Eine Spur führt nach Belgien
Bei einer beispiellosen Terrorserie in Paris mit mehreren fast zeitgleichen Anschlägen in der Nacht auf Samstag sind 129 Menschen getötet worden. Diese Zahl sei angesichts der großen Zahl von Schwerverletzten allerdings vorläufig, sagte Staatsanwalt François Molins am Samstagabend in Paris. Es gebe 352 Verletzte, 99 davon akute Notfälle. Sieben Terroristen seien gestorben. Die islamistische Terrormiliz "Islamischer Staat" hat sich in einer Videobotschaft zu den Anschlägen bekannt.
Die internationale Politik reagierte geschockt auf die Attacken im Herzen Europas (Anteilnahme aus aller Welt).
Kurzer Überblick
In der Nähe des Pariser Stadions, in dem gerade die Fußball-Nationalmannschaften von Frankreich und Deutschland gegeneinander spielten, gab es zunächst Explosionen. Schießereien an mehreren Orten wurden gemeldet und in der Pariser Konzerthalle Bataclan kam es während dem Konzert der US-Band Eagles of Death Metal zu einer Geiselnahme. Als Sicherheitskräfte die Halle stürmten, sollen sich drei Attentäter durch Sprengstoff getötet haben. Dabei rissen sie rund 100 Menschen in den Tod - Übersicht über die Gewaltakte.
Präsident Hollande rief noch am Freitagabend den Ausnahmezustand für ganz Frankreich aus. Am Samstag sprach er von einem "kriegerischen Akt" der Terrorgruppe " Islamischer Staat". Die Welt trauert und ist zugleich ratlos.
Das Außenministerium hat eine Hotline für Betroffene und Angehörige eingerichtet.
- In Österreich: 050 11 50 44 11
- Für Österreicher in Frankreich: 0043/190 115 44 11
- Hotline der Stadt Paris (lokal): 0800 6 005
Eine Spur führt nach Belgien
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Gegend um den Eiffelturm wird evakuiert
Die Gegend um den Eiffelturm in Paris wird evakuiert. Bei einem Luxus-Hotel hat sich laut Augenzeugen schwer bewaffnete Polizei versammelt. Es soll sich um das Pullman Hotel im siebenten Arrondissement handeln. Zudem wurde die U-Bahn-Station Champs de Mars von der Polizei geschlossen.
Foto: REUTERS/YVES HERMAN Der Eiffelturm war nach den Anschlägen in Paris am Samstag geschlossen, später kündigte die Betreibergesellschaft an, die Attraktion auf unbestimmte Zeit zu schließen.
Später stellte sich heraus, dass der Polizeieinsatz beim Pullman-Hotel auf einen Fehlalarm zurückgegangen war. Das sagte eine Sprecher des französischen Innenministeriums.
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3000 Soldaten mehr auf Frankreichs Straßen
Die französische Regierung schickt 3000 zusätzliche Soldaten auf die Straße. In der Nacht direkt nach den Anschlägen seien bereits 500 Soldaten mobilisiert worden, hieß es aus dem Umfeld von Staatschef François Hollande. 1000 weitere Soldaten seien am Samstag eingesetzt worden, bis Dienstag sollten noch einmal 1500 folgen. Seit dem Anschlag auf die Charlie-Hebdo-Redaktion hat die französische Armee bereits 7000 Soldaten im Einsatz und es gilt die höchste Terrorwarnstufe. Zwischenzeitlich waren landesweit bereits 10.000 Soldaten im Einsatz.. Der Anti-Terror-Einsatz trägt den Namen "Operation Sentinelle".
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Pariser Börse am Montag normal geöffnet
Die französische Börse wird am Montag nach dem Terrorwochenende in Paris normal geöffnet. Dies teilte eine Sprecherin des Betreibers Euronext der Nachrichtenagentur Bloomberg am Samstagabend mit. Die Börse befindet sich mehrere Kilometer von den Anschlagsorten entfernt.
Es wäre nicht verwunderlich, wenn der Aktienmarkt zwei bis drei Prozent fällt, sagte Yogi Dewan von der britischen Investmentfirma Hassium Asset Management. Die Versicherungsbranche sowie Aktien von Reiseveranstaltern werden wohl auf die Terroranschläge reagieren.
