"Joseph II." schenkt bald in Schönbrunn aus
Am Dienstag wurden den Spekulationen der Gastro-Branche per Aussendung ein Ende gesetzt.
Der Name des neuen „Babys“ von Schönbrunn-Chef Klaus Panholzer lautet „Joseph II.“ Patenonkel ist Josip Susnjara, der bereits das Café Gloriette am Schönbrunn-Areal und den Kursalon Hübner in der Innenstadt betreibt.
Im Kontrollorstöckl
Das neue Baby ist, im übertragenen Sinn, der geplante Heurige in Schönbrunn, an dem schon seit Dezember fleißig im sogenannten „Kontrollorstöckl“, das zwischen Haupttor und Orangerie liegt, gearbeitet wird. Susnjara ist dessen neuer Pächter.
Wer den Heurigen betreiben wird, war die große Frage der vergangenen Wochen – der KURIER berichtete. Jetzt wurde bestätigt, was ohnehin lange kolportiert wurde: Die Winzerfamilie Fuhrgassl-Huber von der gleichnamigen Buschenschank in Neustift darf die Speisekarte für den Heurigen im Schloss gestalten.
Thomas Huber ist auch einer der Wien-Winzer, die bereits den Weingarten im Orangeriegarten betreiben. Warum er sein neues Engagement vehement bestritt? Er musste sich wohl, wie berichtet, an die Stillhaltefrist halten – bis der Pächter verkündet wurde.
Wein – nach Bezirken sortiert
Beim Heurigen soll jedenfalls nun der Wein die Hauptrolle spielen. Für den Wein und für das Projekt „Heuriger mit Vinothek“ wird noch ein neuer Name genannt: Thomas Köberl. Er eröffnete unter anderem das mittlerweile geschlossene Café Oper in der Staatsoper oder den ehemaligen Club Platzhirsch. Derzeit ist er als Wein-Berater tätig, vor allem in den Betrieben von Josip Susnjara.
Kontrollorstöckl
Im Kontrollorstöck wohnte wohl eine ältere Dame und auch Pfadfinder. Noch viel früher soll der Bereich ein Lager für Luster gewesen sein. "Urkundlich ist nichts bewiesen, aber es soll einen breiten Verbindungsgang in der Barockzeit gegeben haben, den gibt es jetzt nicht mehr", sagt Architekt Wehdorn. Der Name Kontrollorstöckl tauchte Ende 19. Jahrhundert auf und es soll ein "Kontrolleur" dort gewohnt haben. "Die Info ist aber nicht gesichert", heißt es.
Spritzer
Ein Spritzer soll, laut Wein-Karten-Beauftragten Thomas Köberl, nicht mehr als 4 Euro kosten. "Das kann ich Ihnen schon versprechen", sagt er.
Traubensaft
Der Traubensaft soll als neues nichtalkoholisches Trendgetränk im Heurigen "Joseph II." in Szene gesetzt werden.
Geschichte des "Liesenppfennig"
Bereits unter Maria Theresia gab es in Schönbrunn Weingärten. 1744 kaufte Maria Theresia das Grundstück nordöstlich des Gardetraktes für den Ausbau des ehemaligen Jagdschlosses zur kaiserlichen Sommerresidenz an, auf welchem sich die Rebfläche „Liesenpfennig“ befand. Auch heute noch liegt an dieser Stelle im Orangeriegarten diese Riede. Der Weingarten wird von den WinzerInnen der WienWein Gruppe als „Wiener Gemischter Satz“-Fläche bewirtschaftet — Reben verschiedenster Sorten werden bunt gemischt angebaut.
Sein Konzept: „Wir werden Wein nach Bezirken sortieren, es wird ausschließlich Wiener Wein und Traubensaft gespritzt angeboten.“ In der Vinothek könne man dann den Wein nach Bezirken suchen und verkosten: 16., 17., 19., 21., und auch aus dem 23. Bezirk. Und: „Auch Oberlaa darf man nicht vergessen“, sagt er.
Und verraten werden darf auch, dass Wein von Peter Uhler, Winzer mit Wiener Geschichte, auf die Karte kommt. Uhler spielt im Radiosymphonieorchester und gründete die Neuen Wiener Concert Schrammeln mit. Denn auch die Schrammel-Musik, die ja Teil der Heurigenkultur ist, soll in Schönbrunn eine Rolle spielen.
Bereits im Herbst sollen hier 100 Gäste drinnen und 75 draußen (auf der Schönbrunner Schlossstraße und im Innenhof) sitzen. Die Gesamtfläche von 500 Quadratmeter soll die Kultur des Heurigen auch den „Einheimischen“ näher bringen.
Der Name des neuen Heurigen lag jedenfalls quasi auf der Hand. Den Grundstein für den Wiener Heurigen legte einst Kaiser Joseph II., der Sohn Maria Theresias. Und zwar per Dekret im Jahr 1784. Joseph II. erlaubte den Wiener Weinbauern erstmals die Ausschank des eigenen Weines und schuf damit einen neuen Wirtschaftszweig. Grund genug also, um als Namenspatron für den Heurigen durchzugehen.
Längere Sperrstund’
Dass die Öffnung für das Wiener und österreichische Publikum ein guter Schritt sei, sieht auch der renommierte Architekt und Denkmalschutzexperte Manfred Wehdorn so. Er leitet den Umbau: „In der spanischen Hofreitschule öffnen wir das Tor zum Josefsplatz, hier in Schönbrunn öffnen wir einen Zugang auch nach der Schönbrunner Sperrstunde für das breite Publikum.“Durch die Vinothek komme man ab Herbst in den Innenhof im „Meidlinger Viereckl“. Wehdorn freue sich jedenfalls auf die Hochzeit – jene der „Wiener Weinkultur und dem höfischen Ambiente“.
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