Auf der Alten Donau: Wenn Bootfahren zum Ballett wird

Eine Gruppe von Menschen entspannt sich auf einem Floß mit Palme, während ein Segelboot vorbeifährt.
Die Alte Donau ist die Wasserspielwiese der Wiener. Immer mehr Akteure – von Stand-up-Paddle bis Wasserinsel – machen aus dem Bootfahren ein Abenteuer.

Eine Badeinsel streift ein Segelboot. Geht sich das aus? Ein Stand-up-Paddler genießt den Blick auf das Strandbad. Plötzlich kommt ein Elektro-Yacht-Boot von der anderen Seite. Geht sich das aus?

Diese Frage hört man an der Alten Donau derzeit oft. Manchmal geht es sich nicht aus. Und dann muss schnell gehandelt und wenn möglich, die Flucht ergriffen werden. Willkommen beim Wasserballett auf der Alten Donau!

Eine Karte der Donauinsel in Wien mit den Bezirken 2, 20, 21 und 22.

Die Alte Donau ist für die Wiener das, was der Wolfgangsee für die Salzburger ist oder der Wörthersee für die Kärntner. Mit der U-Bahn ist man in nur 6 Minuten vom Stephansdom im Boot. Und das in einer Millionenstadt.

Die Obere Alte Donau reicht von der Floridsdorfer bis zur Kagraner Brücke, die Untere Alte Donau von der Kagraner bis zur Praterbrücke. Links sind die kleinen, mittlerweile unleistbaren Badehütten (auch David Alaba soll eine besitzen) zu bestaunen, rechts kann man rund um das Gänsehäufel fahren. Im Schnitt werden hier laut Stadt 1,2 Millionen Badegäste im Jahr gezählt. An der Alten Donau trifft sich Jung und Alt, Arm und Reich. Bootfahren ist attraktiv für Einzelgänger und Gruppen.

Makrophyten, Gewitter

Beim ersten Bootsverleih gleich neben der U1 Station Alte Donau, beim Hofbauer, kann man wählen: vom Ruderboot für 20 Euro bis zur E-Yacht für 58 Euro pro Stunde. Ein bis zwei Euro teurer sind die Fahrten als im Vorjahr. „Die meisten wollen das klassische E-Boot für 29 Euro“, erklärt ein Mitarbeiter des Bootsverleihs.

Und das kann dauern. Denn wann die Bootfahrer zurückkommen, weiß der Bootsverleiher oft selbst nicht. Manchmal muss der Bootsverleiher auch ausrücken und Boote zurückholen: „Manche verheddern sich in den Makrophyten“, sagt Karl Hofbauer, Chef in dritter Bootsgeneration mit mehr als 80 Booten.

Menschen genießen das sonnige Wetter auf dem Wasser mit Booten und Stand-Up-Paddling.

Ein Hausboot mit einer Frau auf der Treppe und einem kleinen Boot davor.

Menschen paddeln auf einem See mit Blick auf die Stadt.

Zwei Männer paddeln in einem orangefarbenen Kajak auf einem See, während andere sich am Ufer sonnen.

Eine Gruppe von Personen fährt mit einem kleinen Motorboot auf einem See.

Eine Frau schwimmt im Wasser, während eine Gruppe Enten in der Nähe schwimmt.

Auf einem See fahren Menschen mit Booten und Tretbooten unter einer Brücke hindurch.

Eine Familie paddelt mit ihren Stand-Up-Paddleboards und einem Hund auf einem See.

Aber das passiere selten, denn die Stadt sei bemüht, das Wasser mit Mähbooten von den Pflanzen zu befreien. 1.900 Tonnen Makrophyten wurden 2021 aus der Alten Donau geholt. Gemäht wird bis in eine Tiefe von 2,5 Metern – so tief ist die Alte Donau im Schnitt. Ein anderer Grund, warum man Bootsfahrer zurückholen muss, sind Gewitterwarnungen.

Einen Bootsschein braucht man übrigens nicht. Lediglich einen Ausweis, der als Kaution dient. Ab 16 Jahren darf man E-Boot fahren.

