Konzentrationskiller Smartphone: Handyverbot an Schulen?
Es gibt längst beide Extreme: Die Schulen, die Schüler-Handys längst in den Unterricht integrieren und etwa Quizzes – man könnte auch sagen: Tests über einen Videoprojektor – veranstalten, bei denen die Schüler mit Leidenschaft mitmachen. Oder jene Schulen, wo alle Schüler vor Beginn der Unterrichtsstunde oder sogar vor Beginn des Schultages ihre Handys in einer versperrbaren Kiste abgeben müssen.
Handys in der Schule verbieten, oder nicht – was ist besser? Darüber ist, zum wiederholten Mal seit der Erfindung des Smartphones 2008, wieder eine Diskussion ausgebrochen.
Störfaktor
Die Smartphones würden zunehmend zum Störfaktor im Unterricht, beklagen die Standesvertreter. Auch schon bei den kleinen Kindern. „Mir berichten immer mehr Lehrer, dass Handys zunehmend Störfaktoren und Konzentrationskiller sind“, sagt Lehrergewerkschafter Paul Kimberger. Permanent würde es piepsen und klingeln, die Kinder auf die Smartphones statt auf die Tafel schauen.
Das betreffe nicht erst Mittelschüler, auch Volksschüler und vereinzelt sogar Kindergartenkinder: „Das halte ich für skurril – und völlig daneben“, sagt Kimberger. Er plädiert für strenge Regeln: Verbote oder wenigstens handyfreie Zonen in den Schulen.
Wobei: Kein Verbot von „oben“ sondern im Rahmen der gesetzlichen Schul-Autonomie, also in Gremien, in denen Eltern, Lehrer und ab der Mittelstufe auch Schüler stimmberechtigt sind.
Dem Vorschlag des Gewerkschafters kann auch der niederösterreichische Bildungsdirektor Johann Heuras etwas abgewinnen, berichtet Ö1: Schüler seien einem „digitalen Stress“ ausgesetzt, und diesen sollten die Schulen nicht auch noch verstärken, sagt Heuras. Handys würden stören, nicht nur den Unterricht, sondern auch Konzentration, Lernerfolg und die Klassengemeinschaft.
Bis zur sechsten Schulstufe (bis 12 Jahre) sollte man die Smartphones jedenfalls verbieten. Sein Wiener Amtskollege Heinrich Himmer winkt hingegen ab. Handys sollten nicht verboten, sondern die Nutzung schulautonom von den Schulgremien festgelegt werden – mit Augenmaß.
Das sieht auch der oberste Bildungspolitiker, Bildungsminister Heinz Faßmann, so: Er sei „davon überzeugt, dass ein bundesweites Verbot von Mobiltelefonen an Schulen keine probate Antwort auf die digitale Herausforderung darstellt. Die aktuelle Regelung (jede Schule entscheidet das selbst, Anm.) halte ich für wichtig und richtig, schließlich müssen diese Akteure die getroffene Regelung auch mittragen und umsetzen.“
Und wie sehen das die Lehrer? Das Wiener Gymnasium Wasagasse war eine der ersten Schulen, in der Unterstufen-Schüler Handyverbot bekamen. Mittlerweile sind dort auch während der Wintersportwochen Smartphones tabu. Statt am Bildschirm sitzen die Kinder am Abend bei Gesellschaftsspielen zusammen.
Was Direktor Johannes Bauer auffällt: „Jugendliche können sich immer weniger auf komplexe Aufgabenstellungen konzentrieren. Wenn ich in einer halben Stunde zehn Mal unterbrochen werde, weil zum Beispiel das Handy vibriert, nimmt es mir logischerweise die Freude daran, mich in komplexe Sachverhalte zu vertiefen.“
Auch am BORG Mistelbach klingelt kein Handy mehr, wie Direktorin Isabella Zins – sie ist auch Sprecherin der AHS-Direktoren – erläutert: „Wir haben Handyboxen in der Klasse. Darin müssen die Schüler ihre Smartphones verstauen. Diese Regelung haben wir im Schulgemeinschaftsausschuss beschlossen.“ Als „Schutz vor Selbstablenkung“: Seit das so gehandhabt wird, gebe es kein störendes Läuten mehr. Werden sie im Unterricht benötigt, werden sie aus den Boxen geholt.
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