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Foo Fighters brechen Europatournee ab
Nach den Anschlägen von Paris haben die Foo Fighters ihre Europatournee abgebrochen. "Mit großer Trauer und tief empfundener Sorge für jeden in Paris sehen wir uns gezwungen, den Rest unserer Tour abzusagen", erklärte die US-Rockband am Samstag. Eigentlich wollte sie nach einem Konzert am Samstag in Turin am Montag in Paris und anschließend noch in Lyon und Barcelona spielen.
"Im Lichte dieser sinnlosen Gewalt, der Schließung von Grenzen, der internationalen Trauer, können wir jetzt nicht weitermachen", hieß es weiter. "Es gibt keine andere Art, es zu sagen. Das ist verrückt und zum Kotzen. Unsere Gedanken und Gebete sind bei jedem, der verletzt wurde oder einen Lieben verloren hat."
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Valls : "Werden diesen Krieg gewinnen "
Frankreich will auch nach den Anschlägen den IS weiter in Syrien aus der Luft angreifen. Das kündigt Ministerpräsident Manuel Valls an. "Wir stellen uns diesem Gegner, um ihn zu zerstören, in Frankreich, genauso wie in Syrien und Irak. Wir werden mit großer Entschlossenheit auf diesen Anschlag antworten … Wir werden diesen Krieg gewinnen. Ja, wir sind im Krieg."
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Ein in Belgien Gefasster war Freitagabend in Paris
Belgische Anti-Terror-Ermittler haben eine Person festgenommen, die am Freitagabend in Paris war. Das bestätigte der belgische Premierminister Charles Michel am Samstagabend nach einem Großeinsatz der Polizei im Brüsseler Stadtteil Molenbeek.
In Paris war nach den Anschlägen ein Mietwagen mit einer Verbindung nach Molenbeek entdeckt worden, wie ein Sprecher von Justizminister Koen Geens sagte. Schwer bewaffnete Polizisten durchsuchten in Molenbeek mehrere Wohnungen. Mehrere Menschen wurden festgenommen.
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Cousine von Frankreichs Nationalspieler Diarra getötet
Der französische Fußball-Nationalspieler Lassana Diarra trauert um eine bei den Terrorakten getötete Cousine. Bei welchem der Anschläge seine Cousine zum Opfer der Attentäter wurde, präzisierte der 30-jährige Profi nicht. Mit schwerem Herzen ergreife er das Wort, schrieb Diarra. Seine Cousine sei für ihn ein Bezugspunkt gewesen, eine große Schwester. "In diesem Klima des Terrors ist es für uns alle wichtig, die wir dieses Land mit seiner Vielfältigkeit repräsentieren, das Wort zu ergreifen und vereint zu bleiben gegen einen Horror, der weder Farbe noch Religion hat", schrieb Diarra. "Lasst uns alle zusammen die Liebe verteidigen, den Respekt und den Frieden."
Bonsoir à tous,À la suite des événements dramatiques survenus hier à Paris et à Saint Denis, c'est avec le coeur lourd...
Posted by Lassana Diarra on Samstag, 14. November 2015 -
Drei Terroristen-Teams
Einer der Angreifer im Musiksaal Bataclan ist als 29-jähriger Franzose identifiziert worden, der den Behörden wegen seiner Radikalisierung bekannt war. Er sei mehrfach vorbestraft, allerdings niemals wegen Verbindungen in dschihadistische Netzwerke, sagte der Staatsanwalt François Molins. Bei einem der Selbstmordattentäter vom Stade de France wurde zudem ein syrischer Pass gefunden, bestätigte Molins.
Die sieben Terroristen benutzten Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow. Außerdem hätten sie die absolut gleiche Art von Sprengstoffwesten getragen. Es habe drei Teams von Terroristen gegeben, die koordiniert vorgegangen seien, sagte Molins.
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Attentäter erst am Stadioneingang aufgehalten
Die Attentäter von Paris wollten einem Bericht des Wall Street Journal zufolge offenbar einen Anschlag direkt im Fußballstadion beim Länderspiel Deutschland-Frankreich verüben. Mindestens ein Attentäter habe ein Ticket für das Spiel gehabt. Er sei von einem Ordner beim Sicherheitscheck aufgehalten worden, berichtet die Zeitung unter Berufung auf einen anderen Ordner und einen Polizisten.
