Corona-Demonstrationen: Die Freiheit, die sie meinen

Demonstrationen gegen Coronamaßnahmen
Wer jetzt im Namen der Freiheit auf die Straße geht, hat eine vereinfachende Vorstellung davon. Freiheit auf Kosten der Gemeinschaft bedeutet Unfreiheit für alle

Mittlerweile gehören sie zum samstagstäglichen Stadtbild. Demonstrierende aller Schattierungen, die „im Namen des Volkes“ gegen Coronamaßnahmen protestieren. Ihr wichtigstes Schlagwort dabei: „Freiheit“. Weil: „Mein Körper, meine Freiheit“.

Die Belesenen unter ihnen verweisen auf die Lektüre von Thoreaus „Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat.“ Andere finden einfach: „Vorschreiben lass ich mir nix.“

Doch woher kommt ihr Begriff von Freiheit? Sozialforscher Wolfgang Tomaschitz ist der Meinung, der Begriff Freiheit werde hier „extrem unterkomplex“ verwendet. Natürlich sei Freiheit im Sinne von Selbstbestimmung ein wichtiger Gesichtspunkt. Aber: „Es braucht ein Aushandeln unterschiedlicher Freiheitsbegriffe. Gilt die eigene Freiheit absolut oder nur eingeschränkt? Logischerweise gelten in unserem Rechtssystem die Grundrechte nur in Relation zu anderen und sind nur eingeschränkt gültig, nicht absolut. Da sind wir mitten in den Demonstrationen und man sieht auch an der öffentlichen Diskussion, dass wir zu wenig differenzieren.“ Der Freiheitsbegriff werde nicht zu Ende gedacht. Das halte man in harmlosen Friedenszeiten aus, aber jetzt werde das virulent. „Jetzt müssen wir fragen: Was meinst du mit deiner Freiheit und wie ist das mit Solidarität? Jetzt sieht man ein wirkliches Reflexionsdefizit.“

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