Natürliche Alternativen aus dem Labor
„Blattlauslöwe“ wird die Larve der Florfliege (Bild oben) auch genannt und einen Löwenhunger hat das kleine Insekt tatsächlich. Rund 200 Blattläuse, Wollläuse, Thripse oder Spinnmilben vertilgt ein einziges pro Woche. Diesen gesunden Appetit auf Schädlinge will man ganz gezielt und massenhaft einsetzen.
Eine Million Florfliegenlarven schlüpft wöchentlich in Alland (Bezirk Baden) aus den Eiern. Geburtshelfer ist dabei die „Insect Laboratory Research GmbH“ (ILR) (www.insectlab-austria.com). Das Start-up hat sich auf die Zucht von Nützlingen für die Landwirtschaft spezialisiert und liegt damit im Trend.
Geschäftsführer Florian Mayer hat mit der Thematik vor zehn Jahren Bekanntschaft gemacht, allerdings über die technische Seite, als er Apparate für die UNO zur Zucht steriler Moskitos entwickelte. Der Schritt zur eigenen Insektenzucht lag dann nahe. Florfliegen boten sich an, weil „sie effiziente Schädlingsbekämpfer und vielfältig einsetzbar sind“, sagt Mayer. Außerdem „war es eine Herausforderung, weil die Aufzucht recht komplex ist, die Larven fressen sich nämlich gerne gegenseitig auf“.
Das Experiment gelang, die technischen Geräte werden selbst am Standort gebaut. Derzeit schlüpft eine Million Larven wöchentlich. Dabei beginnt die Saison gerade erst, bei Bedarf kann man die Zucht „auf Knopfdruck“ regulieren.
Die hier gezüchteten Florfliegen können vom Privatgarten über den Obstbau bis zur klassischen Landwirtschaft eingesetzt werden. „Ein bisschen Überzeugungsarbeit ist manchmal schon notwendig“ meint Mayer, aber die Argumente seien schlagend: „Der Landwirt muss sich um nichts kümmern; ausgebracht werden die Larven von uns mittels Drohne. Im Gegensatz zu Pestiziden ist man nicht auf gewisse Spritzzeiten angewiesen, sondern kann bei Bedarf bis kurz vor der Ernte Schädlinge bekämpfen, und effektiv sind sie natürlich auch“. Die Gefahr einer „Überdosis“ besteht übrigens nicht: Finden die Florfliegen zuwenig Futter am Feld, fressen sich sie gegenseitig auf.
In Entwicklung ist derzeit bei ILR ein weiterer biologischer Helfer: der Ameisenbuntkäfer. Seine Larven gelten als verfressene Feinde des Borkenkäfers, der derzeit große Schäden in heimischen Wälder verursacht. Die Zucht scheiterte bisher an der Technologie, aber Mayer und sein Team sind zuversichtlich, das Rätsel zu knacken. Und Mayer betont: „Wir reden hier immer von heimischen Insekten. Zu jedem Schädling gibt es auch einen Nützling“. Und er ist überzeugt: „Auf dem Gebiet wird sich noch viel tun.“
Duft im Weingarten
Auf ökologische Helfer statt auf die chemische Keule setzt man vermehrt auch im Weinbau. In Baden wurden zur Bekämpfung des Traubenwicklers 25 Hektar Weingarten mit Pheromonen geschützt. Die Raupen des Kleinschmetterlings sorgen ab Juni für Schäden an den Weinkulturen. Durch die Pheromonfallen wird dieses Problem auf ökologische Weise angegangen.
Pheromone sind Duftstoffe, mit denen die Weibchen des Traubenwicklers die Männchen anlocken. Die synthetisch hergestellten Pheromone überlagern die Duftspur der Weibchen, die Männchen werden verwirrt (deshalb auch Konfusionsmethode) und sie finden nicht mehr zu den Weibchen, die Population wird reduziert.
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