Redakteure über ihre erfolgreichsten Geschichten 2019
Platz 10: Winzer versenkte 700 Liter Grauburgunder im Neusiedler See - von Stefan Jedlicka
"Der Wein spielt im Burgenland natürlich immer eine große Rolle. Dass diese ungewöhnliche Idee aber so großes Interesse hervorrufen würde, hätte ich ehrlich gestanden nicht erwartet. Mir war schon klar, dass zwei Themen, die für das Burgenland so typisch sind wie der Neusiedler See und der Wein, eine gute Geschichte ergeben müssen. Und Fabian Sloboda ist ein interessanter junger Winzer, der sich auch gerne und gut selbst vermarktet. Daher war er entsprechend mitteilsam, als ich mit ihm gesprochen habe. Zwei Flaschen seines Wellentänzers kamen auch prompt wenige Tage nach Erscheinen des Artikels in der Redaktion an."
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Platz 9: Fünffachmord in Tirol: "Habe soeben fünf Personen getötet" - von Claudia Koglbauer-Schöll
"Sonntag, der 6. Oktober – ein Wochenenddienst, der mir gut in Erinnerung ist. Schon in der Früh meldete die Polizei, dass in einer Wiener Wohnung eine verweste Leiche gefunden wurde. Während der Kollege zum Tatort fuhr, verfasste ich die erste Onlinemeldung. Der Schlusspunkt war gesetzt- und in dem Moment traf folgende Meldung am Handy ein: „Fünffachmord in Kitzbühel“. Die Erstmeldung ließ mich eine Familientragödie vermuten. Rasch wurden die Details bekannt. In jenen Räumlichkeiten, die er für seine Ex-Freundin und sich als gemeinsame Wohnung adaptiert hatte, soll der 25-Jährige die junge Frau erschossen haben. Ihren neuen Freund, die Eltern und den Bruder der Frau soll er ebenfalls getötet haben. Warum? Auch der Bürgermeister des weltbekannten Nobelskiortes, der wohl – wenn auch unter anderen Umständen – an Medienrummel gewöhnt ist, wirkte fassungslos. Auf Facebook häuften sich rapide die Hassmeldungen gegen den mutmaßlichen Täter. Auch wenn man versucht, die Gefühle während der Arbeit auszublenden, eine Frage beschäftigt mich noch heute: Wie konnte es dazu kommen, dass dieser Mensch, der offenbar nicht damit klar kam, dass seine Jugendliebe einen neuen Partner hat, mit einem derartigen Ausbruch an Gewalt agiert haben soll?"
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Platz 8: Rüffel am Notruf: Vize-Polizeidirektor meldet Krankenstand an - von Elisabeth Holzer
"Die „Wadln vire richten“-Affäre war sicher eines der überraschendsten Themen heuer für mich. Erste Reaktion auf den Mitschnitt: Kann nicht echt sein. Die zweite Reaktion: Ist da die Pointe herausgeschnitten worden, wo sich der Mikromann oder ein anderer Spaßvogel zu erkennen gibt? Dritte Reaktion: Hallo, geht’s noch? – Nein, geht nicht. Persönliche Erkenntnis nach dem zweiminütigen Protokoll eines aus dem Ruder gelaufenen Anrufes samt all seiner Folgen: Ich habe geglaubt, als Journalistin schon wirklich alles erlebt zu haben – das war ein Irrtum."
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Platz 7: Weinviertler Gemeinde will keine muslimischen Zuzügler - von Bernhard Ichner
"Am Anfang stand ein Dreizeiler - ein kurzes Faksimile, das dem KURIER zugespielt wurde. Nur eine knappe Antwort, die ein niederösterreichischer Bürgermeister einer muslimischen Familie geschrieben hatte, um ihr mitzuteilen, dass sie in „seiner“ Gemeinde unerwünscht sei. „Die unterschiedlichen Kulturkreise der islamischen sowie der westlichen Welt“ würden „in ihren Wertvorstellungen, Sitten und Gebräuchen weit auseinander liegen“, betonte Ortschef Johann Zimmermann (ÖVP) in der Erklärung. Dies ziehe sich „bis ins gesellschaftspolitische Leben“.
Dass diese Geschichte polarisieren würde, war klar. Und dass sämtliche österreichischen Medien den KURIER zitieren und auf das Thema aufspringen würden, war absehbar. Die Story erregte jedoch auch international Aufmerksamkeit und renommierte Redaktionen wie die der Süddeutschen Zeitung brachten ebenfalls Reportagen aus dem bis dato beschaulichen Weinviertler Örtchen Weikendorf.