Bei dem Attentäter sei etwa eine Viertelstunde nach Spielbeginn am Stadioneingang eine Sprengstoff-Weste entdeckt worden. Beim Versuch zu entkommen, habe der Mann den Sprengstoff zur Explosion gebracht.
Der Polizist vermutetet laut Wall Street Journal, dass der Angreifer den Sprengstoff im Stadion zünden wollte. Ziel sei vermutlich eine Massenpanik bei den Zuschauern gewesen.
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Pentagon: IS-Chef in Libyen getötet
Der Chef der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Libyen, Abu Nabil, ist nach Angaben des Pentagon bei einem US-Luftangriff getötet worden. Der Angriff sei in der Nacht zum Samstag geflogen worden, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington mit. Der Angriff sei vor den Anschlägen in Paris angeordnet worden, zu denen sich der IS bekannte.
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Mehrere Festnahmen in Brüssel
Eine Spur der Attentäter von Paris führt offenbar nach Belgien. Nach den Anschlägen sei ein Mietwagen mit einer Verbindung in den Brüsseler Stadtteil Molenbeek in Paris entdeckt worden, sagte ein Sprecher von Justizminister Koen Geens in Brüssel. Die belgische Polizei nahm mehrere Menschen fest.
Die Boulevardzeitung "La Derniere Heure" berichtete, Razzien der Polizei hätten in den Wohnungen dreier junger Männer stattgefunden, die an den Anschlägen in Paris beteiligt gewesen sein sollen.
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Kerry: Gemeinsamer Fahrplan für Syrien-Lösung
Die UNO-Vetostaaten, Regionalmächte und weitere Teilnehmerländer haben sich auf einen gemeinsamen Fahrplan zu einer Friedenslösung für Syrien geeinigt. Bis 1. Jänner 2016 sollen Friedensgespräche zwischen dem Regime und der Opposition beginnen, sagte US-Außenminister John Kerry nach Gesprächen bei der Syrien-Konferenz in Wien. Diese soll binnen sechs Monaten zu einer Übergangsregierung führen.
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Großer Polizeieinsatz in Belgien
Nach den Terroranschlägen von Paris hat die Polizei in Belgien einen Großeinsatz gestartet. Nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga durchsuchten schwer bewaffnete Polizisten am Samstag mehrere Wohnungen im Brüsseler Stadtteil Molenbeek. Nach Angaben des Rundfunksenders RTBF wurde mindestens ein Mensch festgenommen.
Die Polizei wollte zunächst nicht bestätigen, dass der Einsatz in Verbindung mit den Anschlägen von Paris steht. Augenzeugen sollen dort allerdings am Freitagabend ein Fahrzeug mit belgischem Kennzeichen beobachtet haben, das mit den Taten in Verbindung stehen könnte. -
Faymann traf Steinmeier
Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) ist am Samstag mit dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zu einem Arbeitsgespräch zusammengetroffen. Steinmeier fuhr von der Syrien-Konferenz ins Bundeskanzleramt, Thema der Unterredung waren die Terror-Anschläge in Paris und die Folgen für Europa.
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Attentäter könnte über Griechenland gekommen sein
Einer der mutmaßlichen Terroristen von Paris könnte Anfang Oktober als Flüchtling aus der Türkei nach Griechenland gekommen sein. "Der Inhaber des Passes, der an einem Tatort (in Paris) gefunden worden ist, war am 3. Oktober 2015 nach den Regelungen der EU auf der Insel Leros (als Flüchtling) registriert worden", teilte das Ministerium für Bürgerschutz in Athen am Samstagabend mit.
English translation via @GreekAnalyst of #Greece PublicOrderMin Toskas statmnt re Paris attacker registered on Leros https://t.co/naP2u5VzBJ
— Yannis Koutsomitis (@YanniKouts) 14. November 2015Das Ministerium wisse nicht, durch welche andere Länder der Inhaber des Passes weitergereist sei, hieß es. Die französischen Behörden hatten in der Nähe der Leiche eines der mutmaßlichen Terroristen einen syrischen Pass gefunden, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Polizeikreise berichtete.
