Die falsche Heroisierung der Ibiza-Drahtzieher

Kein Zweifel: Heinz-Christian Strache hat sich mit seinen im Ibiza-Video getätigten Äußerungen definitiv für jedwedes politische Amt disqualifiziert. Klar ist mittlerweile aber auch, wie manipulativ die Auswahl der wenigen kurzen Sequenzen war, mit denen Süddeutsche und Spiegel am 17. Mai 2019 an die Öffentlichkeit gingen und die seither bis zum Abwinken etwa vom ORF immer wieder gespielt wurden.
Alles, was Strache zumindest partiell entlasten hätte können und somit nicht ins gewünschte Bild passte, wurde weggelassen. Geschickt wurde überspielt, dass es eben keine „Smoking Gun“ gab. Dazu kommt, dass alles, was man bisher über die Hintergründe der Entstehung des Videos weiß, ein ebenfalls sehr unappetitliches Bild zeigt. Man kann Strache nicht mit dem Hinweis darauf entschuldigen, keineswegs. Aber man sollte auch nicht umgekehrt die üblen Machenschaften der Drahtzieher kleinreden oder gar nachträglich heroisieren. Zu einem „zivilgesellschaftlichen Projekt“ stilisierte einer der Kompagnons von Julian H. die Videofalle hoch. Die daraus sprechende moralistische Anmaßung ist keine geringere Bedrohung der Demokratie als das auf Ibiza festgehaltene Sittenbild.
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