Wer auf wenig Feinde trifft, hat leichtes Spiel, Fuß zu fassen. Zuerst flogen die braunen Krabbler aus dem Osten ein, dann folgten die grünen Stinker aus dem Süden. Insgesamt kommen in Österreich rund 70 Baumwanzenarten vor, weltweit sind es 6.000. Immer wieder werden Bioinvasoren heimisch, so wie – siehe oben – im Jahr 2015 die Marmorierte Baumwanze, gebürtige Asiatin, und die Grüne Reiswanze zentralafrikanischer Abstammung vor drei, vier Jahren. Im Moment ziehen die robusten Profiteure des globalisierten Handels und des Klimawandels mit kurzen, milden Wintern in mehreren Generationen um die Häuser.
Experten wissen, warum die Lästlinge das tun und wie man die ungebetenen Gäste los wird. Zerdrücken ist jedenfalls keine gute Idee.
„Wir haben derzeit viele Anfragen wegen der Baumwanzen“, sagt Kammerjäger Manuel Matzner, der mit Smart Hygiene Schädlingsbekämpfung in allen Bundesländern anbietet. Auch Berufskollegen in Wien bestätigen aufgeregte Telefonate mit phobischen Großstädtern. Mancherorts hat man sich jedoch bereits an die Neuankömmlinge gewöhnt.
Verbreitung
Zumindest in der subjektiven Wahrnehmung sind heuer besonders viele Wanzen unterwegs. Verlässliche Vergleichswerte zu den Vorjahren gibt es nicht; die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES hat erst 2021 ein Monitoring für die beiden Bioinvasoren eingerichtet.
Fest steht aber, dass die beflügelten Sechsfüßer ihr Zuhause verlassen, sobald die Temperaturen unter 10 C sinken. Fallen die Blätter, versiegen die Pflanzensäfte unter der Rinde, begeben sich die plumpen Brummer auf die Suche nach einem Winterschlafquartier. Und verirren sich dabei – angezogen von der warmen Fassade oder von Licht – in die Ritzen bzw. offenen Fenster der Wohnungen.
„Wir haben beide Arten als Lästlinge eingestuft“, sagt Alexander Lorber von den Wiener Stadtgärten/Pflanzenschutz. Für die Bäume im städtischen Bereich sind die vegetarischen Sauger kein Problem. In Privatgärten, vor allem aber in der Landwirtschaft sind sie als Schädlinge eingestuft. Hier verursachen sie mit ihrem einklappbaren Rüssel u.a. unappetitliche Flecken auf Obst und Gemüse.
Stinkdrüse
Menschen würde es vor allem „grausen“; nicht zuletzt, weil die Tierchen zur Abwehr ein „gewaltig stinkendes Sekret“ absondern können. Es entweicht aus einer Drüse am Hinterleib, sobald sich die Baumwanze bedrängt fühlt. Der Geruch hält sich lange penetrant.
„Vorbeugend können Insektenschutzgitter Baumwanzen abhalten. Alle Fugen müssen abgedichtet werden“, rät Manuela Lanzinger von die Umweltberatung. Landet ein Überflieger – die grünen färben sich im Herbst übrigens rotbraun – versehentlich im Haus, rücken Jäger am besten mit Glas und Papier aus. Die Beute entlassen sie dann in die Freiheit. Neuerdings gibt es Pheromonfallen, die von den Einflugschneisen weglocken sollen. Professionelle Schädlingsbekämpfer haben keinen Auftrag. In den vier Wänden, wissen alle Experten, sind die Überlebenschancen der Wanzen begrenzt. Wasser- und Nahrungsmangel bringen die harmlosen Stinkbomben bald um.
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