U-Ausschuss: Packt Ibiza-Detektiv Julian H. heute aus?
Es war ein siebenminütiger Video-Zusammenschnitt, der Österreichs Innenpolitik jahrelang überschattet hat. Heute, Donnerstag, kommt erstmals jener Mann im Untersuchungsausschuss zu Wort, der das Video hergestellt und die Falle präpariert hat. Er trat auf als Berater der Oligarchin Alyona Makarov und ist weithin als „Ibiza-Detektiv Julian H.“ bekannt. Und glaubt man den bisherigen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft, dann dürfte er auch eine große Nummer im Kokain-Business gewesen sein.
Im deutschen Untersuchungsausschuss zu Wirecard deutete Julian H. außerdem Verstrickungen von FPÖ und ÖVP zu dem Finanzdienstleister an. Näheres dazu ist allerdings nicht bekannt, passierte dies doch in geheimer Sitzung. In Wien hingegen dürfen Medien ausführlich über seine Aussage vor den Parlamentariern berichten.
Was also ist von der Aussage von Julian H. zu erwarten?
Wird er neue Hintermänner nennen?
Oder was ist sonst noch Sensationelles möglich?
1,5 Kilo Kokain
Fest steht, dass gegen den Wiener wegen Drogenhandels ermittelt wird. Er soll zumindest 1,5 Kilo hochwertiges Kokain und eine unbekannte Menge nicht hochwertiges Kokain in Umlauf gebracht haben. Mit Gudenus dürfte er das nicht so gute konsumiert haben.
Der Zuhörer wird mehr Einblick bekommen, wie die Hintermänner des Videos tatsächlich gestrickt sind. Nach bisheriger Aktenlage ist es eher überraschend, wie diese nicht sehr professionelle Truppe es geschafft hat, bis in höchste politische Kreise zu kommen und sogar die Regierung zu stürzen. Mit Beteiligten aus der Porno- und Drogen-Szene, ein Teil davon längst wegen diverser Delikte bis hin zu illegalem Waffenbesitz zu Haftstrafen verurteilt.
Julian H. dürfte jener Mann gewesen sein, der das Equipment organisiert hat. Im Mai 2017 beauftragte er seine Sekretärin Evi F., „im Internet nach Fincas in Spanien“ zu suchen. Sie fand drei Objekte. Gebucht wurde jene an der Adresse Carretera Ibiza a San Antonio 27040, Parzelle 13, am 18. Juli für drei Nächte um 2.650 Euro – auf den Namen der Sekretärin. Am 20. Juli 2017 buchte Julian H. bei der Restplatzbörse am Wiener Schwedenplatz für sich selbst und einen Begleiter Flüge nach Ibiza.
Am 24. Juli kam es in der Finca zu dem folgenschweren Aufeinandertreffen, bei dem das Video angefertigt wurde. Der Ibiza-Detektiv lenkte dabei das Gespräch immer wieder auf den Kauf der Kronenzeitung. Er forderte ein Entgegenkommen von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, dieser wiederum versuchte H. klarzumachen, dass mit dem Kauf der Krone in Österreich so viel Macht einhergehe, dass er (bzw. die FPÖ) nicht noch etwas drauflegen müsse.
Glaubt man bisherigen Zeugenaussagen, dann war das Treffen für die Truppe zunächst kein Erfolg. Julian H. sagte in einem Interview, dass er enttäuscht war und nie damit gerechnet hätte, dass die Regierung darüber stolpern würde. Der Ton war unbrauchbar und musste erst mühsam von einem Techniker aufbereitet werden.
Keine „Smoking Gun“
Dazu fehlte die „Smoking Gun“, die die beiden FPÖ-Politiker tatsächlich überführen hätte können. Es gab kein konkretes Tauschgeschäft, wie es etwa dem ehemaligen Innenminister Ernst Strasser zum Verhängnis wurde. Tatsächlich sagte Strache mehrfach, dass alles korrekt und ohne Korruption ablaufen müsse.
Inwieweit der Ibiza-Detektiv etwas über den danach versuchten Verkauf weiß, ist unklar. Diesen soll vor allem Anwalt M. über die Bühne zu bekommen versucht haben. Die Rolle von H. dabei ist noch unklar.
Nicht zu erwarten sind neue Details aus dem Ibiza-Video. Seitdem der KURIER im vergangenen September das Material komplett ausgewertet hat, sind alle bis dahin unbekannten Passagen bekannt. Neu aufgekocht wurden sie nun dadurch, dass zwei Medien Ausschnitte des Videomaterials vorgespielt haben. Doch das versprochene komplette Video wird die Öffentlichkeit niemals sehen, denn es sind zahlreiche Vorwürfe gegen prominente Personen und Politiker zu hören. Diese weiterzuverbreiten ist allerdings medienrechtlich verboten – und tatsächlich ist es so, dass Strache im Video selbst davon spricht, diese Vorwürfe nur vom Hörensagen zu kennen. Belegbar davon ist gar nichts. Deshalb gibt es auch keine versteckten „Bomben“.
Dass Julian H. tatsächlich die großen Kontakte zwischen Wirecard und ÖVP bzw. FPÖ offenlegt, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Was sollte ein Finanz-Zampano mit einem kleinen Sicherheitsmann zu schaffen haben? Zu hören bekommen wird der Ausschuss wahrscheinlich noch mehr Vermutungen und Spekulationen.
Kommentare