Warum es jetzt am schönsten ist, Schloss Schönbrunn zu besuchen
Wenn es dieser Tage Massenwanderungen gibt, dann wegen Corona-Tests. So ist das zurzeit auch in Schönbrunn. Die Menschen gehen Richtung Orangerie, dort befindet sich nämlich die wahrscheinlich schönste Test-Straße Europas.
Nur zwei Studentinnen stapfen am Donnerstag von der U4-Station Schönbrunn in die Gegenrichtung zum Haupteingang. „Wir wollen ins Schloss, ich war schon ewig nicht mehr hier“, sagt die 21-jährige Marigona Komani. Mutterseelenallein stehen beide im Ehrenhof, im Hintergrund das Schloss. Die Cellistin Donika Nushi will den Spiegelsaal sehen, in welchem Mozart als Kind spielte, und durch die Wohnräume des Kaiserpaares Franz Joseph und Sisi laufen.
Am Donnerstag öffnete das Schloss Schönbrunn wieder die Tore für Besucher. Reopening nach dem Lockdown, quasi. Der Park wirkt ohne Touristen aber verlassen und leer. Wenige Tapfere joggen.
Besucherzahlen
Im Jahr 2020 besuchten 937.000 Menschen Schönbrunn. In den Jahren zuvor verzeichnete das Schloss Rekorde: 4.255.000 (2019), 4 Millionen Gäste (2018)
Besuchernationen
2020 kamen die Besucher hauptsächlich aus Deutschland, Österreich und Italien. 2019 kamen sie aus China, Deutschland und den USA
Schloss-Gesellschaft
Zur SKB gehören: Schloss Schönbrunn, die Kaiserappartements, das Sisi Museum in der Hofburg, das Hofmobiliendepot sowie die Schlösser Hof und Niederweiden in Niederösterreich
Boote bei der Gloriette
Bald soll hier aber wieder mehr los sein, meint Klaus Panholzer, Geschäftsführer der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft m.b.H. (SKB). „Wir wollen ein Naherholungsgebiet für die Wiener werden“, sagt er. Den ganzen Tag soll man hier verbringen, wie beispielsweise in Versailles.
Modeschau in den 50ern
Bei der Gloriette soll man nicht mehr nur eine Melange trinken können, sondern vielleicht auch bald Boot fahren oder eislaufen. „Selbst in den 50ern wurden oben Modeschauen veranstaltet“, erklärt Panholzer.
Der aus der Entertainment-Branche stammende Manager, der lang in Amerika lebte, wünscht sich fünf bis sieben Konzerte im Jahr – gemeinsam mit den bereits eingeführten Elisabeth-Vorführungen im Ehrenhof und dem bekannten Sommerkonzert.
Abstimmung mit Bewohner, Tiere und Denkmalamt
Man müsse das natürlich mit den Bewohnern, die im Schloss leben, abstimmen und mit Bundesdenkmalamt und Tiergarten abklären.
In Planung ist jedenfalls so einiges: „Zwei berühmte DJs haben ihr Kommen für den Sommer bereits zugesagt, wenn es Corona zulässt“, sagt Panholzer. In der leeren Winterlandschaft kann man sich das derzeit schwer vorstellen. Der jährliche Ostermarkt in Schönbrunn wird wohl wegen Corona nicht stattfinden können.
„Längere Öffnungszeiten und die Schönbrunn-App sollen den Park attraktiver machen“, erklärt der Geschäftsführer. Für die App arbeite man derzeit mit zehn Start-up-Firmen zusammen. Für Kinder entwickle man ein Projekt mit Thomas Brezina – aber viele Details könne man noch nicht verraten.
Der neue Stadtheurige
Im Schloss schlendert indes ein deutscher Journalist durch die Schlossräume. „Die Deutschen interessieren sich dafür“, meint er. Denn hier gebe es in einem großen imperialen Park alles: Corona-Tests in der Orangerie, Sisi-Zimmer im Schloss, Elefanten im Zoo – und viel Platz auch noch.
Neueröffnung im Herbst
Was allerdings fehle, sei ein Stadtheuriger, meint Panholzer. „Die Menschen sollen hier den ganzen Tag verweilen“, betont er. „Wirtschaftlich gesehen ist es sinnvoll.“ Schon im Herbst soll der neue Heurige mit eigenem Eingang eröffnen.
Einsame Prinzessin
Im Touristenshop in der Tickethalle trifft man schließlich wieder auf zwei Damen. Die staatlich geprüften Fremdenführerinnen bereiten sich gerade auf eine zusätzliche Schönbrunn-Prüfung vor: „Wenn man jetzt durch das Schloss geht, fühlt man sich im ersten Raum wie eine Prinzessin“, meinen sie. „Im nächsten aber wird man bereits traurig, weil die Menschen fehlen.“
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