Neue Tanzpartner

Wegen der Corona-Maßnahmen haben zuletzt noch mehr Wiener das Urlaubspotenzial der Gegend entdeckt. Und die Tanzpartner am Wasser vermehren sich: Neben Tret-, Ruder-, E-, Party-Booten und schwimmenden Bade-Inseln gibt es auch immer mehr Stand-up-Paddles. Sie sind eine günstige Alternative (ab 13 Euro pro Stunde und ab 200 Euro für die, die sich eines kaufen) zum Bootfahren und leicht zu transportieren, weil sie aufblasbar sind. „Und man kann sie überall ins Wasser lassen“, sagt Hofbauer.

Am Wasser können Paddler nicht schnell ausweichen. Das Boot muss also reagieren. Man tänzelt am Wasser hin und her. Auch vor den Brücken am Wasser wird es manchmal brenzlig. Da drehen sich Boote schon drei Mal im Kreis, üben sich in Pirouetten, damit man nicht die Brückenpfeiler berührt. Ganz zum Vergnügen des Publikums, das das Ballett etwa von der Seeterrasse des urigen Wirtes Birner betrachtet.

Ein Hund sitzt neben Gepäck auf einem Stand-Up-Paddleboard mit zwei Personen auf dem Wasser.

Mehrere Personen paddeln auf einem See auf Stand-Up-Paddleboards.

Zwei Frauen fahren an einem sonnigen Tag mit einem kleinen Motorboot auf dem Wasser.

Blick über das Wasser auf moderne Gebäude und Bootsstege.

Ein Kormoran steht auf einem Holzsteg und breitet seine Flügel aus.

Zwei Personen in kleinen Booten auf dem Wasser, eine mit einem roten Sonnenschirm.

Ein Hund mit Schwimmweste steht auf einem kleinen Boot namens „Sunny“.

Ein Strand am Ufer eines Sees mit Menschen und im Hintergrund die Skyline einer Stadt.

Eine Familie fährt mit einem Boot auf einem See, während ein Schwan vorbeischwimmt. Im Hintergrund sind Menschen auf Stand-Up-Paddleboards zu sehen.

Autodrom-Effekt

„Wenn E-Boote aneinanderstoßen, kommt es maximal zum Autodrom-Effekt“, sagt Hofbauer. Erlaubt ist auf der Alten Donau eine Geschwindigkeit von 7 Kilometern pro Stunde.

Aber: „Übermut und Alkohol sind ein Problem“, sagt Karmen Kreidl von der Wasserrettung. Den Schwimmern wird daher eine Boje für eine bessere Sichtbarkeit empfohlen. Prinzipiell gilt für die Alte Donau die sogenannte Befahrungsordnung (herausgegeben von der Donauhochwasserschutz-Konkurrenz) und die Seen- und Fluss-Verkehrsordnung (das ist ein Bundesgesetz): Boote dürfen nicht länger als 7 Meter sein, in der Nacht darf man nicht am Wasser übernachten, es gilt ein Verbot des Wellenschlagens. Bei Alkohol gilt die 0,5-Promille-Grenze.

Ein Mann steht auf einem Stand-Up-Paddleboard auf der Donau in Wien.

In einer Zille patrouilliert die Wasserpolizei regelmäßig, sie kontrolliert die Boote, etwa ob Rettungswesten und Erste-Hilfe-Ausrüstung an Bord sind. Zu Unfällen kommt es laut Polizei aber selten. Der bisher schlimmste ereignete sich 2018, als ein 15- und ein 19-Jähriger aus London ertranken. Sie waren mit einem Boot aufs Wasser gefahren. Englische Medien gaben damals der Pflanzenplage eine Mitschuld. „Es ist wichtig, ruhig zu bleiben, wenn man über Wasserpflanzen schwimmt“, sagt Kreidl von der Wasserrettung.

An Sommertagen gleicht die Alte Donau einem Ballett. Neben den graziösen Bewegungen der Schwäne begeistern die Sprünge der Fische die Zuseher am Wiesenstreifen. Bei den Choreografien der Boote, Segler und Surfer gilt eines: Berührungen meiden, aber: „Augenkontakt halten“, sagt Kreidl. Man müsse aufeinander achtgeben und einander respektieren. Dann gehe sich alles aus.

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