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Steinmeier: Einigung bei Syrien-Treffen
Nach Angaben des deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier haben sich die Teilnehmer der Wiener Syrien-Konferenz, darunter die USA und Russland, auf die Aufnahme sofortiger Gespräche mit syrischen Oppositionsgruppen über eine politische Lösung des Konfliktes geeinigt.
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London: Franzose mit Schusswaffe festgenommen
Am Londoner Flughafen Gatwick ist ein mit einer Schusswaffe bewaffneter Franzose festgenommen worden. Das meldete die britische Polizei am Samstag. Zuvor wurde der Terminal geräumt. Ein Mann, der das Gepäckstück abgestellt habe, sei festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Sprengstoffexperten seien an Ort und Stelle.
Es war zunächst unklar, ob es einen Zusammenhang zu den Anschlägen von Paris gibt.
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Flug nach Paris in Amsterdam gestoppt
Nach einer anonymen Drohung ist auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol ein Passagierflugzeug der Air France kurz vor dem Start nach Paris gestoppt worden. Die Maschine sei von Sicherheitskräften durchsucht worden, berichtete die niederländische Nachrichtenagentur ANP.
Zuvor hätten alle Passagiere den Airbus verlassen müssen. Das Panoramadeck des Flughafens sei aus Sicherheitsgründen geschlossen worden.
Die Drohung war laut Angaben des Grenzschutzes über Twitter eingegangen. "Das haben wir so ernst genommen, dass wir sicherheitshalber alle Passagiere von Bord geholt haben", sagte ein Behördensprecher.
Bei der Durchsuchung des Airbus wurde allerdings nichts Gefährliches entdeckt, die Drohung erwies sich somit als falsch.
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Bundespräsident begrüßt Regierungsbeschluss
Bundespräsident Heinz Fischer begrüßt den Beschluss der österreichischen Bundesregierung im Kampf gegen den Terror. Er "rechne damit, dass andere Regierungen in Europa sich ähnlich verhalten". Die Regierungsspitze hat am Samstag einen "internationalen Schulterschluss" gegen den Terror beschwört.
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Staatsanwalt gibt um 19.00 Uhr Pressekonferenz
Der für Terrorismus zuständige französische Staatsanwalt Francois Molins hat für Samstagabend eine Pressekonferenz angekündigt. Molins will demnach um 19.00 Uhr im Justizpalast von Paris über die Anschläge vom Freitagabend mit mindestens 128 Toten informieren.
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Krankenhäuser müssen 300 Menschen versorgen
Die Pariser Krankenhäuser haben nach der Terrorwelle 300 Menschen versorgt. 80 Opfer seien als akute Notfälle behandelt worden, teilte die Krankenhausverwaltung am Samstag mit. 43 Menschen wurden als Zeugen oder Angehörige von Opfern in Behandlung genommen. Bis zum frühen Nachmittag hätten 53 Menschen die Krankenhäuser bereits wieder verlassen können. Die Mehrheit der Betroffenen stehe unter Schock und litt unter Traumata, die eine längerfristige Versorgung nötig machen könnten.
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Wiener Lycée ab Montag unter Polizeischutz
Die französische Schule in Wien wird ab Montag mit verstärkten Sicherheitsvorkehrungen den Unterricht fortführen. Österreichische Sicherheitskräfte werden an beiden Schulstandorten permanent zur Verfügung stehen, auch wenn es in Österreich bisher keine Drohungen gegeben habe, schrieb Direktorin Brigitte Peytier-Nollen am Samstag in einem Rundmail an die Eltern.
Alle Versammlungen und Aktivitäten, inklusive aller außerschulischen und sportlichen Veranstaltungen ab 16 Uhr werden in der kommenden Woche abgesagt. Nur späte Unterrichts- und Lernstunden dürfen abgehalten werden. Beim Ein- und Ausgang wird mit zusätzlichem Personal kontrolliert, Schüler dürfen sich auch nicht mehr am Platz vor der Schule aufhalten. Heute war das Lycée in Wien genauso wie alle französischen Schulen geschlossen. Foto: APA/HERBERT P. OCZERET
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Auch die Niederlande verschärfen Grenzkontrollen
Nun haben auch die Niederlande die Kontrollen an ihren Grenzen und auf allen Flughäfen verschärft. Zugleich wurden die Sicherheits- und Geheimdienste in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Das gab Ministerpräsident Mark Rutte am Samstag nach einer Sondersitzung des Kabinetts in Den Haag bekannt.
