Omikron im Kindergarten: Wie schützen wir unsere Kleinsten?
Omikron hat Österreich fest im Griff. Im Vergleich zu früheren Wellen, trifft es diesmal vermehrt die Kindergartenkinder. Stand Ende letzter Woche waren in Wien rund 150 Kindergärten teilweise gesperrt – in etwa 175 Gruppen gab es positive Fälle. Zwar zeigen Daten aus den USA, Großbritannien und Südafrika, dass die ansteckendere Omikron-Variante bei Kindern milder verläuft als Delta – die Spitalsaufenthalte waren im Schnitt kürzer, sie mussten seltener auf die Intensivstation – dennoch sind schwere Verläufe möglich, die Langzeitfolgen – Stichwort Long Covid – noch nicht absehbar. Wie aber können die Kleinsten geschützt werden?
Kaum Maßnahmen
Sie sind vor allem davon abhängig, dass ihr Umfeld Vorsorge trifft, etwa, indem Betreuungspersonen geimpft sind. Eine Impfung für Unter-Fünfjährige gibt es noch nicht, von Impfungen vor der Zulassung (Off-Label) wird von der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde abgeraten. Manche Eltern nehmen ihre Kinder aus Sorge vor einer Ansteckung vorübergehend aus dem Kindergarten. Kinderärzte und Psychologen warnen aber davor, Kleinkinder übermäßig zu isolieren.
Im Kindergarten selbst bleiben von den üblichen Maßnahmen nur Lüften und Testen. Masken sind bei kleinen Kindern nicht sinnvoll, sie werden zu oft abgenommen. Ein einheitliches Testsystem fehlt. Einzelne Bundesländer bieten freiwilliges Testen an, etwa das Burgenland, wo Eltern ihre Kinder fünfmal pro Woche testen können – zweimal mit einem Lollipop-PCR-Test, bei dem über das Lutschen eines Stäbchens Speichel entnommen wird, und dreimal pro Woche mit einem Lollipop-Antigentest.
Auch Niederösterreich setzt auf den Antigentest, er ist aber weniger zuverlässig als die PCR-Variante. In Wien wurden über die Kindergärten einmalig Gurgeltests an Kinder ab vier ausgeteilt. Dass diese gemacht werden, ist empfohlen, aber nicht verpflichtend.
Testen gut möglich
Selbst in Gruppen, in denen ein positiver Fall auftrat, können Kinder ungetestet kommen. Seit dieser Woche gilt die Regel, dass eine Gruppe erst geschlossen wird, wenn mindestens zwei Fälle auftreten oder eine Betreuungsperson positiv ist. Dann wird die Gruppe für fünf Tage geschlossen, alle müssen in Quarantäne. Ab dem sechsten Tag dürfen sie mit negativem PCR-Test wieder in die Gruppe.
"Für uns ist unverständlich, dass nach einem positiven Fall Kinder weiterhin ungetestet kommen dürfen. Sowohl unsere Mitarbeiterinnen, die seit vielen Monaten Großartiges leisten, um ein Stück Normalität zu bieten, als auch die Kinder haben ein Recht auf Schutz", sagt Susanna Haas, pädagogische Leiterin der St. Nikolausstiftung, die in Wien 85 Kindergärten und Horte betreibt. Zwar seien 90 Prozent des Personals geimpft, derzeit gebe es aber etwa gleich viele Fälle bei Betreuerinnen und Kindern.
"Das Testen funktioniert bei den allermeisten Kindern sehr gut, wenn man es ihnen zeigt und erklärt", betont Haas. Das belegt eine Studie der Uni Würzburg. Über ein halbes Jahr wurden 600 Kindergartenkinder regelmäßig getestet. Das Ergebnis: Spülen und Gurgeln werden am besten angenommen. Lassen sich mindestens die Hälfte der Kinder und des Personals zweimal wöchentlich testen, ist die Gefahr einer Übertragung so gering, dass eine kontinuierliche Betreuung möglich ist. Ab etwa drei Jahren können Kinder spülen, die Flüssigkeit wird in ein Glas gespuckt und von den Eltern in das Röhrchen umgefüllt –, ab etwa vier Jahren ist Gurgeln möglich. Bei Jüngeren funktionieren PCR-Lutschertests oder Rachenabstriche in Teststraßen am besten.
Dass es immer wieder Schließungen gibt, stecken Kinder laut Haas übrigens gut weg. "Man kann mit ihnen schon gut sprechen ohne ihnen Angst zu machen. Wichtig ist zu erklären, was man alles tut, damit sie möglichst sicher sind", so Haas.
Der positive Test heißt erst einmal: Quarantäne. Aber wie kann man ein Kindergartenkind vom Rest der Familie absondern? Gar nicht, meint Umweltmediziner Hans-Peter Hutter. "Wenn beide Elternteile geimpft sind, können sie sich ganz normal um das Kind kümmern. Natürlich wäre am besten, Maske zu tragen und sich zu isolieren. Das widerspricht aber den elterlichen Aufgaben und den Bedürfnissen des Kindes."
Kein Trennen bei Kleinkindern
Besteht für einen Elternteil oder ein Geschwisterkind ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf, etwa bei chronischen Erkrankungen, brauche es eine Lösung. Hutter: "In manchen Fällen ist ein Trennen möglich, etwa, wenn es ein Teenager ist, der sein eigenes Zimmer hat. Bei Kleinkindern ist das nicht sinnvoll." Das negativ getestete Kind könnte vorübergehend zu Oma und Opa – man müsse aber bedenken, dass es eventuell positiv wird.
Geburtstagspartys, Turnkurse und ähnliche Zusammenkünfte sollten derzeit vermieden werden. "Das Maximum wird bald erreicht sein, dann folgt eine Abklingphase von einigen Wochen. In dieser Zeit kann man auf gewisse Dinge, die eher ,Luxus’ sind, verzichten." Kinder würden verstehen, dass das nachgeholt wird, wenn man es ihnen entsprechend vermittelt.
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