Die neue Ausschreibung besteht aus zwei Teilen. Zum ersten Teil gehören unter anderem ein Jacht- und Bootshafen, der Strand mit Versorgungsgebäuden, ein Segelklub, Parkplätze für etwa 400 Fahrzeuge sowie ein Öko- und Freizeitpark.
Der zweite Teil umfasst den Bau eines Besucher- und Ökozentrums. Zusammengefasst: Insgesamt wurde die Fläche nicht kleiner, aber die Anzahl der Gebäude wurde verringert.
Schon im Vorfeld hatte die ungarische Regierung Greenpeace und der UNESCO zugesagt, das Vorhaben neu zu konzipieren. Seit Bekanntwerden des Projekts hatte es immer wieder Proteste von Umwelt- und Naturschützern gegeben.
Laut Ausschreibung dürfen sich jetzt nur Firmen bewerben, die mindestens über einen Experten für Naturschutz und den nötigen finanziellen Hintergrund für die Realisierung des Projekts verfügen. Dabei soll das Volumen einzelner Gebäude im Sinne der Minimalisierung von Umwelteinflüssen bedeutend verringert werden.
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Ursprünglich hätte das Projekt ja bombastisch ausfallen sollen. Unter anderem war ein Jachthafen mit 850 Liegeplätzen, ein Hotelkomplex mit 100 Zimmern und ein Parkhaus mit über 800 Stellplätzen geplant. Bis zu 70 Hektar Fläche direkt am Neusiedler See hätten verbaut werden sollen.
Das ungarische Großprojekt war in Österreich und insbesondere im Burgenland von Beginn an wegen umweltrechtlicher Bedenken auf Gegenwind gestoßen. Auch die österreichischen Tourismusbetriebe rund um den See waren alarmiert, hatten ungarische Regierungsvertreter das Projekt doch mehrmals als "Gegenangriff auf den österreichischen Tourismus" bezeichnet.
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Zuletzt wehte der Wind aus ähnlicher Richtung. Ungarns Bauminister János Lázár vermutete hinter dem vorübergehenden Aus "Interessen österreichischer Geschäftskreise", die sich für einen Stopp des Vorhabens stark gemacht hätten, zitierte das Onlineportal atlatszo.hu.
Tatsächlich gab es aber mehrere Verfahren vor Gericht, die Ungarn allesamt verloren hat. Zuletzt etwa die Aufhebung der im Mai 2023 verlängerten Baugenehmigung, laut der eine noch größere Fläche als ursprünglich vorgesehen bebaut werden sollte.
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Was die neue Ausschreibung nun konkret für offene Fragen, wie etwa jener nach dem Status des Neusiedler Sees als UNESCO-Welterbestätte, bedeutet, ist unklar. Erst unlängst war eine Delegation am Neusiedler See, um den aktuellen Status zu überprüfen. Laut Umweltschützern könnte dieser in Gefahr sein, es drohe die Eintragung auf die "Rote Liste" oder sogar die Aberkennung.
Leichte Erholung nach den jüngsten Regenfällen gibt es dafür an der vielleicht wichtigsten Front – dem Wasserstand. Dieser ist zuletzt um etwa sechs Zentimeter gestiegen und lag am Montag zu Redaktionsschluss bei 115,04 Meter über Adria (müA) – und damit zwar um 16 Zentimeter höher als im Vorjahr, aber dennoch um etwa 35 Zentimeter unter dem langjährigen Mittel (seit Beginn der Messungen 1965).
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