Er betonte die Solidarität der Niederlande mit Frankreich und bekundete den Opfern der Anschläge und deren Angehörigen tiefes Mitgefühl.
Auch die Niederlande befänden sich im Krieg gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS), erklärte Rutte. "Der IS ist unser Feind", sagt er. "Wir sind aber nicht im Krieg mit dem islamischen Glauben." Rutte rief dazu auf, trotz der grausamen Bluttaten Ruhe und Einigkeit zu bewahren. "Wir haben es hier mit Extremisten zu tun, die vor allem ein Ziel haben: unsere westliche Gesellschaft zu destabilisieren, indem sie Hass säen." Rutte ermahnte die Bevölkerung zugleich zur Wachsamkeit.
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300 Menschen in Krankenhäusern versorgt
Die Pariser Krankenhäuser haben nach der Terrorwelle 300 Menschen versorgt. 80 Opfer seien als akute Notfälle behandelt worden, teilte die Krankenhausverwaltung am Samstag mit. 43 Menschen wurden als Zeugen oder Angehörige von Opfern in Behandlung genommen. Bis zum frühen Nachmittag hätten 53 Menschen die Krankenhäuser bereits wieder verlassen können. Die Mehrheit der Betroffenen stehe unter Schock und litt unter Traumata, die eine längerfristige Versorgung nötig machen könnten.
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Mitterlehner ortet "Beliebigkeit der Ziele"
Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ortete nach der heutigen Sonder-Regierungssitzung eine neue Qualität bei den Anschlägen in Paris angesichts der "Beliebigkeit der Ziele". Seien doch bisher eher Einrichtungen des Staates im Visier gewesen, nun aber ein Stadion, Cafes und ein Club. Dies sei eine "Kriegserklärung gegenüber der demokratischen und freien Gesellschaft". Europa sei nun gefordert und müsse gemeinsam Rahmenbedingungen schaffen bzw. verbessern, um einem "Angriff auf die Rechtsstaatlichkeit und Freiheit, auf die Menschenrechte" zu kontern. Der Vizekanzler bekräftigte überdies, dass man sich "intensiv mit der Frage der Werte auseinandersetzen" müsse. Es sei "ganz wichtig, dass alle, die bei uns leben, die Werte der Rechtsstaatlichkeit nicht nur anerkennen, sondern auch leben".
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Österreich: Zusätzliche Antiterror-Mitarbeiter aktiviert
In einem Sonder-Ministerrat anlässlich der Anschläge in Paris wurde erörtert, "wie wir denn die Sicherheit in Österreich erhöhen", berichtete Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ). Erhöhte Sicherheitsstufe gelte bereits, und man habe darüber hinaus "zusätzliche Mitarbeiter der Antiterroreinheiten, der Polizei" aktiviert.
Die österreichische Regierungsspitze beschwor zudem einen "internationalen Schulterschluss" gegen den Terror. "Es ist die Zeit, zusammenzurücken - als Demokraten, als Menschen, die sich vom Terror nicht einschüchtern lassen", sagte Faymann. Die Auseinandersetzung mit dem Terror sei nicht neu, sagte der Bundeskanzler, "diese fürchterlichen Attentate haben es aber auf eine neue Eskalationsstufe gebracht". Paris habe einen "Anschlag auf die Menschlichkeit" erlebt, und nun müsse die "internationale Staatengemeinschaft, die EU, Seite an Seite" mit Frankreich gegen den Terror kämpfen.
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Sorgen, aber keine Zweifel an der Fußball-EM 2016
Für die französischen EM-Macher und die UEFA ist die Anschlagsserie nur vier Wochen vor dem Großevent der EM-Gruppenauslosung ein wahr gewordener Alptraum. "Es wurden viele Vorsichtsmaßnahmen getroffen, aber wir müssen sehen, dass Terroristen jederzeit zuschlagen können. Wir hatten Sorge wegen der EM, jetzt ist die Sorge noch größer", sagte der Präsident des französischen Verbandes, Noel Le Graet, laut Medienberichten mit Blick auf das Turnier vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 in neun französischen Städten von Lille bis Toulouse.
