Impfplan nicht realisierbar: Kanzler war beim Impfen zu optimistisch
Die nächste Einladung ins Kanzleramt: Dienstagabend luden der Regierungschef und sein Gesundheitsminister zu einem Pressetermin, Sebastian Kurz und Wolfgang Mückstein mussten einem unerfreulichem Befund entgegentreten.
Denn entgegen dem Versprechen vom 3. April, wonach jeder Impfwillige bis Ende Juni zumindest eine Impfung gehabt haben wird, dürfte sich diese Prognose als zu optimistisch erweisen.
Das haben zumindest Recherchen der Austria Presse Agentur nahegelegt. Demnach werden in den meisten Bundesländern jedoch nicht alle Impfwilligen bis Ende Juni ihre erste Teilimpfung bekommen.
Regierung bleibt positiv
Kurz und Mückstein sahen den Impffortschritt dennoch weiter gut auf Kurs. Einerseits sei die Impfbereitschaft angestiegen: Lag sie im letzten Jahr noch bei knapp über 30 Prozent, ist sie mittlerweile auf über 70 Prozent gestiegen. Gegenüber den Planungen im April bedeutet das, dass über 500.000 Menschen mehr geimpft werden, als noch vor wenigen Wochen angenommen.
Andererseits wurde nun der erste Impfstoff auch für 12- bis 16-Jährige zugelassen. „Das bedeutet, dass wir den Impfplan jetzt adaptieren werden“, sagte Mückstein und stellte eine Impfung der 12- bis 16-Jährigen ab Juli und jedenfalls vor Schulbeginn in Aussicht.
Kurz stellte klar: Die Öffnungsschritte am 10. Juni seien nicht in Gefahr. Außerdem meint der Kanzler: „Für die im Juli zusätzlich zu Impfenden ist ausreichend Impfstoff vorhanden. Jeder der will, wird also eine Impfung erhalten.“ Ob sich das bewahrheitet, liegt nicht zuletzt an den Ländern.
Ein KURIER-Rundruf in den Bundesländern zeigt, dass die Lage jedenfalls durchwachsen ist.
Das sagen die Länder
„Unser Impf-Zeitplan hält“, heißt es beispielsweise in Niederösterreich von der zuständigen Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig. Über 700.000 Menschen seien mindestens einmal geimpft, weitere 285.000 hätten ihren persönlichen Termin fixiert und werden in den nächsten Wochen geimpft. „Alle Termine für die Erstimpfung können bis Ende Juni stattfinden.“ Michael Koren, Impfkoordinator in der Steiermark, spricht vorerst lieber davon, dass man bis „zum Sommer“ alle Erststiche erledigt hat.
Das liegt auch daran, dass in der Steiermark täglich zwischen 3.000 und 6.000 Menschen neu dazukommen, die eine Impfung wollen.
Im Burgenland klagt man nach wie vor über „fehlende Impfstoffe“. Aus diesem Grund geht man „Schritt für Schritt“ vor, sprich: Nach wie vor werden gefährdete Personengruppen vorrangig geimpft. Und erst Mitte Juni, wenn die Personengruppe der über 50-Jährigen eine Impfung bekommen hat, werden Termine für jüngere Personen geöffnet. Bis Mitte Juli, so heißt es, dürfte jeder, der will, auch geimpft sein.
Im Westen, konkret in Tirol, ist man auf Schiene, wie es so schön heißt. „Wenn es nach uns geht, können wir den Zeitplan einhalten“, sagt Gesundheitslandesrätin Annette Leja. Es zu erreichen, „wird schwer“. Denn: „Die Lieferungen kommen nicht immer wie angekündigt.“ Landeshauptmann Günther Platter erklärte dazu, dass man in Tranchen plane. Wenn es dann plötzlich heißt, es gäbe zu wenig Impfstoff, „dann ist das schon ein Ärgernis, das besteht.“ Und genau das habe man dem Bund auch mitgeteilt.
In Kärnten gibt man sich optimistisch, aber vorsichtig – zumal der Trend offenbar ein ähnlicher ist wie in der Steiermark. „Wir liegen gut im Plan. Allerdings sehen wir, dass sich immer mehr Menschen zu den Impfungen anmelden und wir mehr Impf-Bereite, als Impfstoff haben“, sagt Sprecher Gerd Kurath.
Lag die Impfbereitschaft in Kärnten im Jänner noch zwischen 40 bis 50 Prozent, ist diese mittlerweile auf 60 Prozent gestiegen.
Rund 57.000 Menschen, die sich bisher bereits zu einer Impfung angemeldet haben, hätten noch keine Benachrichtigung über einen Termin erhalten.
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