Das mag auch mit den weiteren Entwicklungen in der Causa zu tun gehabt haben. Damit, dass so mancher Weikendorfer gegenüber Journalisten erklärte, er fürchte die Einführung der Scharia; damit, dass muslimische Politaktivisten zur Friedensdemo auf dem Dorfplatz aufriefen, während die Gemeindepolitik über alle Parteigrenzen hinweg bei ihrer ablehnenden Haltung blieb; damit, dass das Land Niederösterreich der palästinensischen Familie letztlich die Erlaubnis für den Hauskauf erteilte – was von der Gemeinde postwendend vor dem Landesverwaltungsgericht angefochten wurde; oder damit, dass Ex-SPÖ-Staatssekretärin Muna Duzdar als Anwältin für die muslimische Familie in die Bresche sprang. Das letzte Kapitel der Geschichte ist aber noch nicht geschrieben."
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Platz 6: Nazi-Sprache? Wirbel um Aufkleber auf Baufahrzeugen - von Katharina Zach
"Wann ist eine Geschichte eine Geschichte? Normalerweise ist das im Chronik-Alltag einfach. Etwas passiert – ein Unfall, ein Mord - und wir berichten. Im aktuellen Fall war das anders. Besagte Fahrzeuge stellten seit Monaten die kritisierten Aufkleber zur Schau, als wir davon erfuhren. Und zwar ohne, dass es das Unternehmen oder die Gemeindeführung störte. Soll der KURIER also berichten? Eine Frage, die auch die Leser nach Erscheinen des Berichts stellten.
Denn: Solche Aufkleber sind nicht strafbar. Sollen wir hier also als moralische Instanz auftreten? Immerhin liebäugelte der Fahrer mit einer bestimmten Gesinnung. Dazu kam, dass die Firma im Auftrag der Gemeinde tätig war – bezahlt von Steuergeld. Also diskutierten wir intern und das Ergebnis war klar: Wir berichten. Recherchen beim DÖW bestärkten unsere Ansicht. Was mich überraschte: Wie viele Leser die Ansichten der Firma teilten. Letztendlich blieb es ein Sturm im Wasserglas. Die Firma ist auch heute noch für die Gemeinde tätig, immerhin die Fahrzeuge sollen nicht mehr gesichtet worden sein."
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Platz 5: Fotos zeigen Hintergründe für die Gudenus-"Ohrfeige" - von Dominik Schreiber, Kid Möchel und Michaela Reibenwein
"Der frühere FPÖ-Klubobmann und Ibiza-Hauptdarsteller Johann Gudenus ist dem KURIER noch immer böse. Denn er fühlt sich schlecht behandelt. Ausschlaggeber dafür war ein Bericht über eine Ohrfeige, die ein mutmaßlich Unbekannter Gudenus in alkoholträchtiger Atmosphäre verabreicht hat. Der Unbekannte heißt Herbert A. Er wollte den Austro-Russen Andrei K. spontan in einem Wiener Lokal treffen, um mit ihm über den Streit um die burgenländische Mineralwasser-Firma Güssinger zu sprechen. Der Güssinger-Eigentümer K. kämpft nämlich mit einer bulgarischen Investoren-Gruppe um deren Vertreter Herbert A. um die Vorherrschaft bei Güssinger. Der Austro-Russe war aber im Coburg nicht zugegen, sondern nur dessen Freund Gudenus und einer seiner Brüder. Über den weiteren Ablauf samt Lokalwechsel ins Hotel Marriott gehen die Erzählungen weit auseinander. Aggression soll in der Luft gelegen haben. Irgendwann hob Herbert A. seine rechte Hand und traf die Backe von Johann Gudenus. Die Polizei kam, der Vorfall wurde im Kommissariat protokolliert. Da der KURIER schrieb, Herbert A. will Gudenus nur leicht gestreichelt haben, ist der Ex-FPÖ-Zampano etwas eingeschnappt."
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Platz 4: NÖ: Jagdkommando-Soldat in Kaserne von zwei Hunden getötet
"Es war am Morgen, als mich der Anruf eines Bekannten über eine grauenvolle Bluttat in der Kaserne erreichte. Zu dem Zeitpunkt hatten sowohl Polizei als auch das Bundesheer den Zwischenfall noch geheim gehalten. Stundenlang konnte sich niemand genau erklären, ob der Elitesoldat einem Verbrechen zum Opfer gefallen oder tatsächlich die Hunde etwas derart grauenvolles anrichten konnten.
