Fall Kührer: „Was mir am Herzen liegt? Gerechtigkeit!“

Kührer, Prozess, Michael Kollitsch
Julias Familie kam am Mittwoch zu Wort. Ihr Ex-Freund allerdings liegt im Krankenhaus.

Der zweite Tag im Korneuburger Mordprozess um den Fall Kührer startete mit einer Überraschung. Ausgerechnet einer der wichtigsten Zeugen, Julias Ex-Freund Thomas Sch., erschien nicht zu seiner mit Spannung erwarteten Zeugenbefragung. Richter Helmut Neumar verlas ein Fax, wonach Sch. stationär im Landesklinikum Hollabrunn aufgenommen wurde. Sein Gesundheitszustand lasse keine Aussage zu.

Die Beziehung der beiden war einige Tage vor Julias Verschwinden in die Brüche gegangen. Das bestätigte auch der enge Freund Anton N.. Er malt ein düsteres Bild von der Zeit um den Kriminalfall in Pulkau. „Die ganze Jugend hat gekifft. Es ist ausgeartet.“ Auch er, Thomas Sch. und Julia haben regelmäßig Cannabis geraucht. Davon, dass die 16-Jährige vom Angeklagten Michael Kollitsch mit Crystal Meth versorgt worden sein soll, hat Anton N. aber nichts mitbekommen. Vom Angeklagten zeichnet er dasselbe Bild, wie es der bisherige Prozess tut: Gewalttätig, frauenverachtend, mit abartiger sexueller Neigung.

Auch wenn er es gebetsmühlenartig bestreitet, dürfte der Angeklagte einen guten Draht zu Julia gehabt haben. Das Ende der Beziehung mit Thomas Sch. sei ihr sehr nahe gegangen und sie „war total fertig“, berichtet Freundin Lisa S. Sie war bei einem Treffen dabei, als Julia total depressiv war und alleine zu Michael Kollitsch in die Videothek ging. Einige Freunde erinnern sich an diese merkwürdige Situation, zumal der Angeklagte felsenfest behauptet, Julia nur flüchtig gekannt zu haben.

Die Eltern

Von all dem haben Julias Eltern, Brigitte und Anton Kührer, nichts mitbekommen. Die ständigen Stimmungsschwankungen der Tochter, ihre Antriebslosigkeit, die vielen Aufs und Abs der Tochter haben sie auf ihre ständige Migräne zurückgeführt und nicht auf den möglichen Drogenkonsum. „Sie war einfach stark pubertierend“, so die Eltern.

Die Mutter war von der Beziehung ihrer 16-jährigen Tochter zu Thomas Sch. wenig begeistert. Überhaupt war sie strenger als ihr Mann und hatte deshalb öfter Streit wegen der Uhrzeit, wann das Kind vom Fortgehen zu Hause sein sollte. Was sie heute beschäftigt: „Was mir am Herzen liegt? Gerechtigkeit!“

Anton Kührer weiß noch von einer merkwürdigen Begegnung mit dem Angeklagten zu berichten. Obwohl die beiden zuvor nie ein Wort gewechselt hatten, sprach Kollitsch Julias Vater nach dem Verschwinden drei Mal auf der Straße an. „Er wollte wissen, ob es was Neues von Julia gibt.“ Und dass er Plakate mit dem Suchaufruf nach dem Mädchen verteilen wollte. Als Zeuge ist auch Kollitschs damaliger Angestellter Andreas W. zu hören. Er bestätigt die Geschichte, wonach der Angeklagte sein Geschlechtsteil ausgepackt und damit auf den Tisch gepumpert hat. „Und seine damalige Freundin hatte auf einmal ein blaues Aug“, erinnert er sich – für Staatsanwalt Christian Pawle eine weitere Bestätigung für Kollitschs Umgang mit Frauen.

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