Nach und nach kommen alle Hintergründe des berühmten Ibiza-Videos ans Tageslicht. Nun schilderte auch der Detektiv Julian H., der Organisator der Videofalle, seine Version der Geschehnisse. In Interviews mit drei Medien berichtete der Detektiv darüber, wie leicht er Zugang zur FPÖ-Spitze bekam. Vieles davon klingt glaubwürdig, doch in manchen Dingen wiederum gar nicht.
So meint Julian H. tatsächlich, keiner der Beteiligten hätte ein Honorar bekommen. Da die Hintermänner und deren Umfeld enge Anknüpfungspunkte an die Drogen-und Porno-Szene haben, ist es wohl schwer zu glauben, dass diese „für lau“ gearbeitet hätten. Denn Geld war einiges im Spiel: Der Wiener Anwalt M. soll fast 100.000 Euro investiert haben, behauptet der Detektiv. Dafür soll der Jurist mit Einnahmen in der Höhe von zwei bis drei Millionen Euro gerechnet haben.
H. bestätigt bisherige Vermutungen, dass der Wiener Anwalt M. der Auftraggeber der ganzen Sache war. Es ging darum, die Behauptungen eines Strache-Bodyguards zu belegen, wonach es zu möglichen Malversationen bei Abrechnungen der FPÖ-Spitzenpolitiker gekommen sein könnte.
Erneut wurde klar, dass die Ibiza-Partie alles andere als professionell agiert hat. Sie bekamen zunächst keinen Zugang zu Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache. Beim ersten Treffen vergaß der Detektiv dann, eine Speicherkarte in das Aufnahmegerät zu legen. Für den Detektiv „war es unglaublich, dass man mit jemandem, der wohl bald in der Regierung sein würde, so leicht ein solches Treffen arrangieren konnte. Gudenus hatte von mir immer nur einen Vornamen und eine Wegwerf-Nummer.“
Einzig die Ehefrau von Gudenus sei tatsächlich misstrauisch gewesen. Sogar soweit, dass die Hintermänner einen nachrichtendienstlichen Hintergrund bei ihr vermuteten. Interessant ist es auch, dass Gudenus ausgerechnet ihm gegenüber gesagt haben soll, dass er aus ÖVP-Kreisen eine Warnung bekommen habe, dass an einer Videofalle gegen FPÖ-Spitzen gearbeitet wird.
Auf Ibiza gab es dann für den Lockvogel laut einem Standard-Bericht „nur ein einstündiges Briefing“, dabei ging es vor allem um die Wasserrechte. Sie sei laut dem Detektiv so angefressen gewesen, nach Ibiza zu müssen, dass sie Strache von oben herab behandelte. Doch genau das war der Weg zum Erfolg. Deswegen wollte Strache sie offenbar beeindrucken.
Wie mehrfach berichtet, waren die Organisatoren anschließend alles andere als zufrieden: „Es war mehr das Gefühl von Misserfolg, weil es meine Ambition gewesen war, von Strache ein direktes ,Ich will das, dafür mache ich das´ zu bekommen. Er hat das mit Gesten angedeutet, und Gudenus hat Makarova auf der Terrasse versichert, sie verstünden eh, was wir wollen, aber sie könnten es nicht aussprechen.“
Julian H. sitzt in Deutschland in Auslieferungshaft. Das Bundeskriminalamt Wien ermittelt gegen ihn wegen Drogenhandels im Kilo-Bereich. Er selber bestreitet dies.
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