Das änderte sich als der KURIER als erstes Medium online von dem Fall berichtete. Intensive Recherchen brachten Dinge ans Tageslicht, die das Heer zunächst verschwieg. Etwa grobe Sicherheitsmängel in der Kaserne und Schwachstellen bei der Ausbildung der scharfen Diensthunde. Auch, dass es nicht der erste Vorfall mit einem der beiden Hunde war. Wegen der kritischen Berichterstattung wurde sogar von Seiten des Heeres beim KURIER interveniert. Wir sind jedoch unserer Linie treu geblieben und haben versucht den Fall anhand der Fakten und auf Grund der Vernehmungsprotokolle aufzuzeigen. Damit mögliche Systemfehler nicht noch einmal passieren und die entsprechenden Lehren aus dem Zwischenfall gezogen werden können. Das ist auch das Mindeste was man den Angehörigen von Dominik schuldig ist."
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Platz 3: Umgepflügter Gletscher: Massive Eingriffe für den Skibetrieb - von Christian Willim
"Über sechs Millionen Touristen kommen im Winter nach Tirol - vor allem zum Skifahren. Für sie lassen es die Bergbahnen inzwischen selbst auf über 3000 Metern aus Schneekanonen rieseln. Was die Branche abseits der Wintermonate in den Skigebieten treibt, damit ihr Geschäftsmodell funktioniert, bleibt den Skitouristen in der Regel jedoch verborgen. Das gilt auch für das Umpflügen des Pitztaler Gletschers mit Baggern zum Verfüllen von Spalten. In ähnlicher Weise wird auch in anderen Skigebieten verfahren, um Gletscher als Pisten nutzen zu können. Aber das Motto „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ zeigt bei dieser Geschichte einmal mehr seine Wirkung. Die enorme Resonanz belegt, dass die Sensibilität in Bezug auf den Umgang mit Natur in touristischen Räumen massiv zugenommen hat. Nicht umsonst war schon die KURIER-Geschichte samt Foto-Dokumentation über einen – ebenfalls am Pitztaler Gletscher – bei illegalen Bauarbeiten abgesprengten Berggrat vor einem Jahr eine der meist gelesenen."
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Platz 2: Kickls geheime Leibgarde: 15 Polizisten bewachten vier FPÖ-Politiker - von Dominik Schreiber und Kid Möchel
"Herbert Kickl hat nicht nur ein Faible für Polizeipferde und polizeiliche Phantom-Sondereinheiten wie die Grenzschutztruppe Puma, die nur auf dem Papier bestand. Kickl hat offensichtlich auch eine Präferenz für Prätorianer. So ist es auch kein Wunder, dass er 15 Polizisten als Personenschützer für blaue Minister abstellte. Dafür wurde eine Sondertruppe im Landesamts für Verfassungsschutz (LVT) geschaffen. „Es wurden über Weisung des Innenministeriums drei Gruppen zu je fünf Beamten mit den Aufgabenbereichen ,Schutz Kritischer Infrastruktur’ und Schutz verfassungsmäßiger Einrichtungen eingerichtet“, hieß es offiziell. In den Genuss der Sonderbewachung kamen Vizekanzler Heinz-Christian Strache, Verkehrsminister Norbert Hofer und Sozialministerin Beate Hartinger Klein und Herbert Kickl selbst. Der ließ ausrichten: „Den gesetzlichen Grundlagen und der Gefährdungseinschätzung folgend wurde Herbert Kickl bei Veranstaltungen, offiziellen Reisen etc. vom LVT begleitet."
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Platz 1: Ex-Neonazi über Holocaust-Leugner und den Spaß am Hass - von Yvonne Widler
"Im April 2019 wurde bekannt, dass der österreichische Identitären-Chef Martin Sellner mehrfachen Kontakt mit dem Christchurch-Attentäter hatte. Zur Erinnerung: Der Mann hatte im März zuvor in Neuseeland einen Anschlag auf zwei Moscheen verübt und dabei 51 Menschen getötet. Das Thema war also äußerst brisant. Etwa zu dieser Zeit war es auch, als mir dieses neu erschienene Buch daher in die Augen stach: "Mein Vaterland! Warum ich ein Neonazi war". Geschrieben von dem 30-jährigen Deutschen Christian Weißgerber. Ich habe mich eingelesen und wollte unbedingt mit dem jungen Mann sprechen. Er habe gerade viel Stress, aber er wäre ein Monat später beruflich in Wien, da könnten wir uns treffen, das dauerte mir allerdings viel zu lange, daher schlug ich ein Telefonat vor. Fast zwei Stunden lang hat er mir schließlich von seinem Leben erzählt und mir versucht zu erklären, wie es sein kann, dass Menschen den Holocaust leugnen, er tat das früher auch. Sein Hakenkreuz-Tattoo ist heute ebenso verschwunden wie sein Hass auf Fremde."
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