Aber nicht nur in den USA leben Politiker gefährlich. Für weltweites Entsetzen sorgte erst vor zwei Jahren die Ermordung des ehemaligen japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe. Der Politiker wurde am 8. Juli 2022 bei einer Wahlkampfveranstaltung von einem Ex-Soldaten erschossen.
Schock in Deutschland
In Deutschland kam es 1990 zu zwei spektakulären Anschlägen. Am 25. April 1990 wurde bei einer Wahlkampfveranstaltung ein Messerattentat auf den SPD-Kanzlerkandidaten Oskar Lafontaine verübt. Und am 12. Oktober 1990 wurde Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ebenfalls während einer Wahlkampfveranstaltung niedergeschossen. Lafontaine und Schäuble überlebten. Schäuble war seither querschnittgelähmt.
Vier Jahre zuvor, am 28. Februar 1986, wurde der schwedische Ministerpräsident Olof Palme auf dem Heimweg nach einem Kinobesuch in der Stockholmer Innenstadt erschossen. Erst im Jahr 2020 wurde eine inzwischen verstorbene Person als Täter ausgeforscht.
Blickt man in die Geschichte zurück, so muss man festhalten, dass der Job des Herrschers immer mit Lebensgefahr verbunden war. Schon in der Antike.
Das Attentat auf den römischen Feldherren und Politiker Gaius Julius Cesar am 15. März 44 vor Christus ist wohl eines der berühmtesten in der europäischen Geschichte. Nach 13 Jahren anschließendem Bürgerkrieg hatten seine Anhänger, alle Verschwörer – 50 bis 60 Personen – ermordet.
Danach wurde Rom ein Kaiserreich. Zahlreiche Kaiser kamen durch Anschläge an die Macht oder wurden ermordet. Zu den bekanntesten Opfern zählen Caligula (41 n. Chr.), Commodus (192), das war der Sohn und Nachfolger des berühmten Marc Aurel, oder Caracalla (217), der mit den gleichnamigen Thermen.
Mord an den Kalifen
Mord und Totschlag herrschten von Beginn an auch bei den arabischen Kalifen. So kamen gleich drei der vier Nachfolger des Politikers, Heerführers und Propheten Mohammed bei einem Attentat ums Leben: 644 der Kalif Umar, sein Nachfolger Uthman 656 und der Kalif Ali im Jahr 661. Alis Ermordung löste die Spaltung des Islam in Sunniten und Schiiten aus.
Parlament im Visier
Zurück nach Europa. Im Mittelalter gehörten Attentate auf die Herrschenden sozusagen zur Staatsräson. Das wurde in der Neuzeit nicht besser. 1605 wollte eine Gruppe von katholischen Verschwörern den protestantischen König Jakob I. gleich samt Familie, Regierung und allen Abgeordneten bei der Parlamentseröffnung am 5. November in die Luft jagen. Der Keller des Parlaments wurde dazu mit Sprengstoff versehen. Durch Zufall wurde das Attentat vereitelt.
Auch der Beruf des russischen Zaren war stets ein Hochrisikojob. Zar Alexander II. zog Attentäter scheinbar sogar magisch an. Er überlebte nicht weniger als fünf Anschläge, ehe der sechste im Jahr 1881 gelang.
Auf seinen Sohn und Nachfolger Alexander III. gab es ebenfalls einen (gescheiterten) Anschlag. Daran beteiligt war der Bruder des späteren Sowjetdiktators Wladimir I. Lenin. Die Hinrichtung seines Bruders motivierte Lenin zum Einstieg in die Politik. Am 30. August 1918 schoss dann eine Frau nach einer Rede in einer Moskauer Fabrik auf Lenin. Er überlebte schwer verletzt. Der Anschlag diente den Kommunisten als Rechtfertigung für den „Roten Terror“.
Auch ein anderer Tyrann des 20. Jahrhunderts überlebte die gegen ihn ausgeführten Attentate: Adolf Hitler. Etwa den Anschlag am 20. Juli 1944 in seinem ostpreußischen Hauptquartier. Die Bombe in der Besprechungsbaracke explodierte, aber Hitler überlebte.
Dieses Glück blieb Friedenpolitikern oft versagt. So fiel der Mann, der Indien mit seiner Lehre des gewaltlosen Widerstands erfolgreich in die Unabhängigkeit geführt hatte, einem Attentat zum Opfer. Am 30. Januar 1948 erschoss ein fanatischer Hindu Mahatma Gandhi. Motiv: Gandhi trat für eine Aussöhnung zwischen Hindus und Moslems ein.
Wenn Leibwächter töten
Bleiben wir in Indien. Die langjährige Ministerpräsidentin Indira Gandhi teilte das Schicksal ihres Namensvetters, mit dem sie nicht verwandt war. Am 31. Oktober 1984 wurde sie auf dem Weg zu einem Interview mit dem weltbekannten Universalkünstler Peter Ustinov im Vorgarten ihres Hauses in Neu-Delhi von Mitgliedern ihrer Sikh-Leibgarde erschossen. Zuvor hatte die Armee bei Kämpfen in Nordindien 2000 Sikhs ermordet.
Am 21. Mai 1991 kam dann ihr Sohn und ehemaliger indischer Premierminister Rajiv Gandhi während eines Wahlkampfauftritts bei einem Selbstmordattentat ums Leben.
Abschließend noch ein Blick in den Nahen Osten. Dort fielen zwei Jahrhundert-Politiker einem Attentat von Fanatikern aus den eigenen Reihen zum Opfer: 1981 der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat, weil er Frieden mit Israel geschlossen hatte und 1995 der israelische Ministerpräsident Jitzchak Rabin, weil er die Aussöhnung mit den Palästinensern gesucht hatte.
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