Commerzialbank: Großes Zittern vor Tagen der Entscheidung
Verlängerung oder Abpfiff? Für die Fußballer des SV Mattersburg entscheidet sich heute, ob und wie es weitergeht. Auch die ehemaligen Arbeitnehmer und Gläubiger der Bank stehen vor entscheidenden Tagen – die einen werden in der kommenden Woche von der Arbeiterkammer in einer Betriebsversammlung informiert; die anderen bereits im Gläubigerausschuss am Montag.
Dort werden neue Erkenntnisse über den Zustand der Skandalbank erwartet, deren Betrieb am 14. Juli um 23.45 Uhr eingestellt wurde.
Was mittlerweile bekannt und bestätigt ist, sind die Geschehnisse im Vorfeld. Da wollte nämlich das Regionalmanagement Burgenland (RMB) noch schnell einen Millionenbetrag abheben.
Gestoppt beziehungsweise storniert wurde diese Transaktion dann schlussendlich vom im Zuge der Schließung der Bank eingesetzten Regierungskommissär Bernhard Mechtler vom Wirtschafts- und Beratungsunternehmen KPMG.
Was passiert als nächstes?
Das hat die FMA am Dienstag ebenso bestätigt wie Landeshauptmann Hans Peter Doskozil in einem Interview am Montagabend. Aber wie bewertet der Masseverwalter die neue Situation? Was sagen die Aufsichtsräte und wie geht es mit den betroffenen Arbeitnehmern und Unternehmen weiter?
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Denn während die politische Schlammschlacht rund um die Causa voll entbrannt ist und täglich neue, brisante Fragen auftauchen, bangen viele Gläubiger weiter um ihr Geld und die ehemaligen Arbeitnehmer stehen vor einer ungewissen Zukunft. Die Aufarbeitung der Causa wird laut Experten jedenfalls Jahre dauern, erste konkrete Erkenntnisse sind aber bereits in den kommenden Tagen zu erwarten.
Denn am Montag trifft erstmals nach dem Auffliegen des Skandals der Gläubigerausschuss zusammen. Vor diesem wird unter anderem auch der Masseverwalter, die Kanzlei Kosch & Partner aus Wr. Neustadt, einen ersten Bericht über den Zustand der Bank abliefern können. Und damit auch über die Schadenssumme, die sich zuletzt laut Medienberichten auf bis zu 690 Millionen Euro erhöht haben könnte.
„Im Moment können wir dazu gar nichts sagen“, bittet Michael Lentsch von Kosch & Partner mit Verweis auf das „besondere Verfahren“ und das Bankgeheimnis um Verständnis. Man müsse sich vorher mit Gericht und Gläubigern abstimmen.
80 Dienstnehmer sind betroffen
Auch in der Arbeiterkammer bereitet man sich auf kommende Woche vor, wenn im Rahmen einer Betriebsversammlung die 80 ehemaligen Dienstnehmer (inklusive Ferialpraktikanten) der Commerzialbank über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt werden und darüber, dass sie ihre arbeitsrechtlichen Ansprüche im Insolvenzfonds anmelden können. „Wir werten gerade die Unterlagen aus. Entscheidend ist, wie viel Geld tatsächlich noch vorhanden ist“, heißt es aus der Arbeiterkammer.
Die Antwort auf diese Frage wird auch zahlreichen Gläubiger interessieren. Dazu zählt auch das eingangs erwähnte Regionalmanagement Burgenland. Man werde natürlich im Zuge des Insolvenzverfahrens versuchen, die rund 1,3 Millionen Euro, die noch auf einem Konto bei der Commerzialbank liegen, zurückzuholen.
RMB hat weiter Geld für Projekte
Das Geld, so RMB-Geschäftsführer Harald Horvath, sei vom Austria Wirtschaftsservice (AWS) für schon bewilligte grenzüberschreitende Projekte (Interreg) des Burgenlands mit ungarischen Komitaten angewiesen worden. Die rund 20 Projekte würden aber dennoch umgesetzt, weil sich im Interreg-Topf genügend Mittel befänden.
Das RMB habe seit der Gründung vor rund 25 Jahren ein Konto bei der Commerzialbank, das hat Horvath von seinem Vorgänger übernommen. Er habe aber, so Horvath, zur Risikostreuung auch bei der Bank Burgenland ein Konto eröffnet.
Aufsichtsräte schweigen weiter
Die ehemaligen Aufsichtsräte der Commerzialbank hüllen sich weiter in Schweigen. „Wir sind eh immer die Deppen“, sagte einer zum KURIER. Zum Fall sagen wolle er nichts, er lasse sich von einem Anwalt vertreten. So wie übrigens die meisten aus diesem Gremium.
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