Fragwürdige Geschäfte mit legalem Cannabis
Der Cannabismarkt boomt. Der nicht berauschende und deshalb legale CBD-Hanf hat längst die Kosmetikbranche erreicht, ganze Dokumentationen beschäftigen sich im TV damit. Aktienkurse von Hanf-Firmen explodieren rasch nach der Ausgabe (um kurz danach genauso rasch wieder zusammenzubrechen). Manche Anleger hoffen auch auf weitere Legalisierungen des berauschenden Marihuanas, wie es etwa Deutschland heuer vorhat. Jedenfalls herrscht Goldgräberstimmung auf dem Cannabismarkt.
Der neueste Trend nennt sich E-Growing. Dabei kaufen sich interessierte Anleger zunächst eine virtuelle Pflanze im Internet. Eine Firma baut diese tatsächlich an und verkauft diese anschließend an die Industrie. So lautet zumindest der Plan.
Pro Strauch müssen 50 bis 2.000 Euro (für teure Indooranlagen mit aufwendiger Beleuchtungstechnik) investiert werden. Versprochen werden saftige Renditen von 40 bis 50 Prozent. Diese könne man abschöpfen oder gleich wieder reinvestieren.
Gigantische Menge
Da es sich um kein Bankgeschäft handelt, fühlen sich die Finanzbehörden nicht zuständig. Deshalb blieb es der Stiftung Warentest vorbehalten, Betrugsermittlungen gegen einen deutschen Anbieter anzustoßen. Dieser soll bis zu 500.000 Pflanzen verkauft haben. Die Polizei geht von einem gigantischen Pyramidenspiel aus. Die erzeugte Cannabismenge soll größer gewesen sein als der Bedarf in ganz Deutschland.
Die Stiftung Warentest hat bereits vor Wochen als Folge davon eine Kärntner Firma auf ihre Warnliste gesetzt. Auch diese bietet legale Cannabispflanzen zum Kauf an, das Modell wirkt auf den ersten Blick ident. Diese Woche gab deren Firmenchef, der schon an einer Pleite einer Firma mit Kryptowährung beteiligt gewesen sein soll, in einem Video zu, vorerst nicht einmal die angeblichen Gewinne des Vorjahres auszahlen zu können. Man sei aktuell in Verhandlungen mit zwei Käufern. Geld würden die Kunden vielleicht zu Monatsende sehen. Angeboten werden Kosmetika statt Bargeld.
Obwohl diverse Internetseiten mit Beschwerden über ausstehende Zahlungen überlaufen, gibt es aktuell keine Ermittlungen der Exekutive, wie die Kärntner Polizei betont. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) will sich nicht äußern, verweist aber auf die Warnung aus Deutschland. Kunden berichten, das aktuell nur kleine Gewinne bedient werden.
Firma beruhigt
Bei My First Plant (MFP) heißt es zu den Auszahlungsproblemen: „Wir hatten im letzten Jahr leider einige Verzögerungen durch überdurchschnittlich lange Zollkontrollen, die uns als Lieferant in Lieferverzug gebracht haben, wodurch wir leider einen wichtigen Abnehmer verlieren mussten. Die Verzögerung sollte allerdings nur noch von kurzer Dauer sein. Danach sollte alles wieder einpendeln und die gewohnten, ordentlichen Maße annehmen.“
Das Geschäft laufe jedenfalls bestens. Insgesamt seien im Vorjahr zehn Hektar Cannabis angebaut worden. „Das Feld im Gurktal hatte knapp acht Hektar, während das Feld nahe dem Magdalensberg zwei Hektar hatte“, heißt es gegenüber dem KURIER. „Zudem haben wir eine Halle in der Schweiz, genauer in Lenzburg, in welcher derzeit knapp 20.000 Indoor-Pflanzen bewirtet werden.“
Laut eigener Angabe hat MFP knapp 34.000 User auf der Plattform, wobei knapp 20.000 tatsächlich Kunden sind. Diese kämen aus der ganzen Welt: „Wir dürfen einige Franzosen, Portugiesen und sogar Vietnamesen zu unseren Kunden zählen.“
Demnächst soll der Verkauf von 20.000 neuen Pflanzen beginnen. Wer diese kaufen soll, darüber schweigt man sich aus.
Kommentare