Eigener Kinderimpfstoff: Wann er kommt und was anders sein wird
Einige Bundesländer bieten bereits Impfmöglichkeiten für Kinder von fünf bis elf Jahren an. Allen voran Wien, in dem als erstem Bundesland eine eigene Impfstraße für Kinder eingerichtet wurde und wo eine große Nachfrage nach Terminen besteht. Noch sind diese Impfungen sogenannter „Off-Label-Use“, das heißt, es gibt noch keine Zulassung dafür. Verwendet wird bisher der Erwachsenenimpfstoff. Die Kinder werden nach eigener Aufklärung und Aufklärung der Eltern geimpft. Donnerstag Mittag hat die EMA die Zulassung für den Kinderimpfstoff von Biontech/Pfizer für die EU bekannt gegeben (mehr dazu hier...).
Es wird jedoch noch etwas dauern bis der eigene Kinderimpfstoff für unter Zwölfjährige zur Verfügung steht. Denn: Bisher wird auch für Kinder eigentlich der Impfstoff von Biontech/Pfizer verwendet, der für ab Zwölfjährige entwickelt wurde. Sie erhalten allerdings eine geringere Dosis.
Andere Pufferlösung
Während Jugendliche und Erwachsene 30 Mikrogramm mRNA verabreicht werden, erhalten Kinder unter zwölf Jahren 10 Mikrogramm, also ein Drittel. Biontech/Pfizer gab bereits bekannt, dass für Fünf- bis Elfjährige ein eigener Kinderimpfstoff auf den Markt kommen wird. Dieser wird ebenfalls zehn Mikrogramm mRNA enthalten. Ein Unterschied ist jedoch eine andere Pufferlösung, die verwendet wird. Pufferlösungen braucht es, um den pH-Wert des Impfstoffes konstant zu halten. „Pufferlösungen sind inaktiv und haben keinerlei Auswirkungen auf das Immunsystem oder auch die Impfreaktionen." Dass sich ein Lösungsmittel ändert, ist nichts Außergewöhnliches, das kennen wir von anderen Impfstoffen auch“, betont Karl Zwiauer, Kinderarzt und Mitglied des NIG. Die neue Pufferlösung solle dann auch beim Erwachsenenimpfstoff eingesetzt werden, sagt Zwiauer.
Beim Kinderimpfstoff wird der sogenannte Tris-Puffer eingesetzt. Er sorgt dafür, dass der Impfstoff länger haltbar ist als bisher. Die Pufferlösung ändert allerdings nichts an der Wirkweise des Impfstoffes oder an seiner Wirksamkeit gegenüber dem Virus. Das bestätigte auch Hersteller Pfizer, demnach der Tris-Puffer ein allgemein verwendetes Lösungsmittel ist, um den pH-Wert präzise halten zu können. Dies ist für die enthaltene mRNA-Formulierung notwendig – sie reagiert empfindlich auf Änderungen des pH-Wertes.
Einfachere Lagerung
Die Wahl der anderen Pufferlösung erleichtert auch die Lagerung des Impfstoffes. Der Erwachsenenimpfstoff mit der Pbs-Pufferlösung, ebenfalls eine häufig eingesetzte Lösung, muss bei minus 80 Grad Celsius gelagert werden. Bis zwei Wochen vor seiner Verwendung kann er bei minus 20 Grad gelagert werden. Der Kinderimpfstoff mit der anderen Pufferlösung kann hingegen bei Kühlschranktemperatur von zwei bis acht Grad Celsius aufbewahrt werden – bis zu zehn Wochen vor seiner Verwendung.
Ein weiterer Unterschied ist die Menge des Impfstoffes. Bisher werden 0,1 Milliliter Fünf- bis Elfjährigen geimpft – das entspricht einem Drittel der Menge, die Erwachsene bekommen. Der Kinderimpfstoff wird 0,2 Milliliter enthalten. Laut Zwiauer sei dies dann einfacher für den Arzt oder die Ärztin mit der Spritze aufzuziehen als bisher, da leichter dosiert werden könne. "0,1 Milliliter von der Erwachsenendosis aufzuziehen ist etwas aufwendiger, aber mit den richtigen Spritzen natürlich auch gut zu machen." Mit 0,2 Milliliter werde es aber einfacher.
Wann der Impfstoff kommt
Virologin Monika Redlberger-Fritz geht davon aus, dass es die Kinderimpfung von Biontech/Pfizer bald geben wird. „Es wird eine extra Kinderformulierung zugelassen, die muss aber erst produziert werden und wird ein bisschen später kommen", sagte die Expertin in der ORF-Sendung Stöckl live.
Beim Gesundheitsministerium heißt es auf KURIER-Nachfrage: „Mit einer Empfehlung der EMA bezüglich erster eigener Kinderimpfstoffe wird heute (Anm. Donnerstag) gerechnet. Diese würden dann EU-weit gegen Ende des Jahres 2021 zur Verfügung stehen, auch in Österreich.“ Das NIG werde daran anschließend sofort beraten und eine Empfehlung für beide Methoden erarbeiten. Mit dieser sei in den nächsten Tagen zu rechnen. Laut Zwiauer, der auch Mitglied des NIG ist, spreche aber nichts gegen die weitere Verwendung des Erwachsenenimpfstoffes.
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