Bereits vor einigen Wochen hatte der Chef des Organisationskomitees, Jacques Lambert, betont: "Von Beginn an wussten wir, dass die Sicherheitsfrage der Schlüssel für ein erfolgreiches Turnier sein wird." Angesichts der Anschläge auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo im Jänner dieses Jahres hatte Lambert angemerkt, Terrorismus sei kein theoretisches Risiko mehr, sondern ein mögliches. Das wurde nun auf fürchterliche Weise belegt. (mehr dazu hier)
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Schwester eines französischen Teamspielers war im "Bataclan"
Bangen musste nach dem Schlusspfiff des Testspiels im Stade de France vor allem Frankreichs Teamspieler Antoine Griezman. Seine Schwester gehörte nach Angaben des 24-Jährigen zu den Besuchern in der Konzerthalle in Paris.
"Gott sei Dank hat meine Schwester aus dem Bataclan rauskommen können", schrieb Griezman in der Nacht auf Samstag bei Twitter.
Grâce à Dieu ma soeur a pu sortir du Bataclan. Toutes mes prières vont aux victimes et leurs familles. #ViveLaFrance
— Antoine Griezmann (@AntoGriezmann) 14. November 2015 -
Spanien: Brandanschlag auf Moschee
In Spanien haben Unbekannte in der Nacht zum Samstag einen Brandanschlag auf eine Moschee verübt. Vor dem Hintergrund der Terroranschläge von Paris sei nicht völlig ausgeschlossen, dass es sich um einen Racheakt handelte, sagte José Luis Quintana, der Bürgermeister der 40 000-Einwohner-Stadt Don Benito. Die Flammen hätten schnell gelöscht werden können. Ein Eingangstor der Moschee wurde beschädigt, Verletzte gab es den Angaben zufolge nicht. Ein Sprecher der muslimischen Gemeinde von Don Benito, Mohammed Kattabi?, sagte: „Wer das gemacht hat, hat sich das falsche Ziel ausgesucht. Unsere etwa 500-köpfige Gemeinde ist in Don Benito völlig integriert.“
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Möglicherweise erster Attentäter identifiziert
Laut Le Figaro wurde in der Konzerthalle von Bataclan die Leiche eines der möglichen Attentäter identifiziert. Die Identität gibt die Polizei noch nicht preis, es soll sich aber um einen französischen Staatsbürger handeln, der auch dem französischen Geheimdienst bekannt gewesen sein soll.
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Presseerklärung: Mutmaßlicher Komplize
Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Traunstein & des LKA vom 05.11: #Parisattacks #festnahme pic.twitter.com/Kh2s1wKkxm
— BR24 (@BR24) 14. November 2015 -
Polen verweigert Flüchtlingsverteilung
Polen wird sich nach den Attacken in Paris nicht mehr an die Verteilung von Flüchtlingen nach EU-Quoten beteiligen, sagte der Minister für europäische Angelegenheiten, Konrad Szymanski am Samstag. Angesichts der Tragödie in Paris "sehen wir keine politische Möglichkeiten, der Verteilung von Flüchtlingen weiterhin nachzukommen."
Szymanski ist Mitglied der EU-skeptischen und nationalkonservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS).
Polen, die den EU-Quoten skeptisch gegenüberstanden, stimmte der Verteilung grundsätzlich zu, äußerte aber Bedenken.
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Deutsche Fußballer unter Schock
Die Fußballer der deutschen Nationalmannschaft, die während des Beginns der Anschlagserie gerade gegen Frankreich spielten, sind mittlerweile zurück in Deutschland. In ihren Reaktionen spiegeln sich Bestürzung und Schock wider. Stellvertretend sei der Tweet von Mats Hummels herausgegriffen, der sagte: „Zurück in Deutschland. Unglaublich, was gestern passiert ist. Diese Welt ist jetzt wirklich beschissen. Meine Gedanken sind bei denjenigen, die einen geliebten Menschen verloren haben.“
Back in ???????? unbelievable what happened yesterday. This world is fucked up right now. My thoughts are with those who lost someone they love..
