Lockdown verhindern
Das "erste große Ziel" ist für Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) aktuell, einen weiteren Lockdown zu verhindern. Entscheidend hierfür soll künftig nicht mehr die Belegung der Intensivstationen sein, sondern jene der Normalstationen.
Einen konkreten Prozentwert, ab dem ein Lockdown notwendig werden würde, konnte Mückstein aber noch nicht nennen. Es sei derzeit noch offen, welches Ausmaß der Auslastung an den Normalstationen zu welchen Maßnahmen führen müsse. "Das wissen wir noch nicht."
Die Omikron-Variante gilt ansteckender ist als Delta, der Verlauf der Krankheit aber milder. Laut Gesundheitsminister ist die Wahrscheinlichkeit einer Spitalsaufnahme bei Omikron circa 40 bis 50 Prozent geringer als bei der Delta-Variante. Bekannt sei auch, dass bei der Delta-Variante etwa 20 Prozent der Intensivpatienten beatmet werden mussten, bei Omikron nur zwei Prozent.
Zwei Strategien
Generell gibt es laut Mückstein zwei mögliche Strategien, um mit Omikron umzugehen: den Lockdown oder es "tatsächlich mehr oder weniger durchrauschen" zu lassen, wie es etwa Großbritannien tut. Allerdings: "Wir gehen keinen von beiden Wegen.“
Denn der Ausweg aus der Krise sei nicht die Durchseuchung, sondern die Impfung, warb der Gesundheitsminister einmal mehr dafür, sich impfen zu lassen. "Wir wissen, dass die Impfung bei Omikron zu einer deutlich reduzierten Spitalsaufnahme und ebenso auf den Intensivstationen führt. Deswegen ist auch das Zeitfenster von wenigen Wochen, die wir jetzt noch haben, bis auch die Spitäler wieder mehr belastet werden, so wichtig, um es für die Impfung zu nützen."
Für Mückstein ist nach wie vor fix, dass die allgemeine Impfpflicht wie geplant mit Februar eingeführt wird.
Hospitalisierung höher als bei Alpha
Auch wenn Omikron wohl milder verlaufe als eine Infektion mit der Delta-Variante, "ist die Hospitalisierung nach aktuellen Daten deutlich höher als bei Alpha", mahnt Molekularbiologe Ulrich Elling via Twitter vor einer Strategie der Durchseuchung.
"Durchseuchung mag eine Option für die sein, die Selbstvertrauen in ihre persönliche Gesundheit haben. Für viele von uns stellt dieses Szenario aber eine echte Drohkulisse dar. Für all jene müssen wir einen dichten Schutzschirm spannen, bevor wir die Endemie einläuten“, gibt er zu bedenken.
Über kurz oder lang werde man das auch in den Spitälern spüren, wie ein Blick nach Großbritannien zeige: "Dort gibt es zwar viele Hospitalisierte aber relativ wenig Bedarf an Intensivpflege."
Welche Folgen Omikron hat, zeige auch ein Blick in die USA, wo die Krankenhausbelegung bald schon höher ist als während der gesamten bisherigen Pandemie. Gleichzeitig fehle derzeit viel Spitalpersonal, weil dieses ebenfalls infiziert ist. Den USA mache auch die niedrige Impfquote in manchen Bundesstaaten zu schaffen: "Dort erreichen auch die Belegungen der Intensivstationen bereits Rekordwerte in der Pandemie, Tendenz stark steigend. Omikron ohne Immunisierung ist eben immer noch Covid-19", macht der Mikrobiologe klar.
Sein Resümee: "Eine Durchseuchung ist ein unschätzbares Risiko“, auch weil man noch nicht wisse, wie häufig Omikron zu Long Covid führt.
Kinder müssen nach Infektion häufiger ins Krankenhaus
Wenn am heutigen Montag wieder die Schule beginnt, werden sich wohl trotz Vorsichtsmaßnahmen auch Kinder mit der neuen Omikron-Variante anstecken.
Das ist keine gute Nachricht, wie der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnt: Das würden Daten aus Südafrika und aus Großbritannien zeigen. Dort mussten nämlich weitaus mehr Kinder aufgrund einer Coronainfektion ins Spital eingeliefert werden als das bei Infektionen mit vorherigen Varianten der Fall war.
Laut den britischen Daten mussten während der vergangenen drei Wochen mehr Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ins Spital als während der gesamten ersten Welle. Während seit Mitte Dezember 1.598 junge Menschen wegen einer Coronainfektion im Krankenhaus aufgenommen werden mussten, waren es vom März bis August 2020 gerade einmal 1.333 – und das obwohl damals noch kein Kind geimpft war.
Christina Pagel, einer der führenden britischen Coronaexpertinnen, empfiehlt deshalb, dass andere europäischen Länder aus den Zahlen lernen sollten: Zum einen müsse man die Maßnahmen verschärfen, um die Spitäler zu entlasten, zum anderen sei es wichtig, auch die Kinder zu impfen.
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