen Schutz für ihre Kunden festhalten: „Bei uns wird man die Masken weiterhin gratis erhalten“, sagt Spar-Pressesprecherin Nicole Berkmann zum KURIER. „Wir haben 36 Millionen Masken bestellt und haben davon sechs Millionen an die Märkte verteilt und es kommen immer wieder welche nach.“
Das wird auch notwendig sein, denn die Maskenpflicht wird – wie von Bundeskanzler Sebastian Kurz im Vorfeld angekündigt – ausgeweitet. Ab 14. April muss der Schutz (auch ein Schal reicht aus) in allen geöffneten Geschäften getragen werden, dann also auch in jenen unter 400 Quadratmetern. Die Kontrollen übernehmen in diesen Fällen derzeit die Bundesländer und die Bezirkshauptmannschaften.
Noch offen ist, wie das alles in den Bahnen und Bussen ausschaut. Sowohl bei den ÖBB als auch bei den Wiener Linien heißt es, dass es nicht möglich sei, das entsprechende Masken-Gebot zu kontrollieren. Die Lage sei so wie früher beim Schwarzfahren. Man könne den Fahrgast zwar darauf hinweisen, habe aber keine Möglichkeiten dies durchzusetzen, wenn dieser sich weigert.
Die Zugbegleiter und Schaffner haben dann nur die Möglichkeit, einen Polizisten zu rufen. Auch müssten die Beförderungsbedingungen geändert werden.
Ob die Exekutive diese Kontrollen durchführt, war vorerst noch unklar. Bei den Kontrollen in den Supermärkten weigerte sich die Polizei allerdings, deshalb wird die Pflicht dort von den Lebensmittelkontrolleuren überprüft. Die Exekutive schreitet nur ein, wenn es zu Handgreiflichkeiten etwa zwischen Supermarktmitarbeitern und maskenlosen Kunden kommt.
Strafmöglichkeiten
Im Laufe der Woche bekommt die Polizei, wie berichtet, die Möglichkeit, auch mit einem Organmandat (bis zu 90 Euro) vorzugehen. Bisher besteht nur die Wahl zwischen einer Verwarnung und einer Anzeige bei den Gesundheitsbehörden. Diese griffen tief in den Schmalztopf, Strafen über mehrere 100 Euro für Ersttäter waren üblich.
Das sorgte auch für Ärger bei der Exekutive, viele Polizisten sahen das als über das Ziel hinaus schießend.
Auch in einigen Firmen wird es jedenfalls möglich sein, in den kommenden Wochen das Home-Office zu beenden und wieder arbeiten zu gehen - aber eben mit Schutzmaske. Mit der Ausweitung der Schutzmaskenpflicht wird aber die Nachfrage weiter in die Höhe schnalzen. „Es ist derzeit tatsächlich ein Problem, Nachschub zu bekommen“, sagt ein Wiener Händler, der nicht genannt werden will. „Alle Firmen, die damit handeln, haben Probleme, weil nicht alle Masken-Produzenten in China Exportbewilligungen haben.“
Er kritisiert auch, dass viele Leute auf der Straße mit Hochsicherheits-Masken (FFP2, FFP3) herumlaufen, die eigentlich in Krankenhäusern Mangelware sind. „Das gehört schnell reguliert. Wie kann das sein, dass die Spitäler diese Masken nicht bekommen, aber die Leute auf der Straße schon“, sagt der Händler, der zuletzt an eine österreichische Supermarktkette mehr als zwei Millionen Masken ausgeliefert hat.
Mehr Masken kommen
Doch auch in Österreich wird die Maskenproduktion in die Höhe gefahren, viele greifen auch zu selbst geschneiderten Produkten. Manche Schneider und auch Textilgeschäfte sind umgestiegen, die Masken versprechen reißende Absätze. Manch einer finanziert sich damit die gesamte Coronakrise durch.
Viele Kunden setzen aber teilweise auch auf kuriose Methoden. Gesehen wurden etwa schon Motorradhelme, Masken des Star-Wars-Bösewichts Darth Vader oder Gasmasken. Ein findiger Kärntner setzte sich einfach einen durchsichtigen Billa-Plastikkübel auf den Kopf. All dies ist jedenfalls korrekt, gefordert wird nur eine Abdeckung von Mund und Nase.
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