Man kann es deshalb schon als kleines Wunder bezeichnen, was im 1.630-Seelen-Dorf Hochneukirchen in der Buckligen Welt einer findigen Gruppe gelungen ist. Der Plan, den Bürgermeister Thomas Heissenberger Anfang des Jahres im KURIER vorstellte, klang gewagt und ambitioniert. Ob er sich allerdings auch in die Realität umsetzen lasse oder man damit scheitere, traute er sich damals nicht zu prophezeien.
Die Idee: Die Gemeinde gründet eine Genossenschaft, verkauft Anteilsscheine für in Summe 250.000 Euro und erweckt mit dieser finanziellen Unterstützung das alte Gasthaus als neues „s’Hutwisch – Wirtshaus am Dach der Welt“ wieder zum Leben (www.s-hutwisch.at).
Das Projekt hat eingeschlagen. Schon 625 Private, Firmen und Vereine haben bis heute 1.424 Genossenschaftsanteile zu jeweils mindestens 150 Euro unterzeichnet. Damit wurde die nötige finanzielle Hürde geknackt, weshalb am 30. Mai bereits die Genossenschaft „Hutwisch Regionalentwicklung eGen“ offiziell unter der Aufsicht von Christian Pomper vom Raiffeisen Revisionsverband gegründet wurde.
Vor wenigen Tagen fiel der Startschuss, um das alte Gemeindegasthaus Kirchenwirt, der seit geraumer Zeit geschlossen ist, zum neuen s’Hutwisch zu verwandeln. „Die alte Schank wurde bereits abgerissen und auch der Eingang versetzt“, erklärt Cornelia Schuh aus dem Projektteam.
Das geschichtsträchtige Inventar und besonders die Schank werden nicht entsorgt, sondern im Sinne der Nachhaltigkeit „mit Stil“ restauriert, wie es heißt. Verantwortlich dafür zeichnet ein hiesiger Tischlereibetrieb. Ein Veranstaltungssaal für bis zu 60 Personen wird künftig für Vereinssitzungen, Ehrungen und private Feiern umgebaut.
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Obwohl laut Wirtschaftskammer gerade in der Gastronomie Fachkräfte und Servicepersonal an allen Ecken und Enden fehlen, läuft die Suche nach Arbeitskräften für das Gasthaus „sehr gut“. „Es kommen für alle Bereiche im Betrieb Bewerbungen, einige aussichtsreiche Gespräche gab es auch schon. Wir sind zuversichtlich, dass wir ein gutes Team finden. Des Weiteren werden gerade erste Gespräche mit Lieferanten geführt“, erklärt Schuh.
Kindergarten, Schule und Catering
Geplant ist, dass das s’Hutwisch auch die Schulen und den Kindergarten im Cateringbetrieb mit Mittagessen versorgt. Läuft alles nach Plan, könnte schon Ende Oktober ein Krügerl gezapft und das erste Schnitzel heraus gebacken werden. „Vorrangig wollen wir mit Produkten aus der Gemeinde, der Buckligen Welt und aus dem angrenzenden Burgenland und der Steiermark kochen. Somit fördern wird die regionale Wirtschaft“, erklärt Heissenberger.
Bei all den negativen Schlagzeilen in den vergangenen Jahren zum Thema Wirtshaussterben, gibt es gerade in der Buckligen Welt einen weiteren Lichtblick. Das „Gasthaus zur Gemütlichkeit“ in Hochwolkersdorf (Bezirk Wiener Neustadt) galt seit Jahren als Sorgenkind. Nachdem das Haus vor einem Jahr für 290.000 Euro zum Verkauf stand, überlegte die Gemeinde sogar, selbst das Wirtshaus anzukaufen und zu betreiben.
Dazu kam es nicht, auch eine Pächterin scheiterte nach kurzer Zeit. Seit wenigen Tagen regiert in der Gaststube wieder die Gemütlichkeit. Der frühere Restaurantleiter eines Wiener Neustädter Hotels hat den Betrieb übernommen.
Wirt im Musikschloss
Positive Gastro-Neuigkeiten erklingen auch im Mostviertel: Dort wird das Blasmusikzentrum Schloss Zeillern zum nö. Bildungszentrum für Regionalkultur millionenschwer mit Landeshilfe ausgebaut. Für die Modernisierung der Gastronomie und des Hotelbetriebs investiert die Gemeinde als Eigentümerin 2,8 Millionen Euro. Zugleich ist das auch der Lockruf für einen neuen Pächter. Nach 16 Jahren geht nämlich die bisherige Schlosswirtin Annemarie Preuer Ende des Jahres in Pension.
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