Zündler "keine klassischen Kriminellen": NÖ hat neuen Chefbrandermittler

8.904 Brände haben im Vorjahr in Niederösterreich einen Gesamtschaden von 94,3 Millionen Euro verursacht.
Wenn sich die letzten Rauchschwaden gelichtet haben und die Feuerwehrkräfte ihre Löschleitungen aufrollen, beginnt in vielen Fällen die Arbeit der Polizei.
Brände, Sprengstoff, Explosionen
Niederösterreich hat seit Kurzem einen neuen Chefbrandermittler. Markus Herndlbauer (44) tritt als neuer Leiter des Ermittlungsbereiches für Brand-, Sprengstoff- und Explosionsdelikte beim Landeskriminalamt (LKA) Niederösterreich die Nachfolge von Erich Rosenbaum an.

Chefinspektor Markus Herndlbauer ist seit 2013 beim LKA Niederösterreich
Schüler fackelten Schulgebäude ab
Es ist zwölf Jahre her, als er als stellvertretender Kommandant der Polizeiinspektion Gumpoldskirchen zu den Brandermittlern des LKA geholt wurde.
"Brandstifter sind in der Regel nicht die klassischen Kriminellen, die einen perfiden Tatplan verfolgen. Manche zündeln bei einem Mistkübel und dann artet es aus“, erklärt Herndlbauer.
Er erinnert sich an den Fall von 14-jährigen Schülern, die 2021 Mülltonnen beim Schulzentrum Hollabrunn in Brand steckten. Sie rechneten nicht damit, dass das Feuer über die Fassade auf das Gebäude übergriff. Der Schaden betrug mehrere Hunderttausend Euro. "Das kann das Leben einer Familie rasch ruinieren“, erklärt Herndlbauer. Für einen solchen Schaden zahlt man ein Leben lang.
Schwierige Tatortarbeit in den Trümmern
Etwa 100 Bezirksbrandermittler der Polizei in ganz Niederösterreich sind die erste Anlaufstelle, wenn es darum geht, die Ursache von Brandereignissen zu klären. Bei komplexen Sachverhalten, wenn es Todesopfer oder Feuer mit einem erheblichen Sachschaden gibt, übernimmt Herndlbauer mit seinem siebenköpfigen Team des LKA.
Mehr als 100 solcher Fallakten sind das pro Jahr. "Wir haben in der Kriminalistik den einzigen Tatort, der sich verändert. Es beginnt zu brennen und meistens bleibt nicht mehr viel übrig“, erklärt der Chefinspektor.
Die Ermittlung von Brandursachen ist technisch aufwendig, zeitintensiv und zählt zu den Königsdisziplinen der Kriminalpolizei. Die Ermittler greifen bei der Ursachenforschung auf die Expertise von Brandsachverständigen des Bundeskriminalamts zurück. Wird bei einem Feuer mit Benzin oder einem anderen Brandbeschleuniger nachgeholfen, bleibt dies nicht unentdeckt.
Sieben Todesopfer
Wie aus der Brandschadenstatistik der Brandverhütungsstelle NÖ hervorgeht, sind über 19 Prozent der Brandschäden auf elektrische Zündquellen (z. B. Kurzschluss) zurückzuführen, in knapp 15 Prozent sind es Kerzen, offenes Licht oder Feuer (z. B. im Kamin). Nur in knapp drei Prozent liegt Brandstiftung vor.
Ein Großteil der Opfer – im Vorjahr forderten Brände in Niederösterreich sieben Tote – stirbt nicht durch die Flammen, sondern durch die tödlichen Rauchgase, weiß Herndlbauer.
"Deshalb kann man nur appellieren, dass in jedem Haushalt Rauchgas-Warnmelder installiert sein sollten. In der Bauordnung sind sie in NÖ nur bei Neubauten vorgeschrieben. Es gibt keine Nachrüstpflicht im Altbau“, erklärt der Chefbrandermittler.

Ermittler warnen vor illegalen Böllern
Kugelbomben und illegale Pyrotechnik
Ein immer größeres Problem wird der sorglose Umgang mit illegaler Pyrotechnik. Das grenznahe Kleinhaugsdorf in Tschechien gilt als Paradies für günstige Feuerwerkskörper, bengalische Feuer und grundsätzlich jede Art von Pyrotechnik – auch jene berüchtigten Billig-Importe aus China, die in Österreich verboten sind.
Aufgrund der teils schlechten Qualität der Produkte, die nicht der EU-Norm entsprechen, stellen diese ein enormes Sicherheitsrisiko dar. Es sind großteils Selbstlaborate, die nicht professionell hergestellt werden.
Herndlbauer erinnert sich an die Silvesternacht von 2022/23 zurück, als bei einem Unglück mit einer Kugelbombe in Ternitz zwei 18-Jährige starben.
Erst kürzlich blickte Herndlbauer der Mutter eines der beiden Todesopfer in die Augen, als er der Familie die persönlichen Gegenstände ihres verstorbenen Sohnes überbrachte. "Diese Unglücke mit illegaler Pyrotechnik verursachen immenses Leid. Leider werden es nicht weniger“, so der Ermittler, den ein Fall noch ganz besonders prüft.
Brandanschlag auf Logistiker noch ungeklärt
Immer noch ungeklärt gilt der Brandanschlag im April 2024 im Bezirk Mistelbach. Ein Zündler auf einem Fahrrad legte dort die Zustellbasis eines Logistikers mit 13 Elektroautos in Eibesbrunn in Schutt und Asche. Auf Fahndungsbildern ist der Täter samt Benzinkanister am Gepäckträger des Fahrrads zu sehen.
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