Kremser Bürgermeister: "Wir sparen nicht bei Investitionen"
KURIER: Es ist für uns alle ein besonderes Jahr. Wie haben Sie die ersten Wochen der Corona-Pandemie wahrgenommen?
Reinhard Resch: Positiv wahrgenommen habe ich, dass der Magistrat sehr gut aufgestellt ist. Wir haben relativ rasch in zwei Teams gearbeitet und geachtet, dass Bürgerbetreuung so gut wie nur möglich ist. Das und vor allem unsere Gesundheitsbehörde haben optimal funktioniert. Andererseits war da diese Verunsicherung. Man hat am Freitag über die Medien erfahren, dass etwas Neues am Montag in Kraft tritt. Oft sind erst sonntags oder montags in der Früh die entsprechenden Verordnungen gekommen.
Und das Magistrat muss das ja umsetzen.
Genau. Als Statutarstadt bin ich auch Bezirkshauptmann. Und da sind wir anfangs oft in der Luft gehangen. Wenn es auf eine Frage viele verschiedene Antworten gibt, dann gibt es aber auch nicht nur die eine Lösung. Wenn Anordnungen klar wären, gäbe es auch klare Antworten. Die vermisse ich bist jetzt für bestimmte Sachverhalte.
Persönlich, auch als Privatperson war es besonders zu Beginn schon betroffen machend. Familien, viele Bekannte, Wirtschaftstreibende haben besorgt, angerufen, mich persönlich kontaktiert, weil sie wissen nicht mehr wissen, wie es weitergeht kann. Wie sie über die Runden kommen. Das war schon belastend.
Krems galt auch einmal als Corona-Hotspot. Einige Lokale hielten länger offen als erlaubt. Wie schwierig war diese Phase?
Das war nicht nur schwierig, sondern ein unglaubliches Ärgernis. Die Sperrstunde ab 1.00 Uhr und das Betretungsverbot – und kein Aufenthaltsverbot – wurde wörtlich interpretiert. Ein Lokalbetreiber hat damit begonnen bis 6 Uhr zu bewirten. Andere sind gefolgt. Unverständnis habe ich dafür, dass man sofort daran denkt, wie man ein Gesetz, eine Verordnung umgehen kann. So viel zur Selbstverantwortung und gesellschaftlicher Verantwortung. Es braucht klare Regeln, die dann auch überprüft und sanktioniert werden können.
Für die Kommunen ist das Jahr eine massive finanzielle Belastungsprobe. Wir geht es der Stadt Krems damit?
Im Jahr 2020 haben wir ungefähr sechs Millionen Mindereinnahmen. Wir haben das Budget so gestaltet, dass wir damit rechnen müssen, dass es auch im Jahr 20221 fünf bis sechs Millionen sind. In der Hoffnung, dass Ende nächsten Jahres wieder bergauf geht.
Werden alle geplanten Projekte trotz Corona umgesetzt?
Ja. Wir sparen nicht bei den Investitionen. Das, was wir momentan bauen, wird zügig weitergeführt, wie die Ringstraße, Kindergarten Mitterau, Sanierung VS Hafnerplatz. Wir schauen, - und da orientiere ich mich an Keynes - dass weiter investiert wird. Kommunen sind die größten Arbeitgeber und Auftraggeber.
Es stimmt, man sagt immer, dass man in der Krise investieren muss. Da schaut man aber immer mit dem zweiten Auge auf den Schuldenstand.
Ich sage nicht, dass es uns rosig geht. Zu Gute kommt uns, dass wir als Stadt in den letzten Jahren wirtschaftlich gut gearbeitet haben; wir konnten Schulden abbauen und Rücklagen bilden; -um z.B. die Badearena und andere Projekte sicherstellen zu können. Einiges wird erst etwas später realisiert werden können.
Die Badearena ist mit über 20 Millionen Investitionsvolumen das derzeit größte Projekt in Krems. Wie ist da der Zeitplan?
Qualität ist wichtiger als die Zeit, das Tempo. Eine so große Investition braucht Qualität im Prozess. Gerade jetzt haben wir uns in der Steuerungsgruppe für die Art des „Architekturwettbewerbs“ entschieden. Wir sind auf dem Weg.
Die Parksituation ist seit vielen Jahren ein großes Thema in Krems. Derzeit ist eine Stunde gratis. Wie ist der weitere Plan?
Es hat sich viel getan. Das Grüne-Zonen-Gesetz ist vor Kurzem im Landtag novelliert worden und das gibt auch den Städten mehr gestalterische Möglichkeiten. Die eine Stunde gratis war der erste Schritt. Die Arbeitsgruppe läuft jetzt noch; Ziel ist es ein möglichst klares System demnächst im Gemeinderat zu beschließen. Ich hoffe auch, dass das großartige Angebot des neuen Stadtbusses Einfluss auf das Parkverhalten hat.
Das Thema Innenstadt hat sich durch Corona noch mehr verschärft. Wie ist die Stimmung in der Geschäftswelt in Krems?
Aktuell sind die kleinen Geschäfte besonders betroffen. Die Gastronomie sperrt hoffentlich bald wieder auf. Der Boom der Einkaufszentren flaut ab. Mittelfristig werden wieder die Innenstädte gesucht; dieses Ambiente, das Vertraute, das Flanieren. Mit dem neuen Stadtmarketing sind wir sehr aktiv. Es werden ganzjährig viele Akzente gesetzt Wir schauen, dass wir unsere schönen Plätze attraktivieren, zum Verweilen einladen. Früher war der Freitagnachmittag umsatzschwach; durch die Aktionen, die das Stadtmarketing gestartet hat, ist es nun wirtschaftlich der beste Tag.
Die Einwohnerzahlen steigen in der Stadt Krems. Hat man sich da eine Grenze gesetzt, wie weit man wachsen will?
Ziel ist ein „gesundes“ Wachstum mit etwa ein Prozent; wobei wir auch die Infrastruktur mitentwickeln können. Das gleiche gilt auch für den Tourismus.
Sie sind heuer 65 Jahre alt geworden. Im Jahr 2022 wird in Krems wieder gewählt. Ist es nach wie vor der Plan, dass sie wieder antreten?
Ja, wenn die Gremien, das auch so sehen. Es sind einerseits noch wichtige Projekte zu Ende zu führen und Zukunfts-Projekte auf die Reihe bringen. Die Arbeit macht mir Freude. Ich hätte früher nie daran gedacht in die Politik zu gehen. Aber ich hätte auch nie geglaubt, was das für mich persönlich an Zusatzerfahrungen, Bereicherung gebracht hat. Auf der einen Seite kann man Vieles in einer Stadt auf den Weg bringen und unmittelbar helfen. Ich durfte dabei so viele Menschen, Persönlichkeiten, Institutionen, viele Veranstaltungen, etc. etc. insgesamt so viel Positives kennenlernen und auch schätzen lernen. Unterm Strich ist das sehr positiv.
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