— Mats Hummels (@matshummels) 14. November 2015 -
Vor dem am Sonntag in der Türkei beginnenden G-20-Gipfel rückt der gemeinsame Kampf gegen den Terror in den Mittelpunkt.
OECD-Generalsekretär Angel Gurria wies im Vorfeld des Treffens auf die ungleiche Verteilung von Reichtum hin und sieht darin eine der Ursachen für Terrorismus. Mehr dazu hier
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Ein Bild von AFP zeigt das zerschossene Glas einer Tür an der Bataclan-Konzerthalle, wo durch die Terroristen fast 100 Menschen getötet wurden.
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Eiffelturm bleibt für Besucher gesperrt
Das Wahrzeichen von Paris, der Eiffelturm, bleibt am Tag nach den Anschlägen gesperrt. Der Eiffelturm war Freitagabend gesperrt worden und bleibt es auch solange, bis es andere Weisungen gibt, heißt es aus Paris. Täglich besuchen zwischen 15.000 und 20.000 Menschen das Pariser Wahrzeichen.
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Auch Niki bietet Gratis-Umbuchungen an
Nachdem die AUA schon verkündet hat, dass Kunden Paris-Flüge gratis umbuchen können, zieht nun auch die Air-Berlin-Tochter Niki nach. Niki bietet nach den Terroranschlägen seinen Kunden an, Flüge von und nach Paris bis 26. November gratis umzubuchen. Die Air-Berlin-Tochter Niki fliegt täglich von Wien nach Paris und zurück.
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"Recherches Paris" und Vermisste
Der Twitter-Account @RecherchesP veröffentlicht im Minutentakt Bilder von Menschen, die nach den Attacken in Paris als vermisst gelten.
Ce compte a été créé pour retrouver les personnes disparues lors des attaques à Paris. SVP, diffusez un maximum les photos! #ParisAttacks
— RECHERCHES PARIS (@RecherchesP) 14. November 2015 -
Fünf Österreicher bei Konzert
Das Außenamt stehe in Kontakt mit dem französischen Krisenstab als auch den Pariser Spitälern, um Informationen zum Aufenthaltsort des bei dem Terroranschlag auf den Pariser Konzertsaal "Bataclan" verletzten Österreichers zu bekommen. Derzeit jedoch vergebens, sagt ein Sprecher des Außenministeriums: Information über die Verletzung des österreichischen Konzertbesuchers sind von einem Augenzeugen bekannt.
Mit dem Band-Duo "White Miles" sind demnach fünf Österreicher bei dem Konzert gewesen. Die vier Unverletzten würden von der österreichischen Botschaft betreut, an welchem Ort, wollte das Außenministerium aber nicht kommunizieren.
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Anschläge in Europa durch den IS
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" ist in Europa nicht unbekannt, vor allem Anhänger der islamistischen Gruppe. Ein Übersicht über die jüngsten Ereignisse:
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Fehlalarm in Bagnolet
Le Figaro berichtet zu den Vorfällen in der Kleinstadt Bagnolet, dass es sich um einen Fehlalarm gehandelt hat. Tatsächlich dürften die "Schüsse" von einer gerade stattfindenden Hochzeit gekommen sein.
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Auch die englische Queen hat sich via Twitter zu den Anschlägen geäußert und zutiefst schockiert gezeigt. Gleichzeitig drückte sie den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.
The Queen - "Prince Philip and I have been deeply shocked and saddened by the terrible loss of life in #Paris" (1/2)
— BritishMonarchy (@BritishMonarchy) 14. November 2015 -
Papst bezeichnet Attentate als "Teil des Dritten Weltkriegs"
Papst Franziskus hat die Terroranschläge von Paris zutiefst verurteilt."Es gibt keine Rechtfertigung für solche Taten. Das ist nicht menschlich", sagte der Pontifex im Interview mit dem Sender TV2000 der italienischen Bischofskonferenz am Samstag. Die Attentate seien Teil des "Dritten Weltkriegs in Stücken", vor dem er immer wieder zuletzt gewarnt hatte.
"Ich bin Frankreich sehr nahe, das ich sehr liebe", betonte der Heilige Vater. Er sei bestürzt und bete für das französische Volk und die Familien der Opfer, ergänzte der Papst. In allen italienischen Kirchen wird am Sonntag für die Opfer der terroristischen Anschläge gebetet, berichtete die italienische Bischofskonferenz CEI.
