Farbdesigner Simon Hutchinson: „Gutes Farbdesign ist zeitlos“
KURIER: Herr Hutchinson, Sie erwecken jahrhundertealte Farbe wieder zum Leben. Wie entstehen diese Töne heute?
Simon Hutchinson: Sobald ich die historische Periode einer Farbe kenne, weiß ich ungefähr, wie die Farbe zusammengestellt ist. Dann probiere ich aus, wie viele Tropfen von welcher Farbe hineingehören, bis der Farbton stimmt. Chemische Tests helfen zudem, Pigmente zu bestimmen. Wir kreieren dann eine stabile Farbe mit modernen Pigmenten, die in jedem Licht so reagiert, wie es der originale Farbton gemacht hätte.
Welches Licht verwenden Sie beim Mischen von Farben?
Ich sehe den chemischen und wissenschaftlichen Aspekt des Farbenmischens sehr kritisch. In der Chemie ist D56 synthetisches Tageslicht. Das ist industrieller Standard. Wenn eine Farbe in diesem Licht funktioniert, wird sie produziert. Meine Überlegung ist aber, dass niemand dieses künstliche Licht zu Hause hat, sondern echtes Tageslicht. Daher arbeite ich mit einer Mischung aus synthetischem- und natürlichem Licht.
Woher kommt diese Leidenschaft?
Ich war immer an Farben interessiert. Wenn man so lange an etwas arbeitet, wird es irgendwann ein Teil von dir. Das macht meine Frau verrückt, weil ich ständig etwas verändern will. Farben sind etwas sehr Individuelles und haben mit eigenem Geschmack und Gefühlen zu tun.
Woher kommen Farbtrends?
Weil Magazine uns erzählen, was Trend ist.
Heißt das, man muss etwas nur oft genug sehen, bis es gefällt, obwohl es eigentlich nicht gefällt?
Ja, genau das ist der Punkt. Das Unterbewusstsein ist beeinflusst, auch wenn man versucht, es nicht zu sein. Menschen folgen Trends, weil sie wissen, dass es mehr Likes auf Instagram bringt. Das ist eine traurige Situation. Ich versuche in privaten Häusern nicht darüber nachzudenken und stattdessen eine Farbpalette zu entwerfen, die nicht datiert ist. Gutes Farbdesign ist zeitlos.
Trotzdem muss ich fragen: Welche Farben kommen als Nächstes?
Meinen Sie was Little Greene als Nächstes macht oder was der nächste Farbtrend sein wird?
Geht das nicht Hand in Hand?
Ja, das stimmt. Little Greene ist ein Unternehmen, das Farben verkaufen will. Also ja, natürlich sind wir auch zu einem gewissen Maß Sklaven von Trends. Wenn man sie allerdings selbst setzt, ist man einen Schritt voraus und alles andere fügt sich. Daher arbeiten wir bereits an der nächsten Palette. Es wird einige neue Töne geben, mehr kann ich nicht verraten.
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