Fünf Faktoren: So leben Sie zehn Jahre länger gesund
"Diese Studie kann für alle eine Motivation sein, die Neujahrsvorsätze gefasst haben", sagt die Stoffwechselexpertin Alexandra Kautzy-Willer, MedUni Wien. Wer im Alter von 50 Jahren fünf Faktoren für ein gesundes Leben berücksichtigt, kann viel gewinnen – rund ein zusätzliches Jahrzehnt an weitgehend gesunden Lebensjahren.
Jeder Faktor ist bekannt. Aber nur wenige Studien bisher haben analysiert, wie sich die Effekte einer Kombination von nicht rauchen, täglich 30 Minuten Bewegung, gesunde Ernährung (viele Ballaststoffe, Gemüse, Fisch, wenig rotes Fleisch), Normalgewicht und wenig Alkohol (maximal z. B. ein kleines Glas Wein täglich) auswirken.
US-Forscher der Harvard T. H. Chan School of Public Health analysierten für ihre im British Medical Journal erschienene Arbeit die Daten von 111.000 Personen, die seit mehr als 20 Jahren regelmäßig medizinisch untersucht werden. Speziell schauten sie sich an, in welchem Alter Herzkreislauf-Leiden, Typ-2-Diabetes und Krebs auftraten:
Gesunde Frauen, auf die im Alter von 50 Jahren vier oder fünf dieser positiven Lebensstilfaktoren zutrafen, konnten mit 34 weiteren gesunden Jahren rechnen. Hielten sie sich an keinen dieser fünf Faktoren (waren sie übergewichtig, machten sie kaum Bewegung, etc.), waren es lediglich 24 gesunde Lebensjahre.
Gesunde Männer, die mit 50 vier oder fünf dieser Lebensstilfaktoren beachteten, hatten im Schnitt 31 weitere gesunde Jahre vor sich – andernfalls waren es nur 24.
Frau-Mann-Unterschied
"Warum Frauen zehn Jahre gewinnen, Männer aber weniger als acht Jahre, weiß man nicht genau", sagt Kautzky-Willer. Allerdings: "Rauchen oder Bewegungsmangel etwa sind bei Frauen ein stärkerer Risikofaktor für Typ-2-Diabetes oder Herzkreislauf-Krankheiten. Alkohol wirkt bei Frauen schon in geringeren Dosen stärker schädigend. Und mit Typ-2-Diabetes verlieren sie mehr Lebensjahre als Männer." Durch den gesunden Lebensstil konnte der größte Gewinn bei der Diabetes-freien Lebenserwartung erzielt werden: "Der positive Effekt auf eine Vermeidung von Typ-2-Diabetes war noch stärker als auf die Verhinderung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs."
Gleichzeitig zeigte sich: "Wer bereits Typ-2-Diabetes hat und dann einen gesunden Lebensstil pflegt, kann noch gegensteuern und sein Risiko für Krebs- und Herzkreislauferkrankungen deutlich senken – um 30 bis 50 Prozent."
Und wie genau kommt es zu dem Gewinn bzw. Verlust an gesunden Lebensjahren?
Kautzky-Willer: "Der ungesunde Lebensstil führt zum Beispiel dazu, dass das blutzuckersenkende Hormon Insulin weniger effektiv wirkt als erwartet." Diese Insulinresistenz begünstigt chronische Entzündungsprozesse im Körper: "Und diese spielen bei der Entstehung von Diabetes ebenso eine Rolle wie auch von Atherosklerose (,Gefäßverkalkung‘) oder Krebs."
Wie die Gefäße von einem gesunden Lebensstil profitieren, erklärt Christoph Binder, Atheroskleroseforscher an der MedUni Wien: "In dem zum Beispiel regelmäßig Bewegung auch den Blutdruck senkt, kommt es zu weniger Ablagerungen an den Gefäßinnenwänden. Dadurch bleiben sie elastischer, jünger, auch der zellschädigende oxidative Stress ist geringer."
Bei Übergewicht wiederum wandern Entzündungszellen in das Fettgewebe ein, chronische Entzündungsprozesse werden beschleunigt und angetrieben: "Und es werden mehr Entzündungsbotenstoffe produziert, die dann auf verschiedene Organsysteme einen Effekt haben können."
Und auch Rauchen schädigt nicht nur über die direkte krebserregende Wirkung der Verbrennungsstoffe: "Auch Rauchen befördert den oxidativen Stress und ist ein wesentlicher Risikofaktor für Atherosklerose."
Mediziner Binder betont: "Die zentrale Botschaft ist: Alle diese fünf positiven Lebensstilfaktoren führen dazu, dass es weniger Ablagerungen in den Gefäßen gibt und ihre Funktion gut erhalten bleibt."
Nicht untersucht wurde in dieser Studie der Einfluss der Psyche: Einsamkeit und Depressionen etwa können die gesunden Lebensjahre in einem ähnlichen Ausmaß verkürzen wie andere Risikofaktoren. Der Einfluss der Psyche ist – anderen Studien zufolge – bei vielen Erkrankungen mindestens so groß wie die schädlichen Auswirkungen von Tabakrauchen.
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