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Jihadismus-Experte Thomas Schmidinger rechnet mit weiteren Anschlägen
"Ich rechne damit, dass wieder größere Anschläge passieren werden", meinte der Politologe. Man stehe "am Beginn eines wahrscheinlich langen Krieges", der für den Westen nur zu gewinnen sei, wenn der IS mit massiver militärischer Präsenz - sprich: der Entsendung von Bodentruppen - in die Knie gezwungen wird und in den Krisengebieten politische Lösungen gefunden werden. Eine umfassende Wiederaufbauhilfe für Syrien sei oberstes Gebot. Mehr dazu finden Sie hier.
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Schüsse und Explosion in Kleinstadt
Mehrere französische Medien berichten über einen Vorfall in der Kleinstadt Bagnolet. So seien Schüsse und Explosionen zu hören gewesen. Es handelt sich um unbestätigte Berichte.
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Australien demonstriert seine Solidarität zu Frankreich und erleuchtet das berühmte Opernhaus in Sydney in den franzöischen Nationalfarben.
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Mutmaßlicher Komplize in Deutschland
Horst Seehofer, Ministerpräsident von Bayern, erklärt gegenüber dem Bayrischen Rundfunk, dass es eine "begründete Annahme" gebe, dass die Verhaftung eines Mannes in Deutschland mit den Attacken in Paris zusammenhängt. Mehr zum mutmaßlichen Komplizen lesen Sie hier.
#Verhaftung. #Seehofer "Begründete Annahme, dass es möglicherweise mit der Sache zusammenhängt." #Parisattacks pic.twitter.com/hkNUtscSt2
— BR24 (@BR24) 14. November 2015 -
AUA bietet kostenlose Umbuchungen für Paris-Flüge an
Nach den Terroranschlägen werden von der AUA alle Flüge nach Frankreich planmäßig durchgeführt, aber "Passagiere können ihren Austrian Airlines Flug von oder nach Paris bis Ende Februar 2016 einmal kostenlos umbuchen, falls das notwendig ist", sagte Austrian-Sprecher Peter Thier am Samstag gegenüber Austrian Aviation Net. Derzeit startet die AUA bis zu dreimal täglich mit eigenen Maschinen sowie zusätzlich als Codeshare mit Air France in die französische Metropole. Nach Abwägen der Sicherheitslage führt Austrian Airlines bis auf weiteres alle Flüge von und nach Frankreich durch, so Thier.
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IS droht Frankreich mit weiteren Anschlägen
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat Frankreich mit weiteren Anschlägen gedroht. "Dieser Überfall ist nur der erste Tropfen Regen und eine Warnung", hieß es in einer am Samstag im Internet kursierenden Botschaft im Namen des IS. "Frankreich und jene, die seinem Pfad folgen, wissen, dass sie ganz oben auf der Liste der Ziele des Islamischen Staates stehen und dass der Geruch des Todes ihre Nasen nicht verlassen wird, solange sie ihren Kreuzzug fortführen, es wagen, unseren Propheten zu beleidigen [...], stolz darauf sind, gegen den Islam Krieg zu führen und die Muslime im Land des Kalifats mit ihren Flugzeugen anzugreifen", heißt es darin. Eine "treue Gruppe der Armee des Kalifats" habe die "Hauptstadt der Unzucht und Laster" angegriffen.
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Chronologie der Ereignisse
Die erste Explosion ereignete sich um 21.20 Uhr noch während des Fußballspiels Frankreich gegen Deutschland vor dem Fußballstadion Stade de France im Stadtteil St.Denis. Um 21.30 Uhr wurde auf Menschen geschossen, die auf der Terrasse des Petit Cambodge saßen. Gleichzeitig stürmten Terroristen die Konzerthalle Bataclan und eröffneten das Feuer auf die Konzertbesucher. Auch in der Umgebung rund um die Location wurde auf Passanten geschossen. Um 23.50 Uhr verkündete Staatspräsident Hollande, der zuvor im Stade de France war, den Ausnahmezustand. Um 00.30 Uhr zünden die Selbstmordattentäter im Bataclan ihre Sprengstoffgürtel.
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