Ein zu bequemes Verbot

Ein zu bequemes Verbot
Wer den Zugang der Schüler zu Instagram kappt, kann weiter bequem an ihrer Lebensrealität vorbei unterrichten
Christoph Schwarz

Christoph Schwarz

Seit die Digitalisierung mit angemessener Verspätung in Österreich angekommen ist, wird ja umso eifriger jeder und alles digitalisiert: Die Ministerien (das Wirtschafts- heißt nun Digitalisierungsministerium), die Städte (Wien will gar Digitalisierungshauptstadt Europas werden), die Senioren (damit die Oma nicht ständig das Internet löscht), die Schulen (Tablets für alle!). Sogar für die guten Englischkenntnisse der Kinder ist neuerdings das Internet verantwortlich. Diese habe man YouTube und Netflix zu verdanken, lobte unlängst der Bildungsminister.

Verlass ist angesichts der ganzen Digitalisierungseuphorie auf die Fortschrittsverweigerer der Lehrergewerkschaft, die nun ein Handyverbot in Schulen fordern. Verbieten statt verstehen, ein altbekannter Reflex: Wer den Zugang der Schüler zu Instagram kappt, kann weiter bequem an ihrer Lebensrealität vorbei unterrichten. Sinnvoller wäre es freilich, gemeinsam – mit den Eltern! – Regeln für den vernünftigen Umgang mit Handys zu erarbeiten.

Übrigens: Gegen schlechten Unterricht hilft auch das Verbot nicht. Dass man sich in langweiligen Stunden auch ohne Handy vortrefflich ablenken kann, haben viele Generationen der Vor-Internet-Ära eindrucksvoll bewiesen.

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