US-Politiker erklärt steigenden Meeresspiegel durch fallende Felsen

Die Kreidefelsen von Dover sind hellweiße Klippen, die einen Teil der britischen Küstenlinie bilden und über die Straße von Dover nach Frankreich schauen.
Ein republikanischer Kongressabgeordneter sorgt mit seinen Aussagen zum globalen Anstieg des Meeresspiegels für Aufsehen.

Donald Trump hält den Klimawandel bekannterweise für eine Lüge. Daraus macht er keinen Hehl. 2012 verkündete er auf Twitter, dass der Klimawandel eine Erfindung der Chinesen sei, mit dem Ziel die amerikanische Wirtschaft zu schädigen. Aktive Maßnahmen gegen den fortschreitenden Klimawandel lehnt er ab, im Juni trat die USA unter Trumps Führung aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aus. Im Dezember des vergangenen Jahres wurde bekannt, dass Trump den Klimawandel von der nationalen Sicherheitsa­genda streichen will.

Felsbrocken "schuld an steigendem Meeresspiegel"

Die Erderwärmung, und den damit einhergehenden Anstieg des Meeresspiegels, erkennt auch Mo Brooks nicht an. Brooks, seines Zeichens Republikaner und Mitglied des US-Repräsentantenhauses für den Bundesstaat Alabama, erklärte den steigenden Meeresspiegel kürzlich damit, dass große Felsbrocken, die überall auf der Welt an Küsten ins Wasser fallen, der eigentliche Grund dafür seien.

In einem Hearing des Committee on Science, Space and Technology des Repräsentantenhauses verwies Brooks am Mittwoch auf Sedimentablagerungen und Erosion als Ursachen. In einer Befragung von Philip B. Duffy, Physiker und Leiter des Woods Hole Research Center (Forschungsorganisation, die unter anderem den Klimawandel erforscht, Anm. der Redaktion), postulierte Brooks, dass Schluff und Schlamm durch Flüsse ins Meer gespült würden, was eine Verdrängung von Wassermassen und damit einen Anstieg des Meeresspiegels bedingen würde. "Dann gibt es weniger Platz in diesen Meeren, weil der Grund nach oben steigt", so Brooks laut Guardian.

Brooks erklärte weiter: "Was ist mit den Kreidefelsen von Dover (…) wo die Wellen gegen die Küste donnern, und von Zeit zu Zeit brechen die Felsen ins Meer. Das alles verdrängt Wasser, was dazu führt, dass es ansteigt, oder nicht?"

Philip B. Duffy gab in seiner Antwort zwar zu bedenken, dass es sich dabei um minimale Effekte handle. Im Verlauf der Befragung stellte Brooks aber außerdem die These auf, dass die Eisflächen in der Antarktis nicht schmelzen, sondern sich sogar vergrößern würden. Auch diese Theorie wies Duffy zurück. Er konterte, dass Satellitenaufzeichnungen des National Snow and Ice Data Center und der National Aeronautics and Space Administration das "Schrumpfen der antarktischen Eisfläche und eine Beschleunigung dieses Schwunds" eindeutig belegen.

Beeindrucken ließ sich Brooks von diesen Ausführungen nicht. Er berief sich auf Informationen der NASA, die das Gegenteil beweisen würden.

Schmelze am Nord- und Südpol

Im Gegensatz zum Pendant im Norden – der Arktis – galt das Eis des Südkontinents tatsächlich lange Zeit als stabil. Inzwischen werden aber auch dort die Gletscher immer kleiner und in einigen Gegenden könnte der Prozess der Schmelze unumkehrbar sein, wie amerikanische Wissenschaftler von der University of California 2017 in einer Erhebung festhielten (mehr dazu hier).

Die Arktis im Norden ist noch schlimmer betroffen: Dort maßen Forscher des Alfred-Wegener-Institut (AWI) für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven im Februar dieses Jahres die geringsten Monatswerte bei Eisfläche und -dicke seit Beginn der Aufzeichnungen auf (mehr dazu hier). Trotz natürlicher Schwankungen sei der Trend klar: Die Eisdecke auf dem Nordpolarmeer schrumpfe im Monat Februar um durchschnittlich 2,8 Prozent pro Dekade.

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