Weiße Wand, ade: Diese Farben sind jetzt ein Muss

Ein Esstisch mit Geschirr und Vasen vor einer grün gestrichenen Wand.
Die Zeit der weißen Wände ist vorbei. Neben dunklen Tönen und warmem Beige ziehen auch Primärfarben in den Wohnraum ein.

„Bunt ist meine Lieblingsfarbe“, sagte Bauhaus-Ikone Walter Gropius einst. Pünktlich zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum ziehen auch die Farben dieser bedeutenden architektonischen Periode wieder in den Wohnraum ein.

Primärfarben wie Rot, Grün und Gelb werden zwar nicht flächendeckend, dafür als Eyecatcher an Wänden oder in Möbeln eingesetzt“, erklärt Interieur Designerin Elisabeth Auersperg. Der Kurier hat sie und weitere Experten befragt und hat die besten Tipps und Anleitungen für den richtigen Umgang mit Farbe.

Eine Küche mit farbigen Schränken, Geschirr und einer Lampe.

Primärfarben sind zurück

Außerdem sieht sie den Trend des „colour blocking“ sehr stark im Kommen. Dabei werden die beiden gegenüberliegen Farben im Farbkreis miteinander kombiniert. Sprich: Blau mit Gelb, Rot mit Grün oder Orange mit Violett.

Eine Küche mit blauen Schränken, gelben Fliesen und verschiedenen Küchenutensilien.

Colour Blocking in allen Wohnräumen

Es wird sehr dunkel

Michael Stitzle, Farbdesigner und Malermeister vom Farbenfachhandel Ruhser erkennt einen weiteren Trend, der die Wohnräume stark verändern wird: Es wird dunkel und gleichzeitig warm. „Farben mit viel Schwarzanteil werden häufig mit sehr dunklem Olivgrün oder Oxidrot gemischt.“

Ein Küchentisch mit Obst, einer Flasche und einem Tuch vor einer grünen Wand.

Olivgrün mit viel Schwarzanteil

Der Farbton ist nur sichtbar, wenn Licht darauf scheint. „Ansonsten wirkt die Wand fast schwarz“, erklärt der Farbdesigner. Damit werden vereinzelt allerdings nur Akzente gesetzt. Denn an den Wänden zeigt sich ein überwiegend ruhigeres Bild.

Pastelltöne in Grün, Beige und Gelb

Michael Stitzles Farbmischanlage stellt 1,4 Millionen Farbtöne her. Seine Statistik zeigt: Helle, aber dumpfe Pastelltöne in Grün, Beige und Gelb sind im Trend.

Ein Esszimmer mit einem Marmortisch und farbigen Stühlen unter einem Kristalllüster.

Beige Wände, rote Stühle setzen einen Akzent

Noch nicht eingezogen, aber definitiv im Kommen sei außerdem Pastellbraun.

Rustikale Küchendekoration mit Holzbalken und Geschirr auf einem Regal.

Pastellbraun an der Wand

Ostösterreicher wählen häufiger Gelb

Stitzle erkennt zudem ein Ost-West-Gefälle, was die Farbauswahl betrifft. So entscheiden sich Westösterreicher oft für einen puristischen Stil in Grau und Grün. Ostösterreicher wählen tendenziell häufiger Gelbtöne. Der Farbexperte schreibt das dem Schönbrunner Gelb zu.

Ein Wohnzimmer mit einem Fernseher, einem Sessel und einer türkisfarbenen Kommode.

Genau dieses Gelb ist nicht enthalten in der Farbpalette „Kollektion Wien“ der Galerie SO. Dafür haben Sabine Honisch und Andreas Raicher einen Gelbton mit dem Namen „Belvedere“. Derzeitiger Kassenschlager seien aber mit „Opernring“ und „Moccacréme“ zwei Beigetöne.

Ein weißer Schrank mit Schubladen und Türen in einem hellen Raum. Auf dem Schrank stehen eine Karaffe und Gläser.

Dahin gehe eben derzeit der Trend. Mit ihrer Farbpalette fangen die beiden Interieur Designer Farben, Licht und den Prunk Wiens ein und verteilen es mit einem ausgeklügelten Farbkonzept in die Wohnräume.

Farbwahl nach Raumaufbau

Die Farbwahl hängt auch vom Aufbau des Raumes ab. Andreas Raicher: „Ein kräftiger Ton kann einen unruhig gebauten Raum (Anm. Durchgangszimmer oder Räume mit wenig Wand und mehreren ungleichen Fenstern und Türen) zusammenhalten.“

Kleinere Zimmer profitieren ebenfalls von kräftigen und vor allem dunklen Farben. Überraschenderweise wirke der Raum dadurch nämlich größer. In größeren Räumen sind intensive Farbinseln zu empfehlen, da knallige Flächen erdrückend wirken können.

Ein Farbmotto im gesamten Wohnraum

Ebenfalls hilfreich sei, ein Farbmotto zu wählen. Das empfiehlt Interieur Designerin Auersperg. Das heißt: Wer eine gelbe Wand im Esszimmer will (regt den Appetit an), kann im Wohnzimmer mit einem gelben Sessel und im Bad mit roten Handtüchern widerspiegeln.

Ein Wohnzimmer mit einem grauen Sofa, gelben Sesseln und einem bunten Teppich.

Auersperg: „Farben sollten grundsätzlich im gesamten Wohnraum zusammenpassen oder aus einer Farbfamilie stammen.“ Um herauszufinden, was passt, können Farbtonmuster testweise auf einem Tablett kombiniert, getauscht und reduziert werden.

Farbtests: Ums Eck streichen

Wer Farbe zum Test lieber auftragen will, sollte am besten um die Ecke streichen, sodass das Licht von zwei verschiedenen Winkeln auf die Farbe scheint. Unabhängig davon, welche Farben gewählt werden, empfiehlt Innenraumgestalterin Mónica Martí-Sanchis die Decke weiß zu streichen, sodass „das Auge einen natürlichen Weißabgleich machen kann.“

Außerdem sollten rund zehn Zentimeter von der Decke zur Wand nach unten weiß gestrichen werden. So wirke der Raum größer und strukturierter.

Ein Wohnzimmer mit Kamin, Barwagen und Blick in ein Esszimmer.

Keine Angst vor Farbe

Keine Angst vor Farbe ist der wichtigste Appell von Martí-Sanchis: „Das ist nicht wie ein Sofakauf. Farbe kann schnell und preiswert übermalt werden, wenn sie nicht gefällt.“ Farben sind ein Gestaltungselement. Sie helfen, Bereiche zu definieren.

Regale in einer Küche mit Vorratsgläsern, Schüsseln und Kochutensilien.

Als Beispiel nennt sie Wohnküchen. „Sie sind modern, aber leider auch ungemütlich, weil sie oft zu groß sind.“ Farbe gibt diesem meist 50 Quadratmeter großen Raum einen Rahmen. Ihr Tipp: Die Wände von Koch-, Ess- und Wohnbereich jeweils mit einem anderen Ton aus derselben Farbfamilie bemalen.

Nicht mehr als drei Farben

Im gesamten Haus empfiehlt die Wohnraumgestalterin drei Farben: „Ein neutraler Ton wie Beige kann mit kräftigeren Farben wie Orange und Senfgelb kombiniert werden.“

Wer sich trotzdem nicht zu Farbe durchringen kann, muss wissen: Weiß ist nicht gleich Weiß. Experten empfehlen: Je heller ein Raum ist, desto wichtiger ist gute Farbqualität. Da Licht die Farbe der Wände widerspiegelt, kann die Oberfläche bei schlechter Qualität bröckelig aussehen.

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