44.000 Menschen bei Corona-Demo, Feuerwerk und bedrohte Journalistinnen
Am Samstag haben sich in der Wiener Innenstadt wieder Gegner der Corona-Maßnahmen formiert. Laut Polizeiangaben tummelten sich anfangs etwa 20.000 Teilnehmer rund um die Kundgebung am Heldenplatz. Später sprach die Polizei von 44.000 Teilnehmer. Es kam zu vier Festnahmen und mehreren Anzeigen wegen Verwendung von Pyrotechnik, Missachtung der Maskenpflicht und Wiederbetätigung.
Der Auftritt von FPÖ-Chef Herbert Kickl verzögerte sich. Nach seiner Ansprache, kam es zum Protestmarsch am Ring.
Beworben wurde seit Tagen eine "Megademo für Freiheit gegen Chaos und Zwang". Die von den Blauen organisierte Kundgebung finde in "Zusammenarbeit mit diversen Bürgerbewegungen" statt, teilte die FPÖ mit.
Am Nachmittag kam es zu einem ersten Zwischenfall: Journalisten wurden von vermummten Personen mit Eis und Schneebällen abgeschossen. Ein Video davon verbreitete sich auf Twitter. Auf Höhe des Franz-Josefs-Kai wurden auch Feuerwerkskörper geschossen.
Gegen 17.30 Uhr kam es zu einer Schlusskundgebung am Heldenplatz. Dort kam es nochmals zu einem kleinen Feuerwerk. Auch dort hielt FPÖ-Chef Herbert Kickl noch einmal eine kurze Ansprache, bevor die österreichische Hymne gespielt wurde.
Die Polizei kontrollierte im Anschluss vor allem die Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmittel. Bei vergangenen Demonstrationen kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten ohne Masken und Fahrgästen.
Bei der Demo soll es auch zu weiteren Übergriffe an Journalistinnen gekommen sein. Eine Reporterin des Fernsehsenders Oe24 wurde von Demonstrationsteilnehmern bedrängt. Eine Puls24-Reporterin wurde ebenso eingekesselt und konnte ihren Beitrag nicht vollenden.
Mehr als 40.000 Teilnehmer vorige Woche
Angemeldet wurden für Samstag bei der Landespolizeidirektion Wien insgesamt 32 Versammlungen, sieben davon wurden allerdings untersagt, eine aufgrund eines Formalfehlers zurückgewiesen.
Nicht alle der stattfindenden Zusammenkünfte werden gegen die COVID-Maßnahmen gerichtet sein - die FPÖ-Demo dürfte aber die größte sein. Kickl wie auch andere Veranstalter erwarten mehrere Tausend Teilnehmer. Vergangene Woche waren mehr als 40.000 Menschen in die Wiener Innenstadt gekommen, um gegen Coronamaßnahmen zu demonstrieren.
Um für einen sicheren Ablauf und die Einhaltung der geltenden Covid-Bestimmungen zu sorgen, wird die Wiener Polizei, unterstützt von Polizisten aus den anderen Bundesländern, mit rund 1.400 Beamten im Einsatz sein. Neben Kräften für den Ordnungsdienst und Objektschutz werden auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Verfassungsschutzes und des Landeskriminalamtes im Einsatz sein, wurde zudem angekündigt.
Die Wiener Polizei stellt am Samstag auch wieder zwei Kontaktbeamte für Medienvertreter und Medienvertreterinnen zur Verfügung. Diese sollen vor allem bei Fällen von Störaktionen gegen die journalistische Arbeit oder auch bei Wahrnehmungen von strafbaren Handlungen kontaktiert werden. Zuletzt war es bei Demonstrationen der Maßnahmengegner immer häufiger zu Übergriffen gekommen. Beamte wurden verletzt, Demonstranten - oft aus dem rechtsextremen Milieu - festgenommen.
Kickl hatte vor der Demonstration an die Teilnehmer appelliert, sich friedlich zu verhalten. Entscheidend sei, dass Protestmaßnahmen in geordneten Bahnen und friedlich ablaufen, ließ er im Vorfeld wissen. Zumindest in den Mittagsstunden war dies noch der Fall. Die Szenerie am Heldenplatz entsprach dem inzwischen gewohnten Bild.
Zahlreiche Slogans auf den Transparenten, Tafeln oder Aufklebern widmeten sich der - von den Teilnehmern sichtlich rigoros abgelehnten - Impfpflicht. "Nein zum Impfzwang" war vermutlich am häufigsten zu lesen. Auch die Forderung "Hände weg von unseren Kindern" war sehr präsent. Auf zahlreichen Tafeln und Stickern wurde auch der Rücktritt der Regierung urgiert.
Falschaussage von Belakowitsch
Die FPÖ-Abgeordnete Dagmar Belakowitsch hatte etwa vergangene Woche bei einem Demo-Auftritt behauptet, es seien "nicht die bösen Ungeimpften", die die Spitäler füllen. "Oh nein, das sind ganz ganz viele Geimpfte, die aufgrund eines Impfschadens behandelt werden müssen", ließ die blaue Mandatarin wissen. Das hatte für massive Kritik gesorgt. Der Wiener Spitälerchef Michael Binder stellte etwa wenig später klar: "Es sind dort keine Patienten, die mit Impfschäden behandelt werden."
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