Kriminalstatistik: Nach Corona steigt die Gewalt auf Rekordhoch

Symbolbild
Covid veränderte die Kriminalität. Auch wenn die Zahlen insgesamt nicht steigen, erreichen drei Deliktsformen Höchstwerte.

Eine After-Corona-Party der Organisierten Kriminalität hatte Andreas Holzer, Chef des Bundeskriminalamts, vor rund zwei Jahren im KURIER-Interview angekündigt. Die Kriminalstatistik 2022, die am Montag von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) präsentiert wurde, zeigt zwar (vorerst?) keine explodierenden Zahlen, bei einigen Deliktformen gibt es aber Trends, die durchaus Sorge bereiten. Vor allem die Gewalt ist auf einem neuen Höchststand.

Kriminalstatistik: Nach Corona steigt die Gewalt auf Rekordhoch

Innenminister Karner bei Präsentation

Die Berechnungsmethoden für die Kriminalstatistik wurden in den vergangenen Jahren immer wieder geändert, was Vergleiche oft schwierig macht. Generell ist die Kriminalitätsrate allerdings in Österreich eher niedrig. Ausgangssperren und geschlossene Lokale führten in der Covid-Zeit teils zu massiven Rückgängen der Straftaten. So wurden 2019 rund 489.000 Delikte gezählt. Während der Pandemie sank dies um etwa ein Fünftel. 2022 lag die Zahl der Straftaten nun wieder bei 489.000 Fällen.

Kriminalstatistik: Nach Corona steigt die Gewalt auf Rekordhoch

Doch die Konstanz gibt es nur auf den ersten Blick, der Trend zum Home-Office erreichte auch die Schattenwelt. Bereits jede achte Straftat in Österreich spielt sich im virtuellen Raum ab. Während Corona hat sich die Internet-Deliktssparte von 28.000 auf über 60.000 Anzeigen mehr als verdoppelt.

Betroffen sind vor allem verschiedene Betrugsformen, zunehmend aber auch Erpressung. Das Innenministerium will deshalb eine Art "Cyber-Cobra" aufstellen, die im Internet auf Streife gehen soll.

Kriminalstatistik: Nach Corona steigt die Gewalt auf Rekordhoch

Mehr Gewalt in Österreich

Fast 79.000 Gewaltdelikte wurden im Vorjahr von der Polizei gezählt, das ist ein Plus von über zehn Prozent im Vergleich zum Schnitt der vergangenen Jahre - und ein neuer Höchstwert seit mindestens einem Jahrzehnt. Nicht gestiegen ist dem Vernehmen nach aber die Zahl der Morde. Seit den 70er-Jahren sanken die Tötungsdelikte stetig, insgesamt um etwa 50 Prozent.

Die Zunahme der Gewalt betrifft vor allem Körperverletzungen, wobei noch unklar ist, ob das auf mehr häusliche oder Gewalt im öffentlichen Raum zurückzuführen ist. Das werden erst genauere Analysen zeigen. Im Innenministerium verweist man darauf, dass hier auch die rund 3500 Internet-Erpressungen als gefährliche Drohung eingerechnet werden. Das wird seit der Ära Herbert Kickl so gezählt.

Eine starke Zunahme gibt es auch bei der Wirtschaftskriminalität, die Delikte von Korruption über Urkundenfälschung bis Sozialbetrug umfasst. Auch hier gibt es mit 92.000 Delikten einen neuen Rekordwert. Der Schnitt lag hier jahrelang bei rund 50.000 Anzeigen, stieg während der Pandemie aber stetig an.

Die Kriminalstatistik bildet aber nicht immer die tatsächliche Kriminalität ab. Vor allem Verkehrs- oder Drogenvergehen gelten als so genannte Kontrolldelikte. Das bedeutet, die Zahl der Anzeigen zeigt auch, wie viel die Polizei kontrolliert hat. Die Zahl der Suchtgiftvergehen etwa ist 2021 und 2022 auf einem so niedrigen Stand wie zuletzt 2015, obwohl es gleichzeitig eine neue Rekordzahl an Drogentoten gibt.

Weiter rückgängig ist die Eigentumskriminalität, also Diebstähle oder Einbrüche. Seit 2013 hat sich dieser Bereich fast halbiert, wobei auch die Klärungsquote um zehn Prozentpunkte gestiegen ist. Die klassische Kriminalität geht also weiter zurück und verlagert sich in den virtuellen Raum.

Karner verwies auch auf die Erfolge im Kampf gegen Schlepper. Hier gab es zahlreiche Festnahmen. Zugenommen haben auch extremistische Straftaten. "Wie mehrfach während der Corona-Pandemie kommuniziert, ist die Gesamtkriminalität wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen“, sagte der Innenminister bei der Präsentation der Kriminalstatistik. „Während der Lockdown-Phasen war das öffentliche Leben stark eingeschränkt, mit Arbeiten im Homeoffice und geschlossener Nachtgastronomie, das hat die klassische Kriminalität zurückgedrängt. Jetzt sind wir wieder bei 2019 angekommen – auch die Aufklärungsquote entspricht dem Niveau von 2019.“

 

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