Wieder positiv kurz nach Corona-Infektion: Häufiger als angenommen
Solche Fälle kennen viele aus dem eigenen Umfeld bzw. aus diversen Berichten in den sozialen Medien: Man hat eine Corona-Infektion, bestätigt durch einen PCR-Test, macht die Infektion (mit oder ohne Symptomen) durch und hat einige Tage später ein negatives Testergebnis in den Händen. Doch nochmals einige Tage später schlägt ein Antigen- oder PCR-Test neuerlich positiv aus. Jetzt zeigt eine neue Studie, dass dieses Phänomen doch häufiger zu sein scheint als bisher angenommen - auch dann, wenn man das antivirale Medikament Paxlovid nicht bekommen hat, das die Wahrscheinlichkeit dafür etwas erhöht. Allerdings nicht in dem Ausmaß, wie in sozialen Medien teilweise spekuliert wird.
Medial wird dieser "Rebound-Effekt" (von englisch reboud "Rückprall"), manchmal auch als "Bumerangeffekt" bezeichnet, vorwiegend mit Paxlovid in Zusammenhang gebracht. Die prominentesten Betroffen sind US-Präsident Joe Biden, First Lady Jill Biden und US-Top-Infektiologe Anthony Fauci. Sie alle erhielten Paxlovid und hatten kurz nach einem negativen Testergebnis wieder einen Virusnachweis.
Rebound-Effekt bedeutet das Auftreten eines erneuten positiven Corona-Test - mit oder ohne erneuten Covid-19-Symptomen - innerhalb von zwei bis acht Tagen nach einer ursprünglichen Genesung bzw. einem negativen Testergebnis. Dabei handelt es sich aber um keine neuerliche Infektion (Reinfektion), sondern ein Wiederaufflammen der ursprünglichen Infektion. Offenbar ist bei manchen Menschen die Therapiedauer zu kurz, um das Virus vollständig aus dem Körper eliminieren zu können.
Laut einer Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC sind die Symptome bei einem solchen Wiederauftreten allerdings tendenziell milder und es ist unwahrscheinlich, dass es zu einer Spitalsaufnahme kommt.
Paxlovid reduziert laut der Zulassungsstudie von Pfizer das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf (Spitalsaufnahme oder Tod) um rund 90 Prozent (gegenüber der Placebogruppe).
Bisherige Studien zu dem Thema hatten einen großen Nachteil: Es wurden Patientendaten analysiert und ausgewertet, die bereits vor Beginn der eigentlichen neuen Studie vorlagen - es war also nur ein Blick zurück möglich ("retrospektiv"), auf Daten von Personen, bei denen bereits vor längerem ein solcher Rebound festgestellt werden konnte.
Jetzt gibt es aber Ergebnisse einer US-Studie, bei der neue Daten ganz gezielt für diese Untersuchung gesammelt wurden. Die Studie wurde vom Scripps Research Translational Institute (SRTI) und der virtuellen Pflegeplattform eMed durchgeführt. Sie ist vorab (ohne externe Prüfung) als Preprint veröffentlicht worden. Die Forscher schlossen in ihre Studie Personen ein, die mit einem Antigen-Schnelltest positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden - und bei denen ein Arzt empfahl, dass sie Paxlovid einnehmen sollten, weil sie ein hohes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf hatten. Alle Probanden bekamen vom Arzt eine Verschreibung für Paxlovid.
Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer wurden dann in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine mit jenen Personen, die sich für die Paxlovid-Therapie entschieden hatten, und die anderen, die trotz ärztlicher Verschreibung Paxlovid nicht einnehmen wollten (Kontrollgruppe).
Alle bekamen 12 Antigen-Schnelltests zugesandt mit der Auflage, täglich einen Test durchzuführen. Gleichzeitig wurden regelmäßig Symptome abgefragt.
Nach einer 16-tägigen Beobachtungsphase konnten schließlich die Daten von 170 Studienteilnehmern ausgewertet werden, 127 in der Paxlovid-Gruppe und 43 in der Kontrollgruppe ohne Paxlovid. Als Rebound wurde gewertet, wenn nach einem negativen Testergebnis des Antigentests neuerlich ein positives Ergebnis vorkam.
- In der Paxlovid-Gruppe gab es bei 14 Prozent ein solches neuerliches positives Testergebnis, also einen Rebound. Aber auch in der Gruppe ohne Paxlovid hatten 9 Prozent einen neuerlichen positiven Test.
- Ein neuerliches Auftreten von Corona-Symptomen (Husten, Fieber, Geschmacksverlust, etc.) zeigte sich in der Paxlovid-Gruppe bei 19 Prozent, in der Gruppe ohne Paxlovid bei 7 Prozent.
"Unerwarteter Bonus"
In den sozialen Medien waren zuvor deutlich höhere Rebound-Raten von Paxlovid diskutiert worden. "Wir können uns aber nicht auf Wahrnehmungen verlassen, die auf Anekdoten und Social Media basieren", schreibt US-Experte Eric Topol in einem Kommentar. Der einzige verlässliche Weg für gesichertes Wissen seien derartige in die Zukunft gerichtete Studien mit einer Kontrollgruppe. Der Überschuss an Rebound-Fällen zwischen der Paxlovid- und der Kontrollgruppe sei mit 5 bis 12 Prozent gering und deutlich geringer als "unsere Erwartungen und einige Schätzungen waren", die teilweise bis über 50 Prozent gingen.
Gleichzeitig ist die Rebound-Häufigkeit in der Paxlovid-Gruppe aber höher als sie es in der Zulassungsstudie des Arzneimittels war (2,3 Prozent).
Topol verweist aber auch auf einen "unerwarteten Bonus" von Paxlovid, den kürzlich eine andere Untersuchung gezeigt hat: Eine Reduktion des Risikos von Long Covid um 26 Prozent.
"Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Rebound-Häufigkeit sowohl auf Basis eines positiven Virustests als auch auf Basis der auftretenden Symptome nach Abklingen der Testpositivität oder dem Verschwinden der Symptome höher ist als bisher angenommen", heißt es dazu in der Pharmazeutischen Zeitung: "Allerdings gilt das sowohl für die Patienten, die mit Paxlovid behandelt wurden, als auch für die, die während der akuten Phase kein Paxlovid erhalten hatten. Rebound-Phänomene sind also nicht auf Fälle beschränkt, bei denen Covid-19 mit Paxlovid behandelt wurde, wie das durch manche Berichte in der Laienpresse suggeriert wird."
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