Omikron: Warum an dieser Virusvariante niemand vorbei kommt
Noch vor zwei Monaten war Omikron vor allem Kennern des griechischen Alphabets ein Begriff. "Mittlerweile ist Omikron nichts, was man vermeiden kann", hat es ein Wissenschafter der Johns Hopkins Universität ausgedrückt. "Die meisten Menschen werden sich damit infizieren."
Verantwortlich dafür ist eine ungewöhnlich hohe Zahl von rund 50 Mutationen, die unterschiedliche Effekte haben. Was diese genetischen Veränderungen genau bewirken, wie sie entstanden sind und wie sich Omikron weltweit ausbreitet, zeigen nachstehend mehrere animierte Infografiken.
Was weiß man eigentlich über Omikron schon? Und gibt es auch hoffnungsvolle Signale, dass die Welle nicht so schlimm wird wie befürchtet?
Seit dem 26.11.2021 liegt die internationale Aufmerksamkeit auf Omikron: Damals erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO Omikron zu einer "besorgniserregenden Variante" des neuen Coronavirus.
Dafür gab es zwei wesentliche Gründe: Omikron kann der Antwort des Immunsystems auf die bisherigen Impfstoffe zumindest teilweise ausweichen. Und Omikron ist deutlich infektiöser als die Delta-Variante.
"Die meisten Menschen werden sich mit Omikron infizieren - einschließlich der Geimpften, einschließlich der Geboosterten", sagt Amesh Adalja vom "Johns Hopkins Center for Health Security" in der Washington Post.
Aber man müsse auf zwei verschiedene Weisen über Covid-19, die durch die Infektion ausgelöste Erkrankung, nachdenken: "Als milde Erkrankung in den Geimpften und als etwas, das nach wie vor ein Problem für die Hochrisikogruppe der Ungeimpften ist."
Omikron hat dank seiner Mutationen gegenüber Delta mehrere Vorteile bei der Übertragung von Mensch zu Mensch:
- Bereits mit anderen Varianten Infizierte kann Omikron leichter neuerlich infizieren.
- Es scheint einen Vorteil bei der Vermehrung in den oberen Atemwegen zu haben - aber einen Nachteil bei der Infektion der Lunge.
Und der dritte Vorteil:
- Die Generationszeit (die Zeit die es von einer Ansteckung bis zur nächsten braucht), ist mit 2 bis 3 Tagen deutlich kürzer als bei der Delta-Variante (4-5 Tage). "Das erklärt einen wesentlichen Teil des steilen Wachstums der Fallzahlen und des schnellen Abfalls bei Kontaktreduktion", schreibt der Bioinformatiker und Physiker Cornelius Roemer.
"Je höher die Zahl der Kontakte und damit der Anstieg der Fallzahlen, umso schneller (auch relativ) wächst der Anteil einer Variante mit kürzerer Generationszeit. Das gilt auch im Umkehrschluss. Eine Variante mit kürzerer Generationszeit verschwindet schneller, wenn die Fallzahlen sinken, zum Beispiel wegen Kontaktbeschränkungen. Je kürzer die Generationszeit, umso größer ist der Effekt von Maßnahmen." Damit aber wäre Omikron einfacher zu bekämpfen als befürchtet, sagt Roemer.
Die rasche Ausbreitung von Omikron hat auch zu großen Sorgen bezüglich der Wirksamkeit der bisherigen Impfstoffe geführt: "Der Impfschutz gegenüber einer symptomatischen Infektion ist nach zweifacher Impfung deutlich, aber auch nach dreifacher Impfung gegenüber dem Schutz bei anderen Varianten reduziert", schreibt das Robert-Koch-Institut.
In Blutproben von zweifach Geimpften und von Genesenen konnte die Virusvermehrung (Neutralisation) nur sehr eingeschränkt bzw. gar nicht gestoppt werden.
Mit Blutseren von dreifach Geimpften sowie von geimpften Genesenen ließ sich die Omikronvariante hingegen in vielen Fällen neutralisieren - was auch einen Schutz vor schweren Erkrankungen bedeutet. Deshalb wird nach wie vor davon ausgegangen, dass dreifach Geimpfte in der Regel nicht schwer erkranken. Wie lange dieser Schutz anhält, ist allerdings noch unklar.
Der renommierte US-Mediziner Eric Topol zeigte sich zuletzt auf Twitter optimistisch: Omikron kann viel schwerer als die anderen Varianten eine Covid-Lungenentzündung auslösen. Solche Studienergebnisse mit der Hoffnung auf mildere Krankheitsverläufe lindern zumindest etwas die Sorgen vor der raschen globalen Ausbreitung von Omikron.
Kommentare