Rax als beliebtes Habitat
Szenen wie diese sind in der Region keine Seltenheit mehr. "Wir hatten schon im letzten Jahr zwei Individuen im Raxgebiet bestätigt. Es ziehen immer wieder Wölfe bei uns durch", erklärt Peter Lepkowicz. Er ist Bürgermeister von Schwarzau im Gebirge, Leiter der Forstverwaltung des Quellschutzgebietes der Stadt Wien und selbst Hegeringleiter.
➤ Mehr lesen: Aufregung in NÖ: Wolf wurde gefilmt, als er durch Ort lief
Seit einigen Wochen gibt es zwischen Schwarzau und Gutenstein sowie im Raxgebiet immer wieder Sichtungen eines Wolfes und auch bestätigte Risse von Wildtieren. "Es sind aber bisher nur ältere, kranke oder schwache Stücke gerissen worden", sagt Lepkowicz im Gespräch mit dem KURIER. Deshalb halte sich die Aufregung zumindest in diesem Gebiet in Grenzen. Nutztiere seien in dem Fall bisher verschont geblieben, erklärt der Bürgermeister.
DNA-Proben
Es wurden DNA-Proben genommen um festzustellen, ob es sich um ein Individuum oder mehrere Tiere handelt und ob der Wolf einem bestimmten Vorkommen zugeordnet werden kann. Die Ergebnisse dauern aber noch, sagt Lepkowicz.
Erst im heurigen Jahr hatte ein ganz besonderes Exemplar des Raubtieres das Raxgebiet durchstreift. Anfang Februar hatte ein Wolf mit der genetischen Bezeichnung M237 seine neugierige Nase sogar über die Grenze der Bundeshauptstadt Wien gesteckt. Der besenderte Wolf aus dem so genannten Stagiasrudel ist aus dem schweizerischen Graubünden mehr als 700 Kilometer Luftlinie weit bis nach Wien gewandert.
➤ Mehr lesen: Schweizer Wolf wanderte bis nach Wien und tappte in Fotofalle
Von Wilderer erschossen
Auf der Rax tappte das Tier mehrmals in die Fotofalle. M237 trieb sich einige Tage im Quellschutzgebiet der Stadt Wien auf der Rax und am Schneeberg im Bezirk Neunkirchen herum. Ein Mitarbeiter der Forstverwaltung entdeckte die Trittsiegel des Wolfes im frischen Schnee. Die stattlichen Pfotenabdrücke hatten eine Länge von mehr als zehn Zentimetern.
➤ Mehr lesen: Abschuss von Wölfen: Neue Regeln in der Steiermark
Wie die GPS-Daten des Senders verrieten, wanderte der Wolf über das Burgenland nach Ungarn weiter. In der Nähe von Budapest wurde M237 schließlich von einem Wilderer erschossen.
➤ Mehr lesen: Wölfe im "Babyglück"
Definitiv bestätigt ist, dass kein Wolf das Massaker mit elf gerissenen Schafen in Gutenstein zu Halloween angerichtet hat. Die DNA-Untersuchung ergab, dass die Tiere einem Angriff von Hunden zum Opfer gefallen sind. Seit kurzem liegen der zuständigen Bezirkshauptmannschaft Wiener Neustadt die Testergebnisse aus dem Labor der Vet-Med-Uni Wien vor.
Behörde bestätigt
Wie Bezirkshauptmann Markus Sauer gegenüber dem KURIER bestätigte, wurden die Risse nicht von einem Wolf verursacht. "Bei den Schafsrissen wurden Hundespuren nachgewiesen", erklärt Sauer.
Wann darf Tier geschossen werden?
Seit April ist in Niederösterreich eine neue Wolfsverordnung in Kraft. Eine vorherige behördliche Anordnung für Vergrämungen oder Abschüsse wird nicht mehr benötigt. Festgelegt wurden vielmehr Verhaltensweisen des Raubtieres, die entsprechende Konsequenzen bis zum Abschuss zur Folge haben können.
➤ Mehr dazu: Schonzeit für auffällige Problemwölfe ist vorbei
Nähert sich der Wolf dem Menschen tagsüber oder bis 22 Uhr auf unter 50 Meter und verharrt zwei Minuten, attackiert er Hunde an der Leine oder lässt sich in 100 Meter Entfernung zum Menschen nicht vertreiben, kann das sein Todesurteil sein. Alle Aktionen müssen Waidmänner genau dokumentieren und binnen 24 Stunden den Behörden melden.
Kommentare