Tourismusprojekt am Neusiedlersee: Ungarn geht das Geld aus
Die Ausschreibung für das Tourismusprojekt am ungarischen Ufer des Neusiedler Sees bei Fertörákos ist gescheitert. Laut ungarischen Medienberichten macht die Regierung von Viktor Orbán ihre Ankündigung wahr, geplante Investitionen zu verschieben oder abzusagen, um Kosten zu sparen.
Inwieweit der sinkende Wasserstand ausschlaggebend für die Entscheidung war, ist nicht bekannt. Allerdings könnte das Aus für das Projekt auch die burgenländischen Pläne der Wasserzuleitung in den Neusiedler See gefährden.
Eigentlich hätte am schmalen ungarischen Uferstreifen ein touristisches Großprojekt entstehen sollen, das durchaus auch als Kampfansage in Richtung des österreichischen Tourismus gedacht war. Mit zwei Hotels, Pavillons, einem Segelclub, Ökozentrum, Fußballplätzen, Camping und Wasserpark wollte man Urlauber aus beiden Ländern anlocken. Zwischen 75 und 100 Millionen Euro hätten investiert werden sollen.
Geld, das jetzt offensichtlich nicht vorhanden ist. „Die für den Vertragsschluss erforderliche Deckung wird nicht zur Verfügung gestellt“, heißt es im entsprechenden Dokument der Regierung. Anzeichen dafür hatte es bereits Anfang des Jahres gegeben, weil die Frist für die Angebotslegung immer wieder verlängert wurde und dann sang- und klaglos verstrich.
Die Gegner des Projekts sind erfreut, sprechen aber trotzdem nur von einem „wichtigen Teilerfolg“. Schließlich gehe es jetzt darum, „sinnvolle Investitionen“ am Ufer zu tätigen. Die neue Hafenanlage wurde bereits fertiggestellt, außerdem wurden rund 40 Hektar Fläche gerodet und für den Bau von Gebäuden vorbereitet.
Ganz gestorben dürfte das Projekt ohnehin noch nicht sein. Denn das zuständige Ministerium hat zwar die Ausschreibung gestoppt, will das Projekt aber überprüfen und neu bewerten.
Wasserzuleitung auf Eis?
Das könnte auch Auswirkungen auf die vom Burgenland geplante Wasserzuleitung für den Neusiedler See aus einem ungarischen Arm der Donau haben. Denn wenn Ungarn den Steppensee aufgrund des sinkenden Wasserpegels touristisch aufgibt, könnte sich das Interesse an einer Zusammenarbeit in Grenzen halten.
Demnächst sollen dazu Gespräche auf politischer Ebene stattfinden. Zuletzt war von Finanzierungsproblemen auf ungarischer Seite die Rede. Im Burgenland hält man weiter am Projekt fest.
Denn die Lage am See wird immer prekärer, auch wenn Baden und Segeln meist noch problemlos möglich ist. Bereits vor der nächsten Hitzewelle ist der Wasserstand auf 115,09 Meter über Adria gesunken und liegt damit nur noch knapp über dem historischen Tiefststand von 2003 (seit Beginn der Messungen im Jahr 1965; Anm.) An heißen Tagen verdunsten bis zu sieben Millimeter.
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