Konsum von Alkohol beginnt immer früher

Konsum von Alkohol beginnt immer früher
Bereits elftes bis zwölftes Lebensjahr als Einstiegsalter, Zahl der Alkoholkranken wächst erstmals seit langem.

Jahrelang war die Zahl der alkoholkranken Menschen in Österreich auf einem zwar hohen, aber stabilen Niveau. Doch Freitag sagte der Ärztliche Leiter des Anton Proksch Instituts (API), Univ.-Prof. Michael Musalek bei den österreichischen Ärztetagen in Grado, dass es erstmals seit Langem wieder Zuwachsraten gebe.

Tatsächlich zeigt die jüngste offizielle Statistik einen Zuwachs bei den absoluten Zahlen: Im neuen „Handbuch AlkoholÖsterreich 2013“ , herausgegeben vom Gesundheitsministerium und erstellt vom Bereich Suchtpräventionsforschung und -dokumentation (SucFoDok) des API ,wird die Zahl der chronisch Alkoholkranken mit ca. 360.000 ausgewiesen. In der Ausgabe von 2011 sind es 340.000. Dieser Anstieg dürfte aber in erster Linie auf den Bevölkerungszuwachs zurückzuführen sein. Denn in beiden Publikationen wird der Anteil der chronisch alkoholkranken Menschen an der Gesamtbevölkerung mit unverändert fünf Prozent angegeben.

Hinzu kommen weitere zwölf Prozent der Bevölkerung mit problematischem Alkoholkonsum (Alkoholmissbrauch) – auch dieser Prozentsatz ist in Publikationen von 2011 und 2013 unverändert. Dieser „problematische Konsum“ ebenfalls bereits über der Gefährdungsgrenze zur Sucht (siehe Grafik) wird heute laut Musalek bereits als Frühstadium der Alkoholkrankheit gesehen.

„Im Spitzenfeld“

Die Alkoholkranken werden auch immer jünger, sagte Musalek: „Vor 20 Jahren lag das Einstiegsalter für Alkoholkonsum beim 15. Lebensjahr, jetzt liegt es beim elften bis zwölften Lebensjahr. Mit 16 Jahren haben schon 85 Prozent der Jugendlichen mehrfach Alkohol konsumiert und auch schon Rausch­erfahrungen gemacht. Österreich ist im internationalen Vergleich im Spitzenfeld“, erklärte der Psychiater.

Und ähnlich wie beim Rauchen (der KURIER berichtete) ist auch bei den Alkoholkranken der Frauenanteil steigend: „Vor 20 Jahren hatten wir ein Verhältnis von vier alkoholkranken Männern zu einer alkoholkranken Frau. Derzeit liegen wir bei 3,2 zu eins. In 30 Jahren wird das Verhältnis zwei zu eins betragen.“

Die Alkoholkrankheit werde heute auch eher als eine Folge anderer psychiatrischen Erkrankungen gesehen, als dass sie selbst am Beginn psychischer Leiden stehe. Musalek: „Wir gehen heute davon aus, dass die Suchterkrankung eher eine Erkrankung ist, die sich auf eine andere psychische Erkrankung aufpfropft.“

Rückläufig ist die durchschnittlich täglich konsumierte Alkoholmenge. Auch die Anzahl der täglichen Alkoholkonsumenten nahm ab: Von 12,3 % im Jahr 1993/1994 auf 6,6 % 2008.

„Wenn das Einstiegsalter sinkt, wird man sich Präventionsmaßnahmen in den Schulen überlegen müssen“, sagt Chefarzt Georg Psota vom Psychosozialen Dienst (PSD) der Stadt Wien. www.api.or.at www.alk-info.com

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Grafik: Christa Breineder

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