Soll der Cannabis-Konsum für alle erlaubt werden?

Ist es eine Einstiegsdroge, die einen langfristig zu anderen Drogen verleitet oder doch nur ein Rausch-Konsummittel, ähnlich dem Alkohol? Bei Cannabis scheiden sich die Geister. Während zahlreiche Gras-Gegner davon sprechen, dass man mit der Legalisierung von Cannabis die Menschen leichter in eine Drogenzukunft manövrieren würde, sagen die Befürworter der Legalisierung, dass Cannabis wissenschaftlich gesehen bei weitem nicht so schwere Folgen hat, wie bspw. Alkohol oder Nikotin. Letzter sind legal, warum dann nicht auch Cannabis?
PRO
Es gibt keinen wissenschaftlichen Grund, warum Alkohol (rund 8.000 Tote pro Jahr) und Nikotin (14.000 Tote) erlaubt sind und Cannabis (Null Tote) verboten ist. Zu diesem Ergebnis kamen 40 britische Psychiater, Epidemologen, Chemiker und Forensiker in einer groß angelegten Studie.
Und zu diesem Ergebnis wird auch der VfGH kommen. Das zeigen vergleichbare Urteile in vielen anderen Staaten, die in den vergangenen Jahren die Cannabis - Prohibition beendet haben.
Die Einstiegsdroge Nummer eins ist Alkohol, damit fängt fast jede Drogenkarriere an. Über Cannabis kommt man danach erstmals mit Kriminellen in Kontakt. Dass die Dealer lieber zB Kokain verkaufen, wo sie zehn Euro pro Gramm Gewinn machen, als Cannabis, wo es ein oder zwei Euro sind, ist logisch.
Sogar in den USA, wo das Cannabis - Verbot seinen Ausgang nahm, ist man mittlerweile draufgekommen, dass es besser ist, den Dealern die Geschäftsgrundlage zu nehmen und enorme Steuereinnahmen zu erzielen. Sogar Länder wie Thailand, das Dealer mit der Todesstrafe bedroht, oder Mexiko haben kürzlich den Eigenbedarf entkriminalisiert.
Nach Tschechien und der Schweiz wird Deutschland bald unser drittes Nachbarland sein, das Cannabis legalisiert.
Drei große Freiheiten wird unsere Generation erreichen: Das ist die Gleichstellung von Homosexuellen, die Sterbehilfe und die Freigabe von Cannabis. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis alle drei Dinge vollständig legal sein werden.
Dominik Schreiber ist Chefreporter in der Chronik

CONTRA
Cannabis hat ein enormes therapeutisches Potenzial – mögliche medizinische Einsatzgebiete haben Wissenschafter der MedUni Wien kürzlich in einem Übersichtsartikel zusammengefasst, von Epilepsie bis Schmerztherapie. Hier müsse die Forschung vorangetrieben werden, weil es vielfach noch an Daten zur Entwicklung sicherer Medikamente fehle. Zweifellos gibt es einen großen Bedarf, den kontrollierten Einsatz von standardisierten Cannabis-Medikamenten zu erleichtern bzw. zu ermöglichen.
Eine generelle Freigabe hingegen hätte ein enormes gesundheitsschädliches Potenzial: Zahlreiche Studien zeigen, dass regelmäßiger Konsum gerade bei jungen Menschen, deren Gehirn sich noch im Entwicklungsstadium befindet, zu geistigen Beeinträchtigungen führen kann – etwa Schwierigkeiten beim Treffen von Entscheidungen, Probleme beim Lernen etc.
Auch Zusammenhänge zwischen frühem Cannabiskonsum und psychischen Erkrankungen sind belegt. Diskutiert wird bei Jugendlichen auch eine Auswirkung auf die Intelligenzleistung.
Und wer garantiert bei einer Freigabe für Volljährige, dass diese nicht ihren jüngeren Freunden etwas vom „legalen“ Cannabis abgeben? Gerade in Österreich sprechen etwa die Erfahrungen mit Alkohol gegen die Freigabe von Cannabis: Österreich liegt beim Alkoholkonsum weltweit im Spitzenfeld.
Bei einer Bevölkerung, die generell dazu neigt, Rauschmittel zu verharmlosen, wäre die Legalisierung der Droge Cannabis eine schlechte gesundheitspolitische Entscheidung.
Ernst Mauritz ist Redakteur in der Lebensart

Kommentare