Als Afghanistan aus dem Mittelalter geholt und modern werden sollte

Die kommunistische Partei PDPA stürzt die Regierung und beginnt mit Reformen nach dem Muster des Marxismus-Leninismus
Wenn heute von Afghanistan die Rede ist, geht es fast ausschließlich um die reaktionären Taliban und ihr rückständiges Frauenbild. Dabei gab es mehrere Versuche, das Land zu modernisieren.

Sommer in den 1970ern: Ganze Familien klettern in ihre VW-Busse und brechen Richtung Osten auf. „Damals war Afghanistan für viele Europäer ein Traumland. Der Hindukusch war besonders bei österreichischen Bergsteigern sehr beliebt“, erzählt Gabriele Rasuly. Die Kultur- und Sozialanthropologin der Uni Wien weiß auch, dass Busse auf dem „Hippie Trail“ von Amsterdam nach Indien verkehrten „und viele junge Leute in Afghanistan hängen blieben“. Es war die Zeit, in der in Bamiyan mit seinen imposanten Buddha-Statuen so etwas wie ein früher Tourismus entstand.

Es war auch die Zeit, in der die afghanischen Kommunisten ihren Landsleuten eine Modernisierungskur verordneten – „ohne zu bedenken, dass ein Großteil der afghanischen Gesellschaft für diese Art der schnellen Modernisierung nicht bereit war. Das hätte viel mehr Zeit gebraucht“, analysiert die Afghanistan-Expertin. So wurden auf dem Land Schulen errichtet, auch für Mädchen. Nicht einmal ältere Frauen blieben von der Bildungskampagne verschont, wurden mit Lkw abgeholt und in Alphabetisierungszentren gesteckt. Die Folge: breite Ablehnung.

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