Wasser für den See: Land wartet auf Ungarn
Vor einigen Jahren wäre wohl jeder, der sich in den Sommermonaten Regenwetter im Seewinkel gewünscht hat, von den Touristikern mit dem sprichwörtlichen nassen Fetzen davon gejagt worden. Heute hofft darauf sogar der burgenländische Landesrat Heinrich Dorner, seines Zeichens zuständig für die hiesige Wasserwirtschaft.
Dazu gehört natürlich auch der Neusiedler See. Doch beim Steppensee geht es um mehr, als nur um das flüssige Nass. Deshalb wird künftig eine landeseigene Gesellschaft für die Bewirtschaftung von Schilf und Schlamm zuständig sein.
KURIER Talk mit Heinrich Dorner
Der Geschäftsführer für diesen Bereich soll in den kommenden Tagen präsentiert werden, gab Dorner beim Interview in der KURIER Lounge im idyllischen Ambiente des Palais Freiluft in Wien bekannt.
Zehn Zentimeter Wasserhöhe pro Jahr
Erste konkrete Maßnahmen sollen bis Oktober auf Schiene gebracht werden. „In den Sommermonaten kann man am See operativ ohnehin nicht tätig werden“, sagt Dorner, der einmal mehr unterstreicht: „Der See soll als Landschaftselement erhalten bleiben, das ist das Ziel des Landes.“
Deshalb wurden schon vor Jahren Gespräche mit Ungarn über die Zuleitung von Wasser aus einem Arm der ungarischen Donau geführt. Derzeit wartet man auf burgenländischer Seite auf einen Termin mit Ministerpräsident Viktor Orbán. „Da sind wir aktuell etwas in der Warteschleife“, sagt Dorner, bestätigt allerdings auch das ungarische Interesse am Vorhaben.
Schließlich geht es bei dem Projekt nicht nur um den See, sondern auch um den Grundwasserspiegel in der Region. Dieser ist enorm wichtig für die Bewässerung der Landwirtschaft und die Salzlacken. Auf den See direkt hat er aber keine Auswirkungen. „Das Projekt ist auf zehn Jahre angelegt. Es wird Grabensysteme geben und ein Pumpwerk, mit dem wir das Grundwasser, aber auch den See speisen wollen“, erklärt Dorner die Pläne.
Laut Experten soll der Wasserpegel so um zehn Zentimeter pro Jahr gesteigert werden können. Aktuell liegt dieser bei 115,2 Meter über Adria auf dem Tiefststand seit Beginn der Messungen 1965 und damit um 22 Zentimeter niedriger als im Vorjahr um diese Zeit.
Schutz vor Hochwasser
Geht es nach Dorner, könnte das Regenwetter der vergangenen Tage weiter anhalten. „Wir sehen, wie der Pegelstand durch längere Regenphasen nach oben geht und wir uns sogar wieder dem Stand des Vorjahres annähern.“ Die „vielen negativen Bilder und Berichte“ der vergangenen Wochen will Dorner nicht unkommentiert lassen: „Es ist nach wie vor ein Erlebnis, zum Neusiedler See zu fahren, um dort zu flanieren, Rad oder Boot zu fahren – all das wird und soll weiter möglich sein.“ Mit gewissen Einschränkungen, zum Beispiel für große Segelboote, müsse man leben.
Ähnlich geht es uns allen in einem anderen Bereich – dem Schutz vor Hochwasser. Auch da müsse man sich auf künftige Starkregenereignisse so gut wie möglich einstellen. „Wir haben aktuell wieder zahlreiche Projekte geplant oder in Umsetzung, sind aber nur Partner der Gemeinden und helfen bei Lösungen, etwa bei Umwidmungen“, sagt Dorner. „Wir müssen auf den Klimawandel reagieren und machen das auch schon, zum Beispiel bei der Planung von neuen Bauprojekten.“ Früher habe das Thema etwa bei Umwidmungen weniger Bedeutung gehabt, das habe sich aber geändert. Als schnelle, kurzfristige Lösung für Privathaushalte regt Dorner die Installation einer Rückstauklappe an, um geflutete Keller zu verhindern.
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