EM im Schatten des Terrors

Angst und Sorge herrschte am Freitagabend im Stade de France.
Frankreichs Hoffnung und Ohnmacht, Österreichs Team-Spieler äußern sich.

Frankreich wird vom Terror erschüttert. Frankreich, das in sieben Monaten (10. Juni bis 10. Juli 2016) Gastgeber der Fußball-EM sein wird. Dementsprechend tauchen Fragen auf. Die Sorgen um die Sicherheit, die Angst vor weiteren Terrorakten wurden brutal in den Vordergrund gerückt. Das Umfeld des Stade de France in Saint-Denis, als Austragungsort des Eröffnungsspiels und des Finales wichtigstes EM-Stadion, war ein Tatort der Pariser Anschläge am Freitag während des Freundschaftsspiels Frankreich gegen Deutschland (2:0). Noch nie war der Terrorismus dem Fußball so nahe gerückt.

Das Turnier gar abzusagen, steht unmittelbar nach der Schreckensnacht nicht zur Diskussion. Ein mulmiges Gefühl herrscht jedenfalls vor der EM-Auslosung, die schon in vier Wochen (12. Dezember) im Palais des Congres in Paris über die Bühne gehen soll. "Viele Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen, aber wir müssen sehen, dass Terroristen jederzeit zuschlagen können. Wir hatten Sorge wegen der EM, jetzt ist die Sorge noch größer", sagte der Präsident des französischen Verbandes, Noël Le Graët. Nach den Anschlägen auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" im Jänner 2015 sprach der Chef des EM-Organisationskomitees, Jacques Lambert, "vom möglichen und nicht mehr theoretischen" Risiko. Aber man habe von Beginn gewusst, "dass die Sicherheitsfrage der Schlüssel für ein erfolgreiches Turnier sein wird."

Der Europäische Fußballverband (UEFA) zeigte sich "tief geschockt und traurig" und sagt allen Betroffenen Unterstützung und Solidarität zu. Eine Schweigeminute und Trauerflor für alle Spieler sind für alle anstehenden Länderspiele Pflicht.

EM im Schatten des Terrors
France's players celebrate after opening the scoring during a friendly international football match between France and Germany ahead of the Euro 2016, on November 13, 2015 at the Stade de France stadium in Saint-Denis, north of Paris. AFP PHOTO / MIGUEL MEDINA

Noch vor ein paar Wochen schwebten Österreichs Teamspieler nach geschaffter EM-Qualifikation auf Wolke sieben. Am kommenden Dienstag wird unter diesen Voraussetzungen in Wien das Testspiel gegen die Schweiz ausgetragen.

Die Meldung von Tod und Gewalt im Veranstalterland ereilte sie im Trainingslager im spanischen Orihuela. Keine Stellungnahme zum Thema wollte Teamchef Marcel Koller trotz mehrerer Anfragen abgeben.

Unter Schock

Marc Janko konnte es nicht fassen: "Was für eine verrückte Welt, in der wir leben. Ich fühle mich hilflos, traurig und bin schockiert."

Markus Suttner erzählt, man habe am Freitag spätabends davon erfahren. "Am Samstag früh war das immer noch Thema innerhalb der Mannschaft. Es ist unfassbar, ich bin sehr traurig. Nebenbei habe ich das Match Frankreich gegen Deutschland und die Nachrichten gesehen." Bedenken für die EM? "Ich bin sicher, dass bei der EURO die Sicherheitsmaßnahmen deutlich erhöht werden. Wenn wir Angst hätten, dürften wir gar nicht hinfliegen." Und man müsse vor dem Schweiz-Spiel die Köpfe halbwegs frei bekommen. Leider kann so etwas überall passieren."

Regelrecht die Sprache verschlug es Torhüter Ramazan Özcan: "Ich bin tief betroffen, möchte öffentlich darüber nicht weiter reden."

Rubin Okotie: "Ich habe die zweite Hälfte des Spiels auf meinem iPad gesehen und dann alles im Internet nachgelesen. Ich habe großes Mitgefühl. Angst brauchen wir keine zu haben, aber einfach wegschieben kann man es auch nicht. Das Leben muss weiter gehen, auch wenn das hart klingt."

Machtlosigkeit

György Garics: "Da sieht man, wie machtlos man als einzelner ist. Und man muss den traurigen Schluss ziehen, dass das immer und überall passieren kann. In einem Restaurant, in einem Theater, in einem Stadion. Man lebt mit, wenn man so etwas sieht. Angst darf man nicht haben, das wollen diese Leute mit dem Terror erreichen. Dann dürfte ich nicht mehr mein Zimmer verlassen. Solche Dinge gehören leider zum heutigen Leben und zur Gesellschaft. Die großen Köpfe der Politik müssen etwas machen."

Kapitän Fuchs bleibt die Hoffnung: "Auf die EM wird es weniger Auswirkungen haben, das liegt aber auch nicht in